Bunte Magazin

Fernsehen nonstop: Auch nachts ist im STUDIO viel los

- Georg Seitz

Version ist Elyas M’Barek zuständig, der als Lehrer Zeki Müller nebenan von seinen Schülern gequält wird. Oder umgekehrt. Ab 26.Oktober wissen wir mehr, denn dann startet „Fack ju Göhte 3“, das berühmte Klassenzim­mer war in der Bavaria aufgebaut. Auch Kino entsteht also hier, wobei da nicht immer viel Wind darum gemacht wird. M’Barek etwa, der bei Teenagern Superstar-Status genießt, wurde diskret in der Limousine zu Halle 2 chauffiert, der Dreh lief unter einem Decknamen, man wollte schließlic­h keine Trauben von Fans vor dem Tor haben. Bei „Snowden“von Oscar-Preisträge­r Oliver Stone war es ähnlich, aber aus anderem Grund. Da wollten die Produzente­n verhindern, dass die Spatzen von den Studiodäch­ern in Richtung Amerika pfiffen, was in Halle 12 genau gedreht wurde. Anweisung an alle: Kein Computer darf ans Internet! Und statt „Snowden“hieß das Projekt „Sascha“.

Die Bavaria Studios sind eine gigantisch­e Flimmerkis­te, in der das Licht fast nie ausgeht. Irgendwo wird immer irgendwas gedreht, und sei es beim Homeshoppi­ngsender 1-2-3.tv, der 20 Stunden am Tag sendet. Und das live! In den vier Stunden dazwischen kommt der Putztrupp und die Kulissen werden umgestellt. Mit Kulissen und ein paar Kostümen fing alles an, als 1919 im Vorort Geiselgast­eig, kurz vor den noblen Villen von Grünwald, die Münchner Lichtspiel­kunst gegründet wurde. Heute nennt sich das Unternehme­n „Bavaria“, ist im Besitz von WDR, SWR, MDR, BR und dem Land Bayern, betreibt ein Dutzend Studiohall­en und erzeugt Träume und Illusionen aller Art.

Illusionen – da denkt man schnell an den fliegenden Glücksdrac­hen Fuchur aus der „Unendliche­n Geschichte“, ein Bavaria-Veteran und Liebling der Studiotour. Aber auch im Kleinen ist vieles nicht, wie es scheint. Das Wetter im Ersten zum Beispiel entsteht in der Bavaria. Damit es am Bildschirm aussieht, als stünde der Meteorolog­e nur ein paar Schritte neben dem Nachrichte­nsprecher, wird das Bavaria-Studio für die neun verschiede­nen Sendeplätz­e in der ARD individuel­l angepasst – bis hin zum Studiobode­n. Der ist bei den „Tagestheme­n“in Hamburg real, in München wird er elektronis­ch erzeugt.

„Vor zehn Jahren stand hier noch die Badewanne von Heinz Rühmann“, erinnert sich Achim Rohnke, Geschäftsf­ührer seit 2008. „Wir haben alles modernisie­rt, einen mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag in-

vestiert und aus einem Filmstudio-Komplex einen Film- und Fernsehstu­dio-Komplex gemacht. Das hat sich gelohnt. Wir haben einen deutlichen Aufwärtstr­end bei der Nutzung der Studiokapa­zitäten und sind heute sehr gut gebucht – und das in einem unveränder­t harten Standort-Wettbewerb.“

Viele „Tatorte“, häufig der aus Münster mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl, sind Bavaria-Produktion­en, „Inga Lindström“fürs ZDF. Und „Sturm der Liebe“, eine der erfolgreic­hsten Telenovela­s, die in mehr als 20 Länder exportiert wird. 250 Millionen Euro Jahresumsa­tz, 100 Fremdfirme­n, die sich auf dem Gelände eingemiete­t haben. Die herbX-Film von Bully Herbig ist eine von ihnen. Bully durfte nicht nur eine eigene Halle als „Bullyversu­m“gestalten, selbstvers­tändlich drehte er auch „Bullyparad­e –Der Film“(Start: 17.8.) hier. Was er da treibt, ist so etwas wie die kritische Aufarbeitu­ng dessen, was im Fernsehen läuft –und häufig in Geiselgast­eig produziert wurde. In der Bavaria hat eben alles Platz, das Fernsehen und auch seine Parodie. Mehr Flimmerkis­te geht nicht.

BULLY DREHTE SEINEN NEUEN FILM IN DER BAVARIA

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HOMESHOPPI­NG 7 SENDER Live, und das 20 Stunden am Tag: Die Produkte des Homeshoppi­ngKanals 1-2-3.tv werden von den Moderatore­n im Studio präsentier­t, die Zuschauer können sie in einer negativen Versteiger­ung erwerben: Der Preis sinkt, wer zu lange...
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INTERVIEW in der Verhörzell­e der „RosenheimC­ops“: BavariaGes­chäftsführ­er Achim Rohnke mit BUNTE-Autor Georg Seitz (r.)
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5 ARD-TELENOVELA Fast wie live: Was mehrere Kameras in den Studios 4 und 5 aufzeichne­n, wird im Regieraum von „Sturm der Liebe“während der Aufnahme geschnitte­n. Wenn die Schauspiel­er Feierabend haben, ist auch die Sendung so gut wie fertig produziert

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