Bunte Magazin

Wer bekommt was? Was wird VERKAUFT? Nichts ist geklärt

- Christiane Soyke

SEIN BENTLEY

ordnete eine Erbschafts­verwaltung durch das Notariat Meilen im schweizeri­schen Kanton Zürich an, wies aber trotzdem die Beschwerde von Gloria ab. Fakt ist: Der amtliche Nachlassve­rwalter arbeitet jetzt schon seit geraumer Zeit mit den Juristen der Erbengemei­nschaft an einer Einigung, was inzwischen über eine Million Euro an Anwaltskos­ten verursacht hat.

Zudem ist Freddy Burger hinter den Kulissen noch immer aktiv, wenn es um Udo geht. Er war nicht nur sein Manager, sondern in einem komplizier­ten Firmengefl­echt auch sein Partner. Der bis heute Geschäfte mit Udo Jürgens macht. Zwei BestofCDs „Merci, Udo! 1 und 2“bei Sony und zwei CDs bei Tchibo kamen seit seinem Tod auf den Markt. Die Einnahmen gehen an die Udo Jürgens Master, bei der Burger als Geschäftsf­ührer mit 37 % beteiligt ist, die Erbengemei­nschaft mit 63%.

Dazu soll nächstes Jahr das Erfolgsmus­ical „Ich war noch niemals in New York“verfilmt werden – auch die Rechte daran gehören Freddy Burger. Mitsprache von Familie und Lebensgefä­hrtin? Gar keine.

Ähnlich sieht es bei den Hits aus. Ein Jahr vor seinem Tod hatte Udo Jürgens seinen Anteil daran (zu der Zeit noch 49 % der Verlagsrec­hte an rund 1000 Liedern sowie die MusicalRec­hte) für ca. 2,4 Mio. Schweizer Franken an Freddy Burger verkauft.

Und: Auch für die „Udo Jürgens Stiftung“ist Burger als Stiftungsr­at zuständig. Die Organisati­on, die sich seit 20 Jahren um Waisen und Kinder ohne Bezugspers­onen kümmert, hat laut Testament das Recht, persönlich­e Gegenständ­e zum „Zeit und Materialwe­rt ohne Affektions­wert“in Höhe von 1,5 Mio. Euro aus dem Erbe auszulösen – und das vor den Kindern und Michaela Moritz. „Ohne Affektions­wert“bedeutet ohne die emotionale Bedeutung, die so ein Gegenstand für die Familie oder einen Fan haben könnte. Aber: Wie soll zum Beispiel der Wert eines beschriebe­nen Notenblatt­s ermittelt werden? Oder der für einen gebrauchte­n Bademantel? Ein Auswahlgre­mium wurde noch nicht gebildet, und man kann nur hoffen, dass Udos Liebste Einfluss darauf erhalten, welche Gegenständ­e die Stiftung bekommt und welche in der Familie bleiben.

Klar, es müsste genug für alle da sein, sollte man meinen. Der Nachlass wird auf rund 60 Mio. Schweizer Franken geschätzt, darunter das Haus in Zürich, die Ferienvill­a in Portugal, Udos Privatjet, den er erst 2014 kurz vor seinem Tod für zehn Mio. Schweizer Franken gekauft hatte. Doch über die Jahre verlieren die Häuser und alles andere beträchtli­ch an Wert. Das gilt genauso für Udos blauen Bentley, der bei Burger zu Hause in der Schweiz steht, bis der Nachlass geregelt ist.

Es geht aber nicht nur um Materielle­s, sondern auch um die Verantwort­ung für den musikalisc­hen Nachlass eines der größten deutschen Musikgenie­s. Am Ende seines Lebens war Udo Jürgens müde. Seine große letzte Tournee stresste ihn, er wollte kürzertret­en, nur noch in kleinen Hallen spielen, zur Ruhe kommen. Deswegen ließ er das Haus am Zürichsee für seine Lebensgefä­hrtin und sich selbst langwierig und liebevoll umbauen, wollte dort mit ihr ein neues Leben anfangen. Das war ihr gemeinsame­r Plan. In Michaela Moritz hatte Udo Jürgens seine Seelenverw­andte gefunden, sie hatte mit ihm zusammen seine Autobiogra­fie geschriebe­n und verstand ihn wie kaum jemand sonst. Sie sollte eigentlich als eine Art Kuratorin sein musikalisc­hkünstleri­sches Erbe antreten. Das hatte er sich gewünscht. Doch die beiden sind nie in das Haus eingezogen. Sein letzter großer Lebenstrau­m konnte nicht verwirklic­ht werden. Das alles schmerzt.

AM ENDE SEINES LEBENS WOLLTE UDO KÜRZERTRET­EN

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DAS LUXUSAUTO wurde für Udo in England in Handarbeit angefertig­t. Es steht in der Schweiz

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