EVA HABERMANN,
Schauspielerin, 41
„Während der Dreharbeiten zu einem meiner ersten Filme versuchte mein damaliger Schauspielkollege, mir körperlich näherzukommen, obwohl ich ihm ganz klar signalisierte, dass er es sein lassen soll. Als der Film zur Hälfte abgedreht war, nahm mich der Regisseur zur Seite und forderte mich in einem forschen Ton auf, dass ich meinen Spielpartner endlich ‚ranlassen‘ solle, da sich das ansonsten negativ auf die Stimmung am Set auswirken würde und der Film somit gefährdet sei.
Ich fühlte mich damals wie ohnmächtig und in die Ecke getrieben, habe die Dreharbeiten aber trotz der Vorkommnisse durchgezogen, ohne auf die Forderungen einzugehen. Jeder Drehtag war für mich eine Qual. Der Kollege und der Regisseur haben mich deutlich spüren lassen, dass sie gefrustet sind, weil ich nicht ‚kooperiert‘ hatte. Trotzdem habe ich nie bereut, dass ich standhaft geblieben bin und sie klar in die Schranken gewiesen habe, obwohl es mich meinen Job hätte kosten können.
Erst kürzlich hatte ich leider ein ähnliches Erlebnis, als ich nach einer Drehbuchbesprechung mit einem Filmproduzenten im Taxi zu meinem Hotel fuhr, wo er mich absetzen sollte. Auf der Rückbank versuchte er, mich ohne Ankündigung zu küssen, dabei habe ich ihm keinerlei Signale gesendet, denn für mich war es ein rein berufliches Treffen. Ich finde es zutiefst erschreckend, dass es in unserer Branche Personen gibt, die Rollenbesprechungen oder Drehbuchlesungen ausnutzen, nur um ihren privaten ‚Interessen‘ nachzugehen oder um Frauen unter einem Vorwand kennenzulernen.“