Wer bekommt was? Was wird VERKAUFT? Nichts ist geklärt
SEIN BENTLEY
ordnete eine Erbschaftsverwaltung durch das Notariat Meilen im schweizerischen Kanton Zürich an, wies aber trotzdem die Beschwerde von Gloria ab. Fakt ist: Der amtliche Nachlassverwalter arbeitet jetzt schon seit geraumer Zeit mit den Juristen der Erbengemeinschaft an einer Einigung, was inzwischen über eine Million Euro an Anwaltskosten verursacht hat.
Zudem ist Freddy Burger hinter den Kulissen noch immer aktiv, wenn es um Udo geht. Er war nicht nur sein Manager, sondern in einem komplizierten Firmengeflecht auch sein Partner. Der bis heute Geschäfte mit Udo Jürgens macht. Zwei BestofCDs „Merci, Udo! 1 und 2“bei Sony und zwei CDs bei Tchibo kamen seit seinem Tod auf den Markt. Die Einnahmen gehen an die Udo Jürgens Master, bei der Burger als Geschäftsführer mit 37 % beteiligt ist, die Erbengemeinschaft mit 63%.
Dazu soll nächstes Jahr das Erfolgsmusical „Ich war noch niemals in New York“verfilmt werden – auch die Rechte daran gehören Freddy Burger. Mitsprache von Familie und Lebensgefährtin? Gar keine.
Ähnlich sieht es bei den Hits aus. Ein Jahr vor seinem Tod hatte Udo Jürgens seinen Anteil daran (zu der Zeit noch 49 % der Verlagsrechte an rund 1000 Liedern sowie die MusicalRechte) für ca. 2,4 Mio. Schweizer Franken an Freddy Burger verkauft.
Und: Auch für die „Udo Jürgens Stiftung“ist Burger als Stiftungsrat zuständig. Die Organisation, die sich seit 20 Jahren um Waisen und Kinder ohne Bezugspersonen kümmert, hat laut Testament das Recht, persönliche Gegenstände zum „Zeit und Materialwert ohne Affektionswert“in Höhe von 1,5 Mio. Euro aus dem Erbe auszulösen – und das vor den Kindern und Michaela Moritz. „Ohne Affektionswert“bedeutet ohne die emotionale Bedeutung, die so ein Gegenstand für die Familie oder einen Fan haben könnte. Aber: Wie soll zum Beispiel der Wert eines beschriebenen Notenblatts ermittelt werden? Oder der für einen gebrauchten Bademantel? Ein Auswahlgremium wurde noch nicht gebildet, und man kann nur hoffen, dass Udos Liebste Einfluss darauf erhalten, welche Gegenstände die Stiftung bekommt und welche in der Familie bleiben.
Klar, es müsste genug für alle da sein, sollte man meinen. Der Nachlass wird auf rund 60 Mio. Schweizer Franken geschätzt, darunter das Haus in Zürich, die Ferienvilla in Portugal, Udos Privatjet, den er erst 2014 kurz vor seinem Tod für zehn Mio. Schweizer Franken gekauft hatte. Doch über die Jahre verlieren die Häuser und alles andere beträchtlich an Wert. Das gilt genauso für Udos blauen Bentley, der bei Burger zu Hause in der Schweiz steht, bis der Nachlass geregelt ist.
Es geht aber nicht nur um Materielles, sondern auch um die Verantwortung für den musikalischen Nachlass eines der größten deutschen Musikgenies. Am Ende seines Lebens war Udo Jürgens müde. Seine große letzte Tournee stresste ihn, er wollte kürzertreten, nur noch in kleinen Hallen spielen, zur Ruhe kommen. Deswegen ließ er das Haus am Zürichsee für seine Lebensgefährtin und sich selbst langwierig und liebevoll umbauen, wollte dort mit ihr ein neues Leben anfangen. Das war ihr gemeinsamer Plan. In Michaela Moritz hatte Udo Jürgens seine Seelenverwandte gefunden, sie hatte mit ihm zusammen seine Autobiografie geschrieben und verstand ihn wie kaum jemand sonst. Sie sollte eigentlich als eine Art Kuratorin sein musikalischkünstlerisches Erbe antreten. Das hatte er sich gewünscht. Doch die beiden sind nie in das Haus eingezogen. Sein letzter großer Lebenstraum konnte nicht verwirklicht werden. Das alles schmerzt.
AM ENDE SEINES LEBENS WOLLTE UDO KÜRZERTRETEN