0,3 mm misst das kleinste IMPLANTAT der Welt
Augentropfen behandelbar, steht mit der Trabekulektomie ein langjährig erprobtes OP-Verfahren zur Verfügung: Dabei formt der Chirurg in der Lederhaut ein Ventil, über das der Augeninnendruck reguliert werden kann. Als schonender, aber nicht ganz so effektiv gelten minimalinvasive Laserverfahren. „Moderne Geräte arbeiten mit kurzen Pulsen, die ein Überhitzen verhindern und damit das Risiko einer Augenverletzung minimieren“, erklärt Jünemann. Durch eine Verödung der Augendrüse kann die Produktion von Kammerwasser reduziert werden. Weitere Varianten sind die Selektive Laser-Trabekuloplastik, bei der das defekte Maschenwerk des Auges gestrafft wird, um den Abfluss der Flüssigkeit zu erleichtern, oder die Excimer-Laser-Trabekulotomie, bei der feine Löcher ins Maschenwerk des Auges gelasert werden, um dessen Durchfluss zu erhöhen. Wer nicht unter den Laser darf oder will, hat die Möglichkeit, sich winzige Stents ins Auge setzen zu lassen, die den Augeninnendruck durch verschiedene Mechanismen senken können. „Die drei derzeit zugelassenen Implantate heißen CyPass, iStent inject und XEN“, erklärt der Augenarzt. „Welches wir verwenden, hängt vor allem vom Ziel-Augeninnendruck und den körperlichen Voraussetzungen des Patienten ab.“In leichteren Fällen sei zum Beispiel der iStent inject geeignet: Er besteht aus Titan und ist mit einem Durchmesser von 0,3 Millimetern das kleinste Implantat der Welt. „Bei der OP werden zwei iStents in die Vorderkammer des Auges eingebracht, die das Wasser in ihren natürlichen Abflussweg lenken.“
Egal für welche Behandlung sich Arzt und Patient entscheiden – ein Wermutstropfen bleibt: „Bisher verbessert keine Therapie den Augeninnendruck für immer, weil sich das Gewebe verändert“, erklärt der Experte. Dennoch könne ein minimalinvasiver Eingriff von Anfang an eine Alternative zu Augentropfen sein: „Studien zeigen, dass rund 80 Prozent der Patienten danach auf Medikamente verzichten können.“
Mit steigendem Alter trübt die Augenlinse mehr und mehr ein. In diesem Fall spricht man von einer Katarakt oder einem grauen Star. „Hierbei handelt es sich weniger um eine Krankheit als um einen Alterungsprozess – ähnlich dem Ergrauen der Haare. „In Mitteleuropa ist es durchschnittlich mit 65 Jahren so weit“, erklärt Dr. Amir Parasta, Ärztlicher Leiter des Augenzentrums in München. Dabei wird Licht, das auf die trübe Linse trifft, absorbiert und erzeugt ein verschleiertes Bild auf der Netzhaut. Augenärzte raten heute meist schon frühzeitig zu einer Operation, bei der die ergraute Linse gegen eine klare Kunstlinse ausgetauscht wird. Der Grund: „Studien haben gezeigt, dass das Risiko für Komplikationen mit jedem Lebensjahr steigt, weil die Linse immer härter wird“, erklärt Augenexperte Dr. Parasta.
Wurde die Linse noch vor zehn Jahren im Ganzen entfernt, kann sie heute durch feinste Öffnungen hindurch mit der Einwegsonde eines Nanolasers direkt im Auge zerkleinert und abgesaugt werden. „Damit sinken Infektions- und Verletzungsrisiko enorm“, erklärt der Experte. „95 Prozent unserer Patienten können am Tag nach dem Eingriff wieder Auto fahren.“
Gut zu wissen: Wer zusätzlich unter einer Alterssichtigkeit in Kombination mit Kurzoder Weitsichtigkeit leidet, kann sich Multifokallinsen einsetzen lassen, die zusätzlich die Sehschwäche korrigieren.