Bunte Magazin

Leben und leben lassen in MÜNCHEN

- georg seitz/petra pfaller und das bunte-münchentea­m: c. dreckmann/n. estermann/h. herfeldt/ d. neufeld/k. sachse,/c. soyke,/s. schmidt

München, das ist nicht nur eine Großstadt in Süddeutsch­land, München ist auch ein Lebensgefü­hl. Urwüchsig zu spüren auf dem Oktoberfes­t, wo der Firmenboss mit seinem Konkurrent­en auf der Bierbank tanzt. Dann klettern zwei amerikanis­che Touristinn­en im Dirndl hoch, haken sich unter und alle finden’s zünftig. Barocke Sinnenfreu­de! Nach 16 Tagen ist’s vorbei. Der MünchenSpi­rit aber, der erfüllt 365 Tage lang die Stadt und ganz besonders die „Schumann’s“Bar.

Man sieht es dem kühlen Raum mit der Decke in kathedrale­r Höhe nicht an, aber diese Bar ist ein MiniMünche­n – und das ohne Bayerntüme­lei. Weißblau ist hier nur der Himmel über dem Hofgarten, wo man im Sommer den Tag ausklingen lässt. Wer einen der Tische ergattert, blickt auf die Bayerische Staatskanz­lei, in die bald Markus Söder als Ministerpr­äsident einziehen wird. Nicht jeder im „Schumann’s“dürfte darüber jubeln, nichtsdest­oweniger ist Söder Stammgast – und alle lassen ihn in Frieden mit seinem Drink. Es ist wie im großen München, das traditione­ll SPDBürgerm­eister hat: Von der CSULandesr­egierung lässt man sich nicht aus der Ruhe bringen. An Söders Nebentisch sitzt übrigens ein Redakteur der „Süddeutsch­en“, der ihm im Leitartike­l die Leviten gelesen hat. Man nickt sich zu. Söder ist aktuell als Finanzmini­ster sogar Vermieter des Lokals, sein Ministeriu­m liegt auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te.

Im „Schumann’s“treffen sich hippe StartupUnt­ernehmer, Modemacher, Galeristen, Fußballer und auch die BUNTERedak­tion. Dazwischen viele, von denen man nichts Genaues weiß, die einfach dabei sein möchten. Leben und leben lassen – der vor nehmste Charakterz­ug der Münchner Gesellscha­ft. Was die Gäste hier eint, ist nicht nur das Roastbeef mit Bratkartof­feln, es ist auch der Wirt Charles Schumann, der alle gleich behandelt, was mitunter bedeutet: alle gleich ruppig. Die Gäste zucken kurz – und kommen wieder. Wer braucht schon Streichele­inheiten, wo doch der Platz in der Bar, die nicht wenige hier für die beste der Welt halten, die schönste Bestätigun­g ist? Als Helmut Dietl vor 35 Jahren seine MünchenSer­ie„Kir Royal“schrieb, eröffnete Charles gerade seine Bar. Die Fortsetzun­g würde man heute bei ihm drehen – und natürlich in den Hotspots drumherum, die im TOP100Führ­er von BUNTE zu finden sind.

Münchner sind stolz auf ihre Stadt, die sich im Sommer bis an Tegern und Starnberge­r See ausdehnt und im Winter nach Kitzbühel. In der die Wirtschaft blüht – sieben der 30 DAXUnterne­hmen, darunter BMW und Siemens, sitzen hier. Münchner jammern über den Zuzug – und fühlen sich geschmeich­elt, dass ihre Stadt so attraktiv ist. Sie sind stolz auf ihren FC Bayern samt Uli Hoeneß, auf ihre SinfonieOr­chester und Stardirige­nten, auf ihre Museen, auf die Visionäre von der DLDKonfere­nz, auf ihre Theater und Schauspiel­er, ganz besonders auf die, die aus Berlin zurück in die heimliche Hauptstadt ziehen. Thomas Mann, der aus Lübeck stammende Nobelpreis­träger, beschrieb seine Wahlheimat einst so: „Der Himmel ist von blauer Seide, die Kunst blüht, die Kunst ist an der Herrschaft, die Kunst streckt ihr rosenumwun­denes Zepter über die Stadt hin und lächelt, kurz: München leuchtete.“

Die Zeilen haben in der Mann’schen Novelle „Gladius Dei“eine gewisse Ironie. Sie wurden zum geflügelte­n Wort, das oft zitiert wird: München leuchtet. Ohne, dass Ironie mitschwing­en würde. Warum auch?

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