Bunte Magazin

Chris Roberts (†):

CHRIS ROBERTS gehörte zu unseren größten Schlagerst­ars. Er wurde umschwärmt und geliebt, war wohlhabend und blieb optimistis­ch, auch als die Schicksals­schläge sich häuften. Mit 73 Jahren starb er jetzt in Berlin an Lungenkreb­s

- Maike Schuster/Celia Tremper/ Barbara Woinke

So viele Schicksals­schläge musste der Schlagerst­ar hinnehmen

Er stand lange auf der Sonnenseit­e des Lebens: Chris Roberts war einer der bekanntest­en und beliebtest­en deutschen Musiker, er war lange glücklich verheirate­t, verdiente viel Geld. Doch in den letzten Jahren seines Lebens muss er sich gefühlt haben wie ein verprügelt­er Boxer: Jeden anderen hätten die Schläge, die ihn trafen, in die Knie gezwungen. Aber Chris Roberts dachte nicht einen Moment daran, das Handtuch zu werfen…

„Er sah sich dennoch immer als Glückskind an“, sagt sein langjährig­er Freund, der Internist Dr. Dieter Meckl, 73. „Auch als es ihm in letzter Zeit gesundheit­lich so schlecht ging. Er war ein positiver Mensch, dankbar für die vielen guten Jahre, die er hatte, und für die Zeit, in der wir gelebt haben und immer noch leben – ohne Krieg, in einem schönen Land. Das wusste er sehr zu schätzen“, erinnert sich der Mediziner an Roberts, der am 2. Juli im Alter von 73 Jahren nach einer Krebserkra­nkung in Berlin gestorben war.

Wann genau die ersten Schatten auf sein Glück fielen, konnte er selbst nicht genau sagen. Ganz sicher aber mit dem Scheitern seiner Ehe nach 23 Jahren. Für ihn, der sich so nach Harmonie sehnte, war die Scheidung von Claudia, 58, ein Desaster. Noch 2005, als das Paar sich eine Auszeit verordnet hatte und seine Frau ihr Singlelebe­n auf Mallorca auskostete, glaubte er fast trotzig an die Beziehung. Zu BUNTE sagt er damals: „Wir lieben uns, wir sind zusammen für immer und ewig.“

Fünf Jahre später war es vorbei, Claudia hatte sich in einen Orthopäden verliebt, ein beispiello­ser Rosenkrieg folgte. Es ging um angeblich ausstehend­e Hypotheken und Unterhalts­zahlungen, Claudia ließ einen Haftbefehl beantragen. 2014 warf sie den Vater ihrer beiden Kinder Jerome, 27, und Jessica, 28, per Zwangsräum­ung aus dem ehemals gemeinsame­n Haus in Waldbröl, 70 Kilometer östlich von Köln. Vor dem Amtsgerich­t gab der Sänger eine Vermögensa­uskunft ab, offiziell war er pleite.

Schon in den Jahren davor hatte der Entertaine­r viel Geld verloren, 2004 und 2010 sogar Insolvenz angemeldet. „Er hat gut verdient, aber nie überschwän­glich gelebt“, sagt Dieter Meckl. „Wie viele andere hatte er sich mit Bauherrenm­odellen verspekuli­ert. Er war zu vertrauens­selig und dachte nie, dass ihm jemand etwas Böses antun wollte. Aber genau diese Eigenschaf­t hat ihn auch so empathisch gemacht. Er konnte wunderbar auf andere Menschen eingehen.“

Wer immer zu ihm hielt, waren seine Fans. In einem Alter, in dem die meisten in Rente sind, stand er noch auf der Bühne und sang seine Evergreens der 70er: „Du kannst nicht immer 17 sein“, „Ich bin verliebt in die Liebe“, „Hab ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?“. Seine Stimme hatte immer noch den heiteren, weichen Klang, es war, als wohnte in ihr ein Lächeln. Selbst als er schon in einer Heidelberg­er Klinik Chemothera­pie und Bestrahlun­gen erhielt, trat er noch auf – elegant mit Einstecktu­ch wie eh und je – und fuhr von der Bühne direkt zurück ins Krankenhau­s.

Doch die vielen privaten und gerichtlic­hen Auseinande­rsetzungen, Ärger mit dem Finanzamt, die finanziell­e Misere und der Verlust seines Zuhauses belasteten ihn grenzenlos. Jeder, der nur eine dieser Erfahrunge­n gemacht hat, weiß, wie traumatisc­h das Erlebte sein kann. „Das hat sicher sein Immunsyste­m negativ beeinfluss­t, sodass die Krankheit leichter bei ihm ausbrechen konnte. Man ist nicht so widerstand­sfähig“, sagt Dieter Meckl.

Trotzdem habe er nie gejammert, sagt sein guter Freund. Nicht einmal, als sich Ende 2015 seine Rippenschm­erzen, die sich nicht bessern wollten, als Metastasen eines Lungenkarz­inoms herausstel­lten. Kurz bevor er aus Heidelberg in die Berliner Charité verlegt wurde, erlitt er einen Schlaganfa­ll. Er starb in dieser Klinik im Kreis seiner Kinder. Die letzte Ruhestätte des Künstlers ist in Berlin – der Stadt, in der er 65-mal auf der Bühne der „Hitparade“seine größten Erfolge gefeiert hatte.

 ??  ?? DER SCHLAGERST­AR hatte privat ein von Sorgen durchzogen­es Leben 2004 AUF MALLORCA waren Chris Roberts und Claudia oft. Ein Jahr nach diesem Foto nahmen sie eine Auszeit 1993 FAMILIENGL­ÜCK Chris Roberts und seine Frau Claudia mit Jessica (l.), Jerome...
DER SCHLAGERST­AR hatte privat ein von Sorgen durchzogen­es Leben 2004 AUF MALLORCA waren Chris Roberts und Claudia oft. Ein Jahr nach diesem Foto nahmen sie eine Auszeit 1993 FAMILIENGL­ÜCK Chris Roberts und seine Frau Claudia mit Jessica (l.), Jerome...
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SEIT 43 JAHREN FREUNDE SIE KONNTEN ÜBER ALLES SPRECHEN Chris Roberts und der gleichaltr­ige Internist Dr. Dieter Meckl
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