Eine Partnerschaft auf Händen tragen
Manchmal beschleicht einen das Gefühl, es sei aus der Mode geraten, eine langjährige Ehe zu führen. Fast so, als müsse man sich dafür entschuldigen, glücklich verheiratet zu sein. Gilt man doch beinahe als altertümlich oder uncool, wenn man es geschafft hat, seine Beziehung erfolgreich an den Klippen von Alltag, Schicksalsschlägen und Gewohnheitstrott vorbeizumanövrieren. Dabei ist genau das eine der größten Lebensleistungen, die viele nicht zustande bringen. Nicht einfach nach den ersten Problemen hinschmeißen. Nicht teilnahmslos nebeneinander her leben. Nicht der nächstbesten – oft jüngeren – Versuchung erliegen.
Eine Beziehung ist Arbeit. Manche sagen Schwerstarbeit. Die Marotten des anderen nicht nur ertragen, sondern sogar lieben. Die immer gleichen Argumente anhören und immer wieder neu ernst nehmen. Das Verzichten auf eigene Wünsche, um dem anderen Glück und Selbstwertgefühl zu schenken. Den Egoismus zu einem Fremden machen.
Dem Schauspielerpaar Günther Maria und Claudia Halmer scheint dies gelungen zu sein. 41 Jahre sind die beiden verheiratet. Beide haben füreinander und für die vierköpfige Familie Opfer gebracht. Sie vielleicht sogar mehr als er. Aber ihrer beider Leben sind dadurch reicher geworden. Und alles, was sie taten, zahlte auf das Konto ihrer Liebe ein. Günther Maria wundert sich noch heute. „Ich weiß nicht, ob ich mit mir verheiratet sein wollte. Es hat doch viel Liebe und Verständnis von Claudia gefordert, mich auszuhalten.“Und Claudia sagt: „Wir sind beide nicht eifersüchtig. Das ist befreiend. Und gerade deshalb innig verbunden. Wenn ich mit meinem Mann am Meer sitze und Wein trinke, ist das so echt wie am ersten Tag unserer Liebe.“
Dem anderen seinen Freiraum lassen. Ihm seine Erfolge gönnen, selbst Freude darüber empfinden. Und sich in seine Arme werfen, wenn man selbst einfach nicht mehr weiterweiß. Seine Heimat im Zuhause der Partnerschaft zu finden. Wem das gelingt, der hat im Leben mehr gewonnen als verpasst. Liebe will nur lieben, nicht besitzen.