Fernsehen nonstop: Auch nachts ist im STUDIO viel los
Version ist Elyas M’Barek zuständig, der als Lehrer Zeki Müller nebenan von seinen Schülern gequält wird. Oder umgekehrt. Ab 26.Oktober wissen wir mehr, denn dann startet „Fack ju Göhte 3“, das berühmte Klassenzimmer war in der Bavaria aufgebaut. Auch Kino entsteht also hier, wobei da nicht immer viel Wind darum gemacht wird. M’Barek etwa, der bei Teenagern Superstar-Status genießt, wurde diskret in der Limousine zu Halle 2 chauffiert, der Dreh lief unter einem Decknamen, man wollte schließlich keine Trauben von Fans vor dem Tor haben. Bei „Snowden“von Oscar-Preisträger Oliver Stone war es ähnlich, aber aus anderem Grund. Da wollten die Produzenten verhindern, dass die Spatzen von den Studiodächern in Richtung Amerika pfiffen, was in Halle 12 genau gedreht wurde. Anweisung an alle: Kein Computer darf ans Internet! Und statt „Snowden“hieß das Projekt „Sascha“.
Die Bavaria Studios sind eine gigantische Flimmerkiste, in der das Licht fast nie ausgeht. Irgendwo wird immer irgendwas gedreht, und sei es beim Homeshoppingsender 1-2-3.tv, der 20 Stunden am Tag sendet. Und das live! In den vier Stunden dazwischen kommt der Putztrupp und die Kulissen werden umgestellt. Mit Kulissen und ein paar Kostümen fing alles an, als 1919 im Vorort Geiselgasteig, kurz vor den noblen Villen von Grünwald, die Münchner Lichtspielkunst gegründet wurde. Heute nennt sich das Unternehmen „Bavaria“, ist im Besitz von WDR, SWR, MDR, BR und dem Land Bayern, betreibt ein Dutzend Studiohallen und erzeugt Träume und Illusionen aller Art.
Illusionen – da denkt man schnell an den fliegenden Glücksdrachen Fuchur aus der „Unendlichen Geschichte“, ein Bavaria-Veteran und Liebling der Studiotour. Aber auch im Kleinen ist vieles nicht, wie es scheint. Das Wetter im Ersten zum Beispiel entsteht in der Bavaria. Damit es am Bildschirm aussieht, als stünde der Meteorologe nur ein paar Schritte neben dem Nachrichtensprecher, wird das Bavaria-Studio für die neun verschiedenen Sendeplätze in der ARD individuell angepasst – bis hin zum Studioboden. Der ist bei den „Tagesthemen“in Hamburg real, in München wird er elektronisch erzeugt.
„Vor zehn Jahren stand hier noch die Badewanne von Heinz Rühmann“, erinnert sich Achim Rohnke, Geschäftsführer seit 2008. „Wir haben alles modernisiert, einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in-
vestiert und aus einem Filmstudio-Komplex einen Film- und Fernsehstudio-Komplex gemacht. Das hat sich gelohnt. Wir haben einen deutlichen Aufwärtstrend bei der Nutzung der Studiokapazitäten und sind heute sehr gut gebucht – und das in einem unverändert harten Standort-Wettbewerb.“
Viele „Tatorte“, häufig der aus Münster mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl, sind Bavaria-Produktionen, „Inga Lindström“fürs ZDF. Und „Sturm der Liebe“, eine der erfolgreichsten Telenovelas, die in mehr als 20 Länder exportiert wird. 250 Millionen Euro Jahresumsatz, 100 Fremdfirmen, die sich auf dem Gelände eingemietet haben. Die herbX-Film von Bully Herbig ist eine von ihnen. Bully durfte nicht nur eine eigene Halle als „Bullyversum“gestalten, selbstverständlich drehte er auch „Bullyparade –Der Film“(Start: 17.8.) hier. Was er da treibt, ist so etwas wie die kritische Aufarbeitung dessen, was im Fernsehen läuft –und häufig in Geiselgasteig produziert wurde. In der Bavaria hat eben alles Platz, das Fernsehen und auch seine Parodie. Mehr Flimmerkiste geht nicht.
BULLY DREHTE SEINEN NEUEN FILM IN DER BAVARIA