Diese HOTSPOTS locken die Society aus der ganzen Welt an
Es ist die perfekt inszenierte Leichtigkeit, die auch an diesem Abend in East Hampton abläuft wie in einem Film. Die stilvolle Landhausvilla in dezentem Weiß dient als schöne Kulisse für ein Spektakel, das sich auf diesem Grundstück jährlich wiederholt. Der Pool illuminiert das Anwesen, so groß wie zwei Fußballfelder. Barfuß flanieren die Gäste über den warmen Sand, der sanft über dem englischen Rasen liegt. Das Balancieren der Champagnerflöte in der einen und der Rindertatarhäppchen in der anderen Hand gehört hier zu den wenigen Herausforderungen, vor allem als Sängerin Fergie die Stimmung mit ihrem Auftritt regelrecht elektrisiert. Ein Mann im hellblauen Leinenhemd bewegt sich ganz besonders ekstatisch zur Musik. Kein Wunder, gehört er doch zu den größten Rockstars der Welt. Jon Bon Jovi kennt sich hier aus. Er wohnt gleich um die Ecke und schaut gern vorbei, wenn ihn sein Freund Michael Novogratz einlädt. Novogratz, den hier alle nur Mike nennen, ist ein ehemaliger Hedgefonds-Manager, der nichts dem Zufall überlässt. Der Milliardär hat damit gute Erfahrungen gemacht. Beruflich und privat. Immer am ersten Wochenende im Juli sorgt er mit dieser besonderen Inszenierung für Gesprächsstoff. Er netzwerkt, pflegt alte und knüpft neue Kontakte. Er umarmt Freunde und Fremde. Für ihn ist seine Party eine – zugegeben nicht ganz preiswerte – Visitenkarte, die sich immer auszahlt.
Willkommen in den Hamptons, der exklusivsten Sommerfrische für die Superreichen, der Sehnsuchtsküste aller VIPs, die sich auf Long Island von Southampton bis Montauk erstreckt. Wo sich diskret hinter hohen Brombeerhecken und den weiß gebleachten Zäunen die schönsten Anwesen in allen Pastelltönen verstecken. Und immer wenn sich die Hitze im Juli über Manhattan wie eine Dunstglocke legt, dann shuttlen Helikopter und Propellermaschinen im Minutentakt gestresste Wall-Street-Banker und betuchte SocietyLadys ins Idyll an der Atlantikküste. Zwischen umgerechnet 500 und 5000 Euro lässt man sich diesen angenehmen Service kosten, eine quälend lange Autofahrt nehmen nur noch Anfänger in Kauf. Es gibt eine unsichtbare Wand zwischen altem Geld der Immobilientycoone (in Southampton) und neuem der Gründerelite (East Hampton), die nicht durchbrochen wird. Stars wie Jennifer Lopez oder Steven Spielberg verteilen sich dazwischen. Die Jeunesse dorée hält in Montauk Hof, genauso wie Leonardo DiCaprio.
Es wird hier auch Deutsch gesprochen. Besonders seit an der Costa Smeralda in Sardinien russische Halbseide in Mode gekommen ist. Oetker, Otto, Quandt, Faber-Castell sind die klingenden Namen, die sich gern in Southampton versammeln. Die deutsche Society bleibt (und feiert) lieber unter sich. In den Hamptons gelten ungeschriebene Gesetze, eiserne Regeln, deren Einhaltung sich empfiehlt, sollte man noch auf die ein oder andere Einladung Wert legen: Protz ist verpönt – die Hamptons sind Statement genug. Übertriebene Klamotte ist out. Lässiger Beach- und SurferStyle ist angesagt. Die Damen tragen Wedges, niemals High Heels (der arme Rasen!). Partys crashen gehört inzwischen zum guten Ton und dient der Netzwerkpflege. Voraussetzung sind gesteigertes Interesse an Small Talk und das pünktliche Verlassen der Feier (immer vor 23 Uhr). Die Nächte gehören in den Hamptons dem gesunden Schönheitsschlaf. Wer als Tourist hierher reist, benötigt ein strapazierfähiges Portemonnaie. Das „Topping Rose House“, eines der wenigen Hotels hier, ist nicht nur schön, sondern auch schön teuer. Umgerechnet 1500 Euro die Nacht. Ein Haus gibt es ab 20000 Euro (die Woche) zur Miete, P. Diddys Villa in den Wäldern von East Hampton kann man für 200 000 Dollar pro Saison mieten. Ein Schnäppchen, sagen manche.
Joey Wölffer, von vielen „die Königin der Hamptons“genannt, gilt als einflussreichste Strippenzieherin. Das mag an dem familiären Immobilienbesitz liegen, ihren Weingütern (Wölffer Estate Vineyard), vor allem aber an ihrem Netzwerk. Ihr Credo: „Die Hamptons bedeuten auch Verpflichtung.“Es ist kein Geheimnis, dass ihre Nachbarin Madonna, die in Bridgehampton ein Reitgestüt ihr Eigen nennt, nicht zu ihren besten Freundinnen zählt. Die Sängerin entzieht sich konsequent dem gesellschaftlichen Leben und wird auch deshalb zur Persona non grata erklärt. Unterstützung kann sie hier nicht mehr erwarten.
Wie auf eine geheime Regieanweisung hin neigt sich die Party von Milliardär Novogratz weit vor Mitternacht dem Ende zu. Die Musik verklingt, die Limousinen rauschen mit den Gästen in die Nacht. Die ältere Lady mit der hohen Stirn und dem auffallend faltenfreien Gesicht bleibt noch einen Augenblick stehen und blickt auf die Szenerie. Sie nippt an ihrem ungesüßten Eistee und gestattet sich einen Anflug von Freude. Die Hamptons, sagt sie, seien doch kein bloßes Urlaubsziel, kein Zeitvertreib für den Sommer, „die Hamptons – das ist ein echtes Gefühl“.
EIN FERIENHAUS ZUR MIETE GIBT ES AB 20 000 EURO – PRO WOCHE