Kolumne: Prozessbeginn gegen Karl-Heinz Grasser
Die vergangenen Jahre hat Ex-Politiker Karl-Heinz Grasser vorwiegend als Bonvivant verbracht: Er schlenderte als Shoppingbegleiter seiner Fau Fiona durch Mailand, sonnte sich auf der Mittelmeerinsel Capri, wo die Swarovski-Erbin eine Villa besitzt, oder genoss die frische Bergluft in Kitzbühel. Bei all diesen tagesfüllenden Tätigkeiten erschien der Ex-Finanzminister Österreichs wie ein Mann, der sich mit dem Luxusleben an der Seite seiner reichen Frau begnügt. Sorgenfrei also – wären da nicht all diese Affären, Ermittlungen und Justizbriefe, die den 48-Jährigen seit seinem Sturz verfolgen.
Nun, am 12. Dezember, beginnt in Wien der sogenannte Buwog-Prozess. Damit wird der größte Skandal aufgearbeitet, der mit dem Namen Grasser verbunden ist. Nach sieben Jahren Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft 15 Personen wegen Untreue und Bestechung oder Beteiligung angeklagt. Grasser soll als Finanzminister mittels Lobbyisten Geld für Informationen und Entscheidungen bei der Privatisierung von Bundeswohnungen verlangt haben. So habe eine Firma für einen wichtigen Tipp zehn Mio. Euro „Provision“gezahlt. Das Geld sei über Zypern auf drei Liechtensteiner Konten geflossen – auch an Grasser, glaubt die Staatsanwaltschaft. Grasser, dessen Anwälte immer wieder den Beginn des Prozesses verzögert haben, bestreitet die Vorwürfe.
Mit dem Verfahren, das in Österreichs größtem Gerichtssaal stattfinden wird, beginnt für den smarten Jetsetter eine Zeit unaufschiebbarer Verpflichtungen. Bis März sind 25 Prozesstage terminiert, dieses Jahr noch sieben. Aber ab Weihnachten, wenn sich die Reichen und Schönen in Kitzbühel treffen, hat der Angeklagte frei – glücklicherweise.