Orange Wine: Schmeckt das?
DER NEUE TREND entzweit die Kenner. Schmeckt Orange Wine wirklich wie Suppe? BUNTE-Interview mit der Frau, die es weiß
Die „vierte Weinfarbe“neben Weiß, Rot und Rosé spaltet Kenner und Genießer: „Orange Wine“ist das große Thema unter Sommeliers und Weintrinkern. Wie er gemacht wird und wie er schmeckt, erklärt in BUNTE die Wein-Expertin Saskia Wörthwein.
Frau Wörthwein, was ist denn ein Orange Wine genau?
Ein Weißwein, der wie Rotwein hergestellt wird. Normalerweise presst man den Saft aus Weißweintrauben und lässt ihn dann gären. Bei Rotwein werden Beerenhäute, Kerne und Saft verwendet, die sogenannte Maische, die dann gärt – die Häute machen die Farbe. Diese Methode nutzt man beim Orange Wine, der dann auch einen Farbton erhält. So hat man schon in der Antike Wein gemacht – die Maische wurde in Ton-Amphoren vergoren. Heute verwendet man Fässer, Edelstahl- oder Betontanks.
Warum ist Orange Wine so umstritten?
Der Ausbau eines Weins im Keller ist für dessen Charakter wesentlich. Orange Wine wird vom Winzer aber praktisch kaum beeinflusst und unfiltriert abgefüllt. Das verstößt gegen alles, was ein Kellermeister je gelernt hat und normale Weintrinker schätzen.
Weshalb die Aufregung groß ist: Orange Wine riecht nach Schnaps und schmeckt wie Suppe, sagen die Gegner…
Vielleicht hilft ein Vergleich: Das immer beliebter werdende Craft Beer hat völlig andere Aromen als ein gewöhnliches Bier. So ist es auch mit Orange Wine: Er ist für Kenner und Genießer, die mal den etwas anderen Genuss suchen.
Den sie sich auch etwas kosten lassen müssen: Eine Flasche Orange Wine ist für gewöhnlich teurer als eine ordentliche Flasche Weißwein …
Es handelt sich auch nicht um einen in hohen Mengen produzierten Wein. Und die Spontanvergärung ist auch ein Problem: Wenn Sie Pech haben, müssen Sie alles wegschütten…
Sie selbst haben rund 2000 Flaschen Orange Wine aus Weißburgunder gemacht. Hat alles geklappt?
Durchaus. Er hat am Anfang etwas bitter geschmeckt, das gibt sich aber auf der Flasche nach und nach. Mittlerweile hat er tolle weiche Fruchtnoten, ist harmonisch. Und zu welchem Essen sollte man ihn trinken? Er passt gut zu Gegrilltem, zu Kalb und Geflügel. Ich persönlich genieße ihn aber pur – in Ruhe an einem Sommerabend mit rund 12 Grad Temperatur auf der Terrasse.