St-Tropez
Status-Symbol VILLA: Glücklich, wer die Millionen dafür flüssig hat
Wer ETWAS auf sich hält, fliegt mit dem eigenen HELI ein …
Die Sünde ist zurück! Oder besser: Das Versprechen auf sie ist zurück. Die Nackten sind wieder da! Entkleidet hat sie an diesem heiligen Flecken Frankreichs ausgerechnet eine Amerikanerin. Pamela Anderson servierte Nackte als AmuseGueule, als Gruß aus der Küche, im Restaurant „Le Vieux Moulin“, das sie 50 Nächte lang als Gastgeberin beglücken wollte. Nach neun Nächten war Schluss, es gab Meinungsverschiedenheiten mit dem Wirt Christophe Leroy. Doch den Nackten, seit dem „Gendarm von St. Tropez“ein Markenzeichen, verschaffte sie ein Comeback.
Fährt man von der Mühle ein Stück weiter die Route des Plages entlang und biegt links in den Boulevard Patch, kommt man zum „Club 55“, wo alles begann. 1955 drehte Roger Vadim hier „Und ewig lockt das Weib“, der Rest ist Geschichte. Heute trifft sich im „Club“, wie Stammgäste ihn nennen, eine französisch-europäische Elite aus Wirtschaft, Politik und Kultur, die sich einig ist: Den Sommer verbringen wir hier, und zwar mit dieser Lässigkeit, die mit dem Bankkonto wächst. Pamela Anderson? Hier schmunzeln sie über die Sexbombe. Mit Brigitte Bardot hat St-Tropez schließlich das Original. Hier lassen sie sich auch nicht von dem auffälligen Paar irritieren, das in Deutschland berühmt sein soll: Carmen und Robert Geiss.
Hier reden sie lieber über wirklich Wichtiges. Die Villa Octopussy etwa. Sie gehörte einst der Familie Opel, kürzlich wurde sie für 55 Millionen Euro verkauft. Villen sind begehrt, besonders, wenn sie am Meer liegen wie diese. Seit Jahrzehnten gilt in der Gegend Baustopp. Wer ein Haus hat, hält es fest und vererbt es wie „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein, der unweit der Octopussy eine Residenz hatte. Heute sieht man seine Kinder hier. Lakshmi Mittal, Indiens Stahlmagnat, wohnt im abgeschotteten Parc du SaintTropez neben Luxusunternehmer Bernard Arnault (LVMH). Sein Konkurrent François Pinault (Kering) hat sich näher an der Stadt niedergelassen. Hans Georg Näder (Boss von Otto Bock) und Ivana Trump, Exfrau des US-Präsidenten, wohnen direkt im Zentrum. Gunter Sachs besaß zwei Villen, eine am Ende der Plage de Pampelonne. Schlendert man frühmorgens vorbei, kann man Gunters Sohn Rolf in Badehose antreffen. Wie der Vater reist er gern per Helikopter an und landet im Garten, was dem Piloten Hochleistung abverlangt, wenn er nicht die Palmen rasieren will. Die Badegäste an der nahen Plage Tropézina verfolgen das Spektakel wie eine Kaskadeur-Darbietung. In diesen Momenten begegnen sich zwei Welten. In der einen leben Touristen, die oft von außerhalb hereinströmen. In der anderen leben die Villenbesitzer, die nicht anbauen dürfen, aber ausbauen mit allem, was die Welt hergibt.
Billig war es hier nie, aber nun schraubt sich die Luxusspirale in den Himmel. Nachfrage kommt auch von den Yachten, die in der Canebiers-Bucht vor Anker gehen, weil sie nicht in den Hafen passen. Wie die Heuschrecken fallen die weiblichen Passagiere über die Luxusboutiquen her. Man will schließlich was Neues, um nachts im „Caves du Roy“zu 10 000-EuroChampagner das schöne Leben zu feiern.
Die Sünde ist zurück? Sie war nie weg, sie hat sich nur was Hübsches von Chanel übergezogen.
EIN DEUTSCHES PAAR WIRD NICHT MAL IGNORIERT