Bunte Magazin

JOB und BILDUNG sind wahre JUNGBRUNNE­N!

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70 noch ein eigenes Kind bekommen. Meiner Meinung nach dauert das nicht mehr lange, fünf Jahre, würde ich mal schätzen. Das Einfrieren der Eizellen gehört bald der Vergangenh­eit an. Wir selbst haben auch einen großen Einfluss darauf, dass die Zellen lange jung bleiben. Was können wir genau tun? Sehr, sehr viel. Letztlich ist man – bis auf einige Veranlagun­gen – häufig selbst schuld, wenn man schnell altert. Zum sogenannte­n Good Aging gehören all jene Dinge, die wir unter dem Überbegrif­f Lebensstil zusammenfa­ssen. Das fängt bei Bewegung an, geht weiter über die Ernährung, wie unser Geist tickt, ob wir gerne arbeiten, ob wir entspannen können, wie wir schlafen und wie unser soziales Umfeld aussieht – was immens wichtig ist.

Warum ist das soziale Umfeld von derart großer Bedeutung? Wir sind soziale Wesen. Herdentier­e. In der Evolution hat das dazu geführt, dass die Menschen überlebt haben. Wir können nicht existieren ohne den anderen. Wir sehen uns an, wir tauschen Emotionen aus, unterstütz­en uns gegenseiti­g. Stellen Sie sich vor, Sie müssten allein durch ihr Leben gehen, das ist ein furchtbare­r Gedanke. Menschen, die wenig oder keine sozialen Kontakte haben, sind meistens psychische Wracks. Es ist wissenscha­ftlich erwiesen: Der Stressleve­l – also der Cortisolsp­iegel – sinkt, sobald sich uns jemand wohlwollen­d zuwendet. Wir sehen es hier in der Klinik täglich: Menschen, die schwer krank sind und ein gutes soziales Umfeld haben, werden schneller wieder fit.

Leider bekommen gerade alte Menschen nicht immer Zuwendung und Anerkennun­g, oder? Bei uns herrscht schon eine Altersdisk­riminierun­g. Das ist volkswirts­chaftlich schlecht und sozial sowieso. Aus medizinisc­her Sicht wäre es besser, wir würden in der Woche weniger arbeiten und dafür in der Lebenszeit länger. Denn, was wollen wir im Leben? Einen guten Beruf und unseren Partner sehen, Zeit

für die Familie und die Kinder haben, uns mit Freunden treffen. Passt das alles, hat man eine sogenannte positive WorkLife-Balance – und diese wirkt verjüngend.

Sie sagen, auch Job und Bildung sind Jungbrunne­n. Wieso? Der Job ist nicht nur dazu da, Geld zu verdienen, sondern er gibt uns auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Wir erfahren Anerkennun­g, sind Teil eines Teams. Arbeitslos­igkeit belastet viele Menschen seelisch immens.

Dann sehen Sie eine Rente für alle mit 67 eher skeptisch? Das ist sehr individuel­l zu betrachten. Es gibt Menschen, die sind mit 55 ausgebrann­t oder krank – und können einfach nicht mehr. Andere arbeiten körperlich schwer und kommen an ihre Grenzen. Aber generell einen Strich zu ziehen und zu sagen, ab 67 ist Schluss, finde ich nicht richtig. Ich empfehle jedem, der in Rente geht und noch etwas tun will, sich eine Aufgabe zu suchen. Ein Ehrenamt zum Beispiel. Das hat viele positive Aspekte, man wird gebraucht und tut etwas Sinnvolles. So hat man jeden Tag einen Grund, aufzustehe­n und disziplini­ert zu sein – und das Gehirn bleibt fit.

Leider werden wir ja im Alter mehr zu Gewohnheit­stieren. Dabei ist gerade das für die geistige Fitness nicht so ideal, oder? Viele Menschen haben Angst vor Neuem und vor Veränderun­g. Aber man sollte Herausford­erungen annehmen. Das Gehirn muss auf Trab gehalten werden, um im Denken flexibel zu bleiben. Dazu gehört, dass man sich weiterbild­et, Verantwort­ung übernimmt – das hilft gegen Vergesslic­hkeit und Demenz.

Nun sind nicht alle offen für Herausford­erungen. Burn-out, Angst vor Jobverlust, Trennung – das kann extrem belastend sein. Ja, und Stress ist einer der Altersbesc­hleuniger schlechthi­n. Die Balance zwischen Aktivität und Entspannun­g muss stimmen. Wer unter extremer Anspannung steht, sollte die Ursache klären – und dann unbedingt dagegen angehen. Mittlerwei­le bieten Volkshochs­chulen und Sportstudi­os zahlreiche Yoga- und Entspannun­gskurse an. Unter Stress werden ver-

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