Vinschgau:
MUTTER UND TOCHTER starben im Skiurlaub in Südtirol. Vater und Sohn überlebten den dramatischen Unglücksfall
Eine Todes-Lawine zerstörte eine glückliche Familie
STARKER WIND UND SCHNEE BEHINDERN DIE RETTER
Die evangelische Margaretenkirche in Aldingen-Remseck im Landkreis Ludwigsburg war ein Fixpunkt im Leben von Petra T. († 45). Hier wurde die beliebte Physiotherapeutin getauft und konfirmiert. Hier heiratete sie ihre große Liebe Dirk T., mit dem sie zwei Kinder bekam: die Zwillinge Mia und Moritz, 11. Und hierher kehrte sie am vergangenen Freitag zurück…
„Das ist nicht richtig, dass wir heute hier sind“, sagt Pfarrer Jens Keil, tief bewegt. „Der liebe Gott war nicht lieb letzte Woche.“Links vor dem Chor stehen zwei cremefarbene Särge, geschmückt mit Rosen. In den Särgen ruhen Petra T. und ihre geliebte Tochter Mia. Sie starben in einer Lawine in Südtirol. Eine Naturkatastrophe, die zwei Leben und das Glück der Familie T. von einem Moment auf den anderen zerstört hat.
Mutter und Tochter galten als gute Skiläufer. Wie auch Vater und Sohn. Gemeinsam mit sechs weiteren Mitgliedern der Schneeläuferzunft Ludwigsburg sind sie in der ersten Januar-Woche im Vinschgau unterwegs. Am Tag des Unglücks herrschte hier Lawinenwarnstufe drei (von fünf). Das bedeutet: erhebliche Gefahr. Dennoch verließ die Gruppe die gesicherte Piste, um an einem Hang durch Tiefschnee zu gleiten. „Man sollte wissen, worauf man sich einlässt, wenn man außerhalb von
gesicherten Pisten fährt“, sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein BUNTE. Die Ludwigsburger scheinen das zu wissen. Sie sollen den Hang einzeln befahren haben, als Erstes der kleine Moritz.
Er ist längst außerhalb der Gefahrenzone, als sich etwas oberhalb ein Schneebrett löst. Es ist mit rund 150 Metern ungewöhnlich breit. Die Lawine überrollt zunächst Mia, dann ihre Mutter. Verzweifelt gräbt ihr Mann und Vater mit den Händen im Schnee. Er hatte sich mit den anderen Läufern in ein Waldstück retten können. Starker Wind und Schneefall behindern die Bergwacht. Erst nach einer Stunde können die beiden Körper geborgen werden. Leblos.
Zur Trauerfeier für Mia und Petra in ihre geliebte Margaretenkirche sind rund 500 Menschen gekommen. Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen Klassenkameraden. Dirk T., ein erfolgreicher Unternehmer, weint bitterlich. Er wird für den Rest seines Lebens auch mit einem Schuldgefühl leben müssen. Die Staatsanwaltschaft Bozen ermittelt.