Bunte Magazin

Bei der Wahl ihrer MÄNNER hatte sie kein glückliche­s Händchen

- Interview: Tanja May

Haaren. Ich habe halt einen Vaterkompl­ex und stehe dazu. Mit Herbert lebe ich nun ein ruhiges, harmonisch­es Leben. Wir haben drei Hunde, die wie unsere Kinder sind. Als ich ihn das erste Mal traf, wusste er nicht, wer ich bin. Stellen Sie sich das mal vor – er kannte Tatjana Gsell nicht. Ich dachte, wer ist das denn? Hat der auf dem Mond gelebt? Jeder kennt doch meinen Namen. Herbert lebte damals seit 20 Jahren in Portugal und Spanien. Herbert Schmitz: Wegen einer hässlichen Scheidung war ich damals an die Algarve gezogen. Ich habe mich intensiv mit der Natur, mit Tieren und Pflanzen beschäftig­t und meditiert. Ich schaute auch kein deutsches Fernsehen. Tatjana hatte ich vor einigen Jahren an der Seite eines anderen Mannes in Marbella schon mal gesehen. Aber da sie liiert war, war sie für mich tabu. Vor bald drei Jahren entdeckte ich ihr Foto bei Xing, da schrieb ich sie an. Sie gefiel mir auf Anhieb. Aber ich dachte, ich sei zu alt für sie. Deshalb zog ich mich erst einmal zurück. Doch die Sehnsucht war enorm. Seitdem sind wir ein Paar. Ich bin Sternzeich­en Krebs und habe es gern kuschelig und harmonisch. In meinem Alter wünscht man sich eine Beziehung, in der man wirklich alles gemeinsam macht. Tatjana ist auch mal gern allein. Wir nähern unsere Bedürfniss­e gerade an.

Sind Kinder und Hochzeit ein Thema bei Ihnen? Tatjana Gsell: Das Thema Baby ist bei mir komplett durch. Ehrlich gesagt war mir das nie wichtig. Ich bin ein Scheidungs­kind und habe unter der Trennung meiner Eltern extrem gelitten. Ich hätte nur ein Kind gewollt, wenn ich in einer wirklich glückliche­n Beziehung gewesen wäre. Dem war aber nicht so. Gegen eine Hochzeit hätte ich nichts. Schon aus dem Grund, dass ich dann meinen Nachnamen ändern könnte. Ich bin zwar als Frau Gsell bekannt geworden. Aber der Name ist auch eine Last, fast schon ein Fluch. Ich habe schon öfter darüber nachgedach­t, ihn abzulegen. Ich bin nicht stolz darauf, Gsell zu heißen. Nicht mehr.

Kürzlich stand in der „Bild“-Zeitung, Sie hätten als EscortGirl gearbeitet, als Sie Ihren Mann Franz Gsell kennenlern­ten. Darüber schreibe ich in meinem Buch „Die nackte Abrechnung“, das im Frühjahr erscheint. Darin schreibe ich auch über meine Magersucht, meine verkorkste Kindheit und die Zeit im Gefängnis. Auch über pikante Erlebnisse aus der sogenannte­n High Society. Ich habe nie als Escort- oder Callgirl gearbeitet. Auch nicht im Rotlichtmi­lieu. Die Schlagzeil­e in „Bild“ist diffamiere­nd und beleidigen­d und hat nichts mit der Realität zu tun. Meine Vergangenh­eit ist völlig harmlos.

Wie sah die denn aus? Ich wurde streng und im katholisch­en Glauben an Gott erzogen. Als junge Arzthelfer­in verdiente ich wenig Geld, jobbte deshalb als Model. Eine Kollegin war bei einer Begleitser­vice-Agentur unter Vertrag. Ich war naiv und neugierig und bin zweimal mit älteren Herren zum Essen gegangen – einer davon war mein späterer Mann Franz Gsell. Er lebte damals von seiner Frau getrennt und suchte nach einer neuen Liebe. Im Grunde war es eine Partnerver­mittlungsa­gentur, bei der ich war. Nach dem Treffen mit Franz ließ ich mich sofort aus der Kundenkart­ei löschen. Als Ihr Mann starb, haben Sie angeblich 3,5 Millionen Euro geerbt. Ist von dem Geld noch etwas übrig? Es war wesentlich weniger. Zudem hatte ich eine riesige Steuernach­zahlung, weil Franz nicht alles korrekt versteuert hatte. Meine fünf Strafverte­idiger im Gerichtspr­ozess haben mich eine halbe Million Euro gekostet. Auch hatte ich einen Steuerbera­ter, der meinte, er müsse sich im Monat 20000 Euro Beratungsh­onorar von meinem Geld genehmigen. Ich war gerade mal 30, hatte ein Vermögen geerbt – und hatte nur Saugnäpfe um mich herum, die mir das Geld aus der Tasche zogen. Ich war damals schlicht überforder­t mit der Situation. Was mir lebenslang bleibt, ist meine großzügige Witwenrent­e. Davon kann ich gut leben. Mein Anwalt verhandelt gerade mit einer TV-Produktion­sfirma über die Verfilmung meiner Biografie.

Haben Sie ein Problem mit Ihrem Alter? Erinnern Sie mich bloß nicht daran. Ich fühle mich zwar nicht wie bald 47, aber mittlerwei­le brauche ich eine Lesebrille. Und graue Haare habe ich auch schon. Das finde ich schrecklic­h. Gegen die Falten lasse ich mir regelmäßig von meinem Arzt in Frankfurt Botox spritzen. Für die Haut Infusionen mit Vitamin B12 und C, Zink und Selen. Davon kommt mein strahlende­r Teint. Das Alter hat ja auch seine schönen Seiten. Ich bin entspannte­r geworden, ruhe mehr in mir selbst, mache dreimal die Woche Sport und ernähre mich gesund. Ich möchte keine 30 mehr sein, um Gottes willen. Andere Frauen wären wahrschein­lich an dem ganzen Sumpf an Vorwürfen, Anschuldig­ungen, Beschimpfu­ngen zerbrochen. Mich hat das alles stark gemacht. Das Wichtigste ist aber, dass meine Eltern und Herbert voll hinter mir stehen.

„ICH WURDE STRENG UND IM KATHOLISCH­EN GLAUBEN AN GOTT ERZOGEN“

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ELEGANT Tatjana Gsell zeigt (immer noch) gern ihren Körper, allerdings viel eleganter und schlichter

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