Henriette Hömke (†): Die ehemalige Miss Sachsen hungerte sich zu Tode
HENRIETTE HÖMKE hatte ein Aussehen, von dem viele träumen. Doch sie empfand ihren schlanken Körper als zu dick. Mit immer mehr Sport und immer weniger Essen hungerte sich die ehemalige Miss Sachsen zu Tode
Sie gehörte zu den hübschesten Mädchen Deutschlands: leuchtend blaue Augen, lange Beine, blonde Mähne und eine fein geschwungene, schmale Taille. Doch Henriette Hömke († 29) gelang es nicht, ihre eigene Schönheit zu sehen. Sie glaubte weder den Juroren, die sie 2006 zur Miss Sachsen wählten, noch ihrer Familie. Auch nicht den Worten ihres damaligen Freundes, des Schalke-Torwarts Ralf Fährmann, 28. Und am allerwenigsten glaubte sie dem Spiegel. Die junge Frau, die ihr entgegenblickte, war in ihren Augen alles andere als perfekt.
Als sie bei der Wahl zur Miss Germany im Europa-Park Rust 2007 nicht auf einen der vorderen Plätze kam, muss sie dafür einen Grund gesucht haben. In ihrem Umfeld heißt es, damals habe schleichend die Magersucht begonnen. Das Gefühl, nur dann gut genug zu sein, wenn man dünn ist. Erfolg von Körpergewicht abhängig zu machen und Misserfolg genauso. Jette, wie sie alle nannten, sah Speckfalten und Rundungen, wo keine waren. Und freute sich, als die Beine immer schmaler wurden, die Schultern immer knochiger, gefiel sich mit ihrem hageren Gesicht, in dem die Augen so riesig wirkten. Damals, als sie Miss Sachsen wurde, sprach sie von ihrer „großen Leidenschaft“: Sie sei ein riesiger Barbie-Fan. 20 Puppen habe sie, fünf Pferde, ein BarbieHaus. Nicht nur deswegen hatte sie damals den Spitznamen Barbie, auch, weil sie viel dafür tat, ihr tatsächlich zu ähneln.
Doch ihr Selbstbild verschob sich immer mehr. In letzter Zeit postete sie auf Facebook häufig Bilder von sich in Sportkleidung, beim Laufen oder mit Hanteln. Und trat damit den Warnungen der Menschen entgegen, die sich um sie sorgten wie ihre Schwester Sandra. „Schaut her, ich bin doch fit, durchtrainiert, gesund, alles ist gut“, war die Botschaft. Aber nichts war gut und niemand kann sagen, wie lange schon nicht. Als sie im Sommer 2006 mit 18 Jahren in der Diskothek „Starlight“den damals 17-jährigen Ralf Fährmann kennenlernte, schien alles in die richtige Richtung zu gehen. Die beiden Chemnitzer hatten sich trotz ihrer Jugend bereits nach oben gekämpft: Er war einer der jüngsten Torwarte Deutschlands und spielte bei Schalke 04. Sie modelte, wurde im November Miss Sachsen, lernte Bürokauffrau, zog zu ihrem Ralf nach Gelsenkirchen.
Irgendwann muss ihr ihre Körperwahrnehmung entglitten sein. „Sie wusste, dass sie auf dem falschen Weg war, aber sie wollte nicht, dass andere etwas davon mitbekamen“, sagt Jettes Schwester Sandra zu BUNTE. Henriette Hömke peitschte das Gewicht ihres Körpers immer weiter herab, überforderte ihn, hörte seine Signale nicht mehr. Nur in der Zerbrechlichkeit fand sie sich attraktiv und die Angst, wieder zuzunehmen, war ein allzeit drohender Albtraum. Im April reiste sie nach Ägypten, dorthin, wo vor zehn Jahren die Vorbereitungen zur Miss-Wahl stattgefunden hatten – und ihr Leben seinen ersten Riss bekam. Beim Sport kollabierte sie. Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen.
IN IHRER CLIQUE HATTE SIE DEN SPITZNAMEN „BARBIE“