Der Schatz in unserer Hand
Ein Restaurantbesuch mit Kindern ist für Eltern oft ein Härtetest. So sehr man die Lebhaftigkeit und Kreativität seiner Kleinen auch schätzt, manche der Umsitzenden empfinden sie als Beeinträchtigung. So gerät dann ein Mittagessen am Sonntag zum gefühlten Spießrutenlauf. Beide Seiten hatten sich diese Stunden entspannter vorgestellt. Die entschuldigenden Blicke der Eltern kreuzen sich mit angestrengten Mienen der anderen Gäste. Doch wenn man versucht, das Verhalten der Seinen zu erklären, erntet man verständnisvolles Lächeln: „Ach nein, das stört uns nicht. Es sind doch Kinder. Kinder sind doch unsere Zukunft!“
Das ist oft die Herausforderung: die Kleinen vorbehaltlos zu lieben, selbst wenn man manchmal explodieren möchte. Sachlich bleiben in jeder noch so schwierigen Situation. Denn Kinder sind der größte Schatz, den wir haben. Und sie sind noch etwas, was wir oft vergessen: Sie sind wir selbst. Sie halten uns stets den Spiegel vor. Alles, was und wie sie sind, haben sie von uns abgeschaut. Ihr Verhalten ist unser Verhalten. Ihre Gedanken sind unsere Gedanken. Ihre Sprüche sind unsere Sprüche. Und in einem Punkt sind sie uns total überlegen. Sie sehen die Welt unverstellt und viel klarer, als wir es tun. Ihre Logik ist entwaffnend. Denn ihre Logik ist noch nicht von Kalkül, Emotion und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt. Wer schlau ist, lernt von seinen Kindern.
Hollywood-Star Matt Damon kreiste um sich selbst – bis er Vater wurde. „Erst meine Kinder gaben meinem Leben einen Sinn“, sagt er, „weil ich wusste, dass ich etwas hinterlassen werde. Keiner kann ewig bleiben. Aber durch die Kinder wirst du nicht völlig verschwinden. Denn deine Gene, dein Geist und deine Erinnerung werden weiterleben.“
Vielleicht muss man nicht gleich bis ans Ende denken wie Matt Damon. Und vielleicht ein bisschen weniger an sich selbst. Vielleicht sollte man sich bewusst machen, dass unsere Kinder sich nicht ausgesucht haben, an unsere Seite geboren zu werden. Das zeigt, welche Verantwortung wir für sie haben. Sie dürfen alles von uns erwarten. Und je weniger wir von ihnen erwarten, desto mehr bekommen wir zurück.
Am Eigennutz zerschellt jedes Glück.