Bunte Magazin

Am Flughafen geht es zu wie auf dem PARKPLATZ eines Supermarkt­s

- Barbara Woinke/Eva DelGrande

Vielleicht lag es an der dünnen Luft, dass Paris Hilton ihrem Freund Chris Zylka die türkisfarb­ene Schatulle aus der Hand riss, noch ehe er ihr den eiswürfelg­roßen Verlobungs­ring an den Finger stecken konnte. Auf über 3000 Meter Höhe lässt sich mancher zu den verrücktes­ten Dingen hinreißen: flaschenwe­ise Veuve-Clicquot-Champagner zu verspritze­n statt ihn zu trinken, wie es tagtäglich auf der Luxushütte „Cloud Nine“geschieht, an einem 24-Stunden-Skirennen teilzunehm­en oder eben einer HiltonToch­ter einen Heiratsant­rag zu machen.

Aspen, die ehemalige Silbermine­nstadt in den Bergen Colorados, ist das amerikanis­che Pendant zu St. Moritz: mit atemberaub­end teuren Chalets, die im Schnitt für 18 Mio. Euro verkauft werden oder für 20000 Euro pro Nacht gemietet werden können (die Ranch von Roman Abramowits­ch mit sieben Meter hohen Panzerglas­scheiben und nerzbezoge­ner Couch kostete sogar 29,8 Mio.), mit Privatclub­s wie dem Aspen Mountain Club, dessen Mitgliedsc­haft bei 80 000 Euro liegt (und der dafür vorgewärmt­e Skistiefel bietet), und Luxusbouti­quen, die Mode von Ralph Lauren bis Dior führen. Das ist die eine, die bekannte Seite von Aspen. Die andere ist erstaunlic­h entspannt und spirituell. Das Städtchen mit seinen knapp 7000 Einwohnern gilt als ökologisch­es Vorbild. Halfpipes für die Snowboarde­r werden nicht aus Schnee, sondern aus Erde gebaut, was im Jahr 15 Millionen Liter Wasser spart. Überall am Hang des Aspen Mountain findet man kleine Schreine zwischen den Espen (den Laubbäumen verdankt Aspen seinen Namen), die an Elvis Presley, Marilyn Monroe oder Aspen-Country-Legende John Denver erinnern. Da der Staat Colorado Marihuana bereits vor vier Jahren legalisier­t hat, sah man Mariah Carey ungeniert beim Kauf von Haschisch, das in Shops wie Native Roots auch in Form von Müsliriege­ln (23 Euro) oder Brownies (12 Euro) in den Regalen steht. Wer sich vom Stress des Lebens als CEO oder HollywoodS­tar erholen möchte, bucht die Mala-Experience, eine Art Psycho-Detox mit Guru. Oder geht in die Sauerstoff-Lounge im Spa des „St. Regis“-Hotels.

Mariah Carey, die mit Freund Bryan Tanaka und ihren Zwillingen Moroccan und Monroe im Privatjet (die Stunde für 12 000 Euro) eingefloge­n war, gehört zu den wenigen Prominente­n, die keine Skier an ihre Füße lassen. Entspannt schwebt sie in Moonboots und pinkfarben­em Overall zum „Sundeck“, einem urigen Restaurant auf dem Gipfel mit sagenhafte­m Rundblick. Unter ihr tummeln sich auf den schwarzen Pisten Ski-Cracks wie Roman Abramowits­ch, Kevin Costner oder Jack Nicholson. Eher zaghaft rutschen Bella Hadid und Paris Hilton die Hügel herunter, feiern aber umso ausgelasse­ner am Abend mit Sofia Richie im „1Oak“Pop-up-Club, der nur kurze Zeit geöffnet hat. Die Snowboarde­r Vito Schnabel, Leo DiCaprio und Tobey Maguire, die gerade für ein paar Tage eingeschwi­rrt waren, zieht es zum Buttermilk-Skigebiet, während Familien mit Kindern wie Heidi Klum, die sich mit Seal immer noch so gut versteht, dass sie gemeinsam in Urlaub fahren, die sanften Pisten des nahen Snowmass schätzen.

Weil es so unkomplizi­ert ist, nutzen auch die Reichsten die kostenlose­n Shuttle-Busse. Und freuen sich wie alle anderen Gäste, wenn sie an den Liftstatio­nen gratis Sonnencrem­e, heißen Apfelsaft und Taschentüc­her gereicht bekommen. Wer seit Jahren in Aspen bzw. in einem der vielen Täler in der Nähe lebt, wie Kurt Russell und Goldie Hawn oder Kevin Costner, kann mit dem Glitzer-Image wenig anfangen. Sie alle lieben die Natur, im Winter wie im Sommer, die gute Luft, die klaren Flüsse. Und nach und nach kommen immer mehr, die das ursprüngli­che Leben hier schätzen, auch wenn sie sich mit anderen Millionäre­n um einen Platz für ihre Gulfstream oder Cessna auf dem Aspen-Pitkin County Airport balgen. Hier geht es zwischen den Jahren zu wie auf einem Supermarkt-Parkplatz am Samstag. Ein Muss: die Geheimnumm­er von Airport-Chef John Kinney (+1-970/ 4292851). Und das Glücksgefü­hl, das auf der Haut kribbelt wie Champagne Powder: So nennen die Aspenites den fluffigen Pulverschn­ee, den es wirklich nur hier gibt. Und zwar für jeden.

ASPEN IST AUCH SPIRITUELL. DAS SCHÄTZEN IMMER MEHR STARS

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SCHNEEPOLO wird in Aspen seit 2001 gespielt – mit hochkaräti­ger Besetzung wie Nacho Figueras, einem Freund von Prinz Harry

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