Judith Rakers & Prinzessin Anne:
Treffen zweier Pferde-Närrinnen
Als Prinzessin Anne, 66, ihr erstes Paar Reitstiefelchen bekam, war sie drei Jahre alt. Sie kosteten 100 Britische Pfund und stammten vom berühmten Londoner Traditionsschuhmacher John Lobb. Ebenfalls im zarten Alter von drei Jahren erwachte bei ARD-„Tagesschau“Sprecherin und Moderatorin Judith Rakers, 41, die Reitleidenschaft, angefacht durch das Pony von Kindergartenfreundin Eva. Aber beide, sowohl die Tochter der Queen, 91, als auch Germanys First News-Lady, mussten bis zum Tag ihres zwölften Geburtstags warten, bis sie ihr erstes eigenes Pferd bekamen. Annes Pony hieß High Jinks (Übermut) und war das Geschenk ihrer pferdeverrückten Mum. Judith Rakers’ Pferd hieß Gina, kostete damals 2500 D-Mark und war kein Geschenk, sondern ein über Jahre mühsam zusammengesparter Kindheitstraum: Von ihrem dritten Lebensjahr an steckte sie jeden Pfennig in die Sparbüchse, um am 6. Januar 1988, dem Tag ihres zwölften Geburtstages, endlich ein Pferd kaufen zu dürfen. Vorher hatte es der Vater nicht erlaubt. Dann endlich war es so weit –Stute Gina wurde ihre treue Freundin bis zum Abitur.
Es war sowohl für die Prinzessin als auch für „Tagesschau“-Lady Judith Rakers
damals der Beginn einer lebenslangen Liebe – das magische Band zwischen Reiterin und ihrem Pferd. Annes Vater Prinz Philip, 96, erklärte das in seiner flapsigen Art einmal so: „Wenn es nicht furzt und Heu frisst, hat Anne kein Interesse.“Judith Rakers formuliert es ein wenig charmanter: „Reiten ist, als würde man sich auf den Glücksdrachen Fuchur aus ‚Die unendliche Geschichte‘ setzen. Das Glücksgefühl, das Adrenalin, das durch den Körper rauscht, wenn Mensch und Tier die Geschwindigkeit erleben, ist unbeschreiblich.“
Jetzt trafen die Pferdenärrinnen erstmals beim Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen aufeinander. Anne war Schirmherrin des 60. Jubiläums, 1975 wurde sie hier auf Goodwill, dem Wallach ihrer Mutter, Vize-Europameisterin. Judith Rakers, ebenfalls begeisterte Vielseitigkeitsreiterin („Amateur-Niveau, kein Vergleich mit der Prinzessin!“), war da noch gar nicht geboren, doch Anne ist eine ihrer ganz großen Reiter-Heldinnen. Vielseitigkeit ist der Triathlon des Reitsports mit
Dressur, Springen und Gelände: „Es ist ein gefährlicher Sport, den man gewissenhaft betreiben sollte. Die Hindernisse sind meterhoch und das Pferd sieht oft nicht, wo es landen kann. Es muss dem Reiter blind vertrauen. Als Mensch solch ein Vertrauensverhältnis zu einem Tier aufzubauen, finde ich grandios. Es dauert Jahre, bis beide so zusammenwachsen. Und dann müssen Pferd und Reiter auch noch unglaublich mutig sein. Prinzessin Anne ist für mich deshalb eine Heldin und ein ,tough cookie‘!“Das Kompliment von Reiterin zu Reiterin schien Anne sichtlich zu schmeicheln, sie strahlte übers ganze Gesicht.
Beim anschließenden Pony-Wettbewerb der vierjährigen Knirpse dolmetschte Judith Rakers zwischen Königlicher Hoheit und Mini-Reitern, die mit großen Augen auf den hohen Gast aus England starrten. Als Anne in diesem Alter war, teilten sie und Bruder Prinz Charles, 68, heimlich ihren Fünf-Uhr-Tee mit den Ponys, wenn die Gouvernante gerade ums Eck war. Auch Reiterin Rakers hätte da Anekdoten aus frühen Zeiten wie die, als sie beim Ausritt im Gelände in eine Übung der britischen Truppen platzte…