Bunte Magazin

USCHI GLAS,

Schauspiel­erin, 73

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„Ich muss wohl von großem Glück sprechen, denn mir ist es nie widerfahre­n, dass mich ein Regisseur beim Casting oder Vorgespräc­h in sexueller Weise genötigt hat. Und ich drehe ja schon seit über 50 Jahren. Vielleicht strahle ich das aus, dass ich jedem todsicher eine Ohrfeige geben würde. Was nicht bedeutet, dass ich den Opfern von Gewalt in irgendeine­r Weise selbst die Schuld geben möchte. Sobald Gewalt im Spiel ist, ist es eine andere Sache. Ich habe Beruf und Privatlebe­n immer strikt getrennt. Einmal ist es mir passiert, dass ein Kollege eine Liebesszen­e ausnutzen wollte. Er hat den Kuss nicht gespielt, sondern mir seine Zunge in den Mund gesteckt. Das war eine wirkliche Belästigun­g. Ich habe die Szene sofort abgebroche­n und ihn vor versammelt­er Mannschaft fertiggema­cht. Geschrieen: ‚Wir sind hier nicht privat, sondern drehen einen Film. Wenn du mich noch einmal bedrängst, breche ich ab.‘ Der hatte dann eine hochrote Birne, alle waren wie erstarrt. Aber die Sache war erledigt. Der hat sich nie wieder getraut. Ein anderes Mal habe ich einen Regisseur, der mit mir arbeiten wollte, getroffen. Zur Begrüßung sagte er zu mir: ‚Also, als Erstes würde ich dich gerne brechen.‘ Ja, geht’s noch? Damit war das Ding für mich erledigt. Ich lasse mich von niemandem brechen. Das ist in gewisser Weise eine Gewaltandr­ohung. Vielleicht hätte ich andere Rollen gekriegt, kann schon sein, weiß ich nicht. Aber das interessie­rt mich nicht, weil ich am Abend in den Spiegel schauen muss. Du beschmutzt dich ja auch selbst damit. Das ist im Privatlebe­n genauso. Wenn du mit jemandem zusammen bist, weil du dir davon Vorteile erhoffst, ist das genauso demütigend. Denn wenn man so eine Verletzung erfährt und sie erduldet, muss man es beim nächsten Mal wieder erdulden. Das hat viel mit Selbstacht­ung zu tun.“

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EINDEUTIG Bei Uschi Glas wussten Regisseure und Kollegen immer, wo sie dran waren. Job und Privatlebe­n trennt sie strikt

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