Peggy Lukac:
Krebsdrama beim „Rote Rosen“-Star
Millionen kennen sie aus dem Fernsehen, die Inge aus „Rote Rosen“dreht gerade für RTL die Comedy-Serie „Magda macht das schon“. Doch privat war Schauspielerin Peggy Lukac, 68, in den letzten Monaten nicht so oft zum Lachen zumute. Keiner ahnte, dass sie trotz Dreharbeiten erneut gegen den Krebs kämpfen musste.
Vor sieben Jahren wurde bei Ihnen ein Tumor in der linken Brust diagnostiziert. Sie wurden operiert, alle Routinekontrollen waren ohne Befund – Sie galten eigentlich als geheilt. Dachte ich auch. Nach fünf Jahren geht man nur noch alle zwei Jahre zur Mammografie. In meinem Fall wäre es aber besser gewesen, wenn ich weiterhin jedes Jahr zu den Kontrolluntersuchungen gegangen wäre. Denn leider ist der Krebs zurückgekommen. Ich hatte plötzlich einen Knoten in der rechten Brust.
Hatten Sie den selbst bemerkt? Ja, ich hatte zunächst das Gefühl, ich hätte mich gestoßen, als ich eine Verhärtung spürte. Aber dann traf mich die Erkenntnis schlagartig, dass das ein Knoten ist. Ich wollte es erst gar nicht glauben, denn zu der Zeit hatte ich so viel positive Energie wie eine 30-Jährige. Ich fühlte mich großartig – und dann kam die Vollbremsung. Meine Ärztin diagnostizierte einen 2,6 Zentimeter großen Tumor, der möglichst schnell rausmusste. Die Diagnose war ein totaler Schock für mich, aber in solchen Extremsituationen funktioniert man ja irgendwie weiter. Ich dachte zuerst nur daran, dass ich für einen Film in Boston zugesagt hatte. Ich hatte schon meinen Drehplan: zehn Tage drehen, zehn Tage frei, zehn Tage wieder drehen. Also habe ich meine Operation in diese Lücke geschoben.
Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Doch, natürlich. Ich bin ja erst spät zum Fernsehen gekommen und habe die meiste Zeit als Schauspielerin am Theater gearbeitet. Da geht man auch hin, wenn man krank ist. Keiner sagt eine Vorstellung wegen Fieber oder Grippe ab. So bin ich sozialisiert, das steckt in mir drin. Natürlich sollte man das nicht gutheißen, aber sogar meine Ärztin hat gesagt: „Bleiben Sie so viel in Ihrem normalen Leben, wie es geht! Wir kriegen das hin.“Mein Gedanke war: Wenn ich jetzt diese Rolle absage, weil der Krebs zurückgekommen ist, kann ich meinen Beruf an den Nagel hängen. Keiner hätte mich je wieder besetzt.
Mussten Sie denn die Produktion nicht informieren? Doch, natürlich. Meine Agentin hat Regisseur und Produzenten des ZDF-Films informiert. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal dafür bedanken, dass keiner Bedenken hatte. Ich bin also fünf Tage nach der Operation in den Flieger nach Boston gestiegen, habe mir einen etwas besseren Sitzplatz gegönnt und bin heil in Amerika angekommen. Die Wunde war zugenäht, ich durfte nur nichts Schweres heben. Kein Kollege hat etwas gemerkt.
War denn die Operation kein großer Eingriff? Ich hab das gelassen gesehen. Der Krebs saß direkt unter der Brustwarze, deswegen wurde sie mit dem bösartigen Gewebe entfernt, was mir in meinem Alter relativ egal war – und meinem Mann auch. Er findet mich nach wie vor schön. Ein Lymphknoten wurde ebenfalls entfernt. Da hatte ich schon Angst, dass der Krebs gestreut hatte. Zum Glück blieb mir die Chemotherapie erspart.
Wie wurden Sie dann behandelt? Ich bekam sechs Wochen lang jeden Tag Bestrahlungen, was an die Substanz geht und extrem schmerzhaft ist. Ich fühlte mich völlig erschöpft, was ich so gar nicht kenne. In dieser Zeit war ich dankbar für meinen Laden, den ich kurz vor dem erneuten Aus‑ bruch der Krankheit eröffnet hatte. Dort, inmitten von Kimonos, Kissen und japanischen Stoffen, konnte ich den Krebs vergessen.
Und die Bestrahlungen haben den Krebs besiegt? Leider nicht, dafür muss ich Tabletten schlucken. Es ist nämlich so, dass sich mein Krebs quasi von weiblichen Hormonen er‑ nährt. Und diese Östrogene wurden medi‑ kamentös auf einen Schlag auf null gesetzt. Ich war zwar schon in den Wechseljahren, aber trotzdem produziert der weibliche Körper ja noch Hormo‑ ne. Plötzlich wurde das radikal verhindert. Von einem Tag auf den anderen konnte ich nicht mehr schlafen, hatte zum ersten Mal in meinem Leben depressive Verstimmungen. Es ging mir richtig schlecht, das war schwerer als alles zuvor. Bisher hatte mich meine Kraft durch jede Lebenskrise getragen, aber das war vorbei. Ich fühlte nur noch eine bleierne Leere in mir und eine totale Antriebslosigkeit, es hat mir regelrecht den Boden unter den Füßen weggezogen. Nach ein paar Wochen bin ich zu mei‑ nem Arzt gegangen und habe ihm gesagt: „Ich kann das nicht mehr. Ich will diese Tabletten nicht mehr nehmen, sie zerstören meinen Lebensmut. Ich bin gar nicht mehr ich selbst.“
Gab es denn eine alternative Behandlungsmethode? Nein, mein Arzt war da ganz klar und sagte: „Diese Therapie ist alternativlos.“Ich muss diese Tabletten also noch die nächsten zehn Jahre nehmen, sonst ist die Wahrscheinlichkeit von Metas‑ tasen hoch. Ich glaube, dass sich mein Körper auch langsam an das Medikament gewöhnt, die Nebenwirkungen sind nicht mehr ganz so krass. Ich fühle meine alte Stärke wieder in mir und hadere etwas weniger mit meinem Schicksal. Davor hatte ich ganz rigorose Gedanken. Wenn mein Leben nur noch ein tiefes, schwarzes Loch gewesen wäre, hätte ich so nicht mehr weitermachen wollen.
Sie wollten Ihr Leben beenden? Ich habe nicht an Selbstmord gedacht, aber ich hätte vielleicht irgendwann die Tabletten nicht mehr ge‑ nommen. Dann wäre der weitere Verlauf absehbar ge‑ wesen. Mittlerweile versuche ich, die positive Wirkung der Tabletten zu sehen, also das Heilmittel, nicht die Nebenwirkungen. Ich möchte schon noch eine Wei‑ le hier auf der Erde bleiben! Ich gehe jetzt alle drei Monate zur Kontrolle und wenn jemand fragt, antworte ich: „Ich habe kei‑ nen Krebs, der liegt in der Pathologie.“Mir hat Humor immer geholfen. Angst ändert eh nichts an der Realität. Natürlich darf man den Krebs nicht negieren, aber er darf auch nicht das gan‑ ze Leben beherrschen und zu mächtig werden. Positive Gedan‑ ken sind gut für den Körper und für die Seele.
Sie wirken auf mich sehr stark und mutig. Wie ist Ihre Familie mit der erneuten Krebsdiagnose umgegangen? Einfach nur großartig. Mein Mann war die ganze Zeit an mei‑ ner Seite, hat sich um mich gekümmert, mir Mut zugespro‑ chen und absolut keine Zweifel aufkommen lassen, dass ich den Krebs besiege. Auch meine erwachsenen Söhne wurden plötzlich sehr fürsorglich. Ich weiß sehr wohl, dass es nicht selbstverständlich ist, dass einen die Familie so auffängt. In der Reha wurde ich oft gefragt: „Und? Ist Ihr Mann noch da?“Es ist keine Seltenheit, dass Beziehungen an so einer Krank‑ heit zerbrechen. Aber meine Familie war unglaublich. Wenn mein Mann in all die‑ ser Zeit Ängste hatte, so hat er sie mir nie gezeigt, sondern mich immer positiv un‑ terstützt. Er war immer mein größter Halt und jetzt ganz besonders. Seine Liebe hat mich durch die dunkelsten Tage getragen.
EINE CHEMOTHERAPIE WÄRE BEI MIR KOM‑ PLETT SINNLOS GEWESEN