Salzburg:
Während der Festspiele trifft sich die High Society der Welt im Salzkammergut
Salzburg im August: Mögen sich die Showsternchen und ExSportler auf Ibiza tummeln – die High Society trifft sich seit fast 100 Jahren in ihrem Sommercamp im Salzkammergut. 1920 gründeten Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss die Salzburger Festspiele, deren Strahlkraft ungebrochen ist. Wer die Premiere von Giuseppe Verdis Oper „Aida“am vergangenen Sonntag im Großen Festspielhaus mit Anna Netrebko, 45, verpasst hat, sollte sich schon mal eine gute Ausrede für den nächsten Small Talk einfallen lassen. Denn Deutschlands Who’s who versammelte sich nahezu komplett, um der derzeit amtierenden Opernkönigin mit tosendem Applaus und Bravo-Rufen zu huldigen.
Seit 15 Jahren kehrt die Starsängerin alljährlich an die Stätte ihres Durchbruchs zurück. War sie früher noch das kichernde, sexy MozartGirl, das Männerherzen im Sturm eroberte, erlebten die Opernfans jetzt eine stimmgewaltige Diva auf der Höhe ihrer Kunst. Dazu die Wiener Philharmoniker unter Maestro Riccardo Muti, 76, der italienische Tenor Francesco Meli, 37, als Radames – und ein gewagtes Bühnenbild der iranischen Videokünstlerin Shirin Neshat, 60, das keinen kaltließ: keine Pyramiden, keine Tänzerinnen, keine goldene Rüstungen oder gar Elefanten auf der Bühne. Stattdessen alles grau, klar, reduziert – eine Oper als Kammerspiel, in dem die Sänger im Vordergrund stehen. Oder wie Anna Netrebko sagt: „Ich mag die Einfachheit. Nichts stört. Es ist sehr statisch, traditionell. Es sieht nur anders aus.“
Und das gefiel nicht allen. Wolfgang Porsche, 74, und Claudia Hübner, 69, meinten diplomatisch: „Das Bühnenbild hat nicht gestört. So konnte man sich besser auf die Musik konzentrieren.“Tobias Moretti, 58, gerade in Salzburg als Jedermann gefeiert, fand es „am Anfang ein bisserl fad, aber die Sänger waren großartig“. Filmproduzent Oliver Berben, 45 (Constantin), brauchte den ersten Akt zur Eingewöhnung, aber „dann hat mich die Inszenierung gepackt“. Völlig beglückt zeigte sich dagegen TV-Star Lisa Martinek, 45, bei der anschließenden Soiree von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, 69, in der erzbischöflichen Residenz: „Ich fand es sensationell. Für mich wurde diese Oper heute neu erfunden und in die Moderne transportiert.“
Und abseits der wichtigsten Premiere dieser Festspielsaison? Da gilt noch immer die Vision von Hugo von Hofmannsthal: die Stadt als Bühne. Im Abendkleid durch die Getreide- oder Hofstallgasse der barocken Mozartstadt flanieren, schnell eine Bosna und danach eine Melange im „Café Tomaselli“am Dom – das zelebrieren auch die Touristen, die sich keine Festspielkarte für über 300 Euro leisten können.
Die „Sommerfrischler“aus Industrie, Kunst und Geldadel bewegen sich kulinarisch allerdings in anderen Sphären und kehren zum Lunch im Zwei-Sterne-Gourmettempel „Ikarus“von Martin Klein im Hangar 7 des Salzburger Flughafens ein. Immer noch beliebt ist auch der Aperitif im „Goldenen Hirschen“, von dem man dann quer über den Platz zum Festspielhaus flaniert.
Erlaubt ist, was gefällt. Hier in Salzburg geht es um die Leichtigkeit des Seins, um Kunst, Genuss, Entspannung an den herrlichen Seen der Umgebung und natürlich auch um eine Vernetzung, die in diesen Kreisen noch immer persönlich und nicht über soziale Netzwerke geschieht. Hier ein Champagner-Frühstück, dort ein Lunch oder Fünf-Uhr-Tee in den Privathäusern, auf „Schloss Fuschl“oder im „Hotel Sacher“. Alle haben Zeit, keiner Stress.
Salzburg ist überschaubar – und wichtig. Auch für die nächste Generation. Und so wird Prinzessin Gabriele von Leiningen, 54, dieses Jahr von ihrem Sohn Prinz Aly Aga Khan begleitet. Der 17-Jährige ist auf dem Sprung in die Erwachsenenwelt und zieht bald zu seinem Vater Karim Aga Kahn, 80, dessen Vermögen auf rund zehn Milliarden Euro geschätzt wird, nach Château Aiglemont bei Paris. Dem Sohn gefiel übrigens die moderne Operninszenierung. Salzburg ist auf dem Sprung in die Zukunft…
SALZBURG BIETET KUNST, GENUSS UND VERNETZUNG