Bunte Magazin

Rose McGowan:

Die Schauspiel­erin ging als erstes Opfer an die Öffentlich­keit. Ohne sie gäbe es kein #metoo

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Die mutigste Frau Hollywoods

Zwanzig Jahre sind vergangen, seit sich das Leben von Rose McGowan, 44, für immer veränderte. Der Hollywood-Produzent Harvey Weinstein, 65, habe sie damals vergewalti­gt, erklärte die Schauspiel­erin („Charmed“) im Herbst 2017. Sie ermutigte andere Missbrauch­sopfer, nicht länger zu schweigen. Sie ist die Mutter von #metoo. In ihrem Buch „Mutig“und der Doku-Serie „Citizen Rose“(E!Channel) erzählt sie ihre Geschichte.

Wieso kommen die Übergriffe gerade jetzt ans Licht? Es kam nicht aus heiterem Himmel. Ich habe es vorbereite­t, zehn Monate lang.

Sie stecken dahinter? Ich bin die Architekti­n, ich spiele eine sehr lange Schach-Partie. Ich habe vor drei Jahren begonnen, mein Buch zu schreiben, und hatte zu kämpfen mit den Anwälten von Bill Clinton, von Al Gore und Donald Trump, mit Drohungen der mächtigste­n und bösesten Männern der Welt.

Wünschen Sie sich, Sie hätten Ihre Geschichte früher erzählt? Das habe ich. Ich habe meine Geschichte vom ersten Tag an erzählt, an dem sie mir widerfahre­n war. Aber keiner hörte mir zu. Es war das System, das nicht zuhören wollte.

Wann war der Moment, an dem Sie beschlosse­n, sich nicht länger zum Opfer machen zu lassen? Ich fühle mich noch immer zum Opfer gemacht, das geht nicht weg. Haben Sie je den Tod eines Menschen erlebt, den Sie liebten?

Ja, den Tod meiner Eltern. Es ist schrecklic­h, richtig?

Es verändert einen. Genau das passiert, wenn Sie vergewalti­gt werden. Sie sterben. Ihr Körper ist noch da, aber der Mensch, der Sie einmal waren, ist weg. Ihr Körper ist da, aber Sie wissen nicht mehr, was Sie mit ihm anfangen sollen. Es bringt Sie entweder um oder Sie beschließe­n irgendwann, sich von der Person zu verabschie­den, die Sie vorher waren. Es ist eine biblische Erfahrung. Und es ist nicht fair, ich hätte die Frau bleiben sollen dürfen, die ich war.

Haben Sie Verbündete in Hollywood gefunden? Vielleicht zwei oder drei. Aber eigentlich bin ich auf mich gestellt. Denn was geschah, verändert auch, wie andere dich behandeln. Es verändert, wie deine Familie dich behandelt, andere Männer, Liebhaber, jedermann. Es war nicht nur die eine Tat, die dieser Mann mir angetan hat, es war auch der Rufmord.

Sie sprechen von Harvey Weinstein, richtig? Ich mag den Namen nicht, aber ja, ich spreche über ihn. Er hat mich vor 20 Jahren auf die schwarze Liste von Hollywood gesetzt. Sie halten mich dort für eine böse und gefährlich­e Person. Er hat jeden StudioBoss persönlich angerufen. Er hat Spione auf mich angesetzt. Er symbolisie­rt die Machtstruk­tur und die Mächtigen wollen ihre Macht nicht hergeben.

Wird Ihr Buch eine Abrechnung mit den Männern? Ich sehe Männer nicht als die Verkörperu­ng des Bösen. Frauen können genauso böse sein, wenn es darum geht, andere fertigzuma­chen. Aber denken Sie mal darüber nach, wie viele Schimpfwör­ter für Frauen Ihnen einfallen und wie viele für Männer! Es gibt so gut wie keine für weiße Männer. Wir sind zusammen auf dieser Welt, Männer und Frauen. Sehr lange aber mussten Männer sich nicht groß Gedanken über die andere Seite machen, wir Frauen dagegen mussten sehr viele Rücksichte­n auf die Männer nehmen. Es wäre nur fair, wenn der Mann etwas mehr an die Frau denkt, die ihm gegenübers­itzt. Wie ihr Leben ist, ihre Bezahlung, ihre Stellung. Mit meinem Buch nehme ich Männer in die Pflicht.

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EHRUNG Rose McGowan bekam den Impact Award der DLDKonfere­nz (siehe S. 96) Rose McGowan mit Harvey Weinstein (r.) und ihrem Exfreund Robert Rodriguez in Cannes 2007
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 ??  ?? Interview mit Rose McGowan: BUNTE-Redakteur Georg Seitz
Interview mit Rose McGowan: BUNTE-Redakteur Georg Seitz
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Ihr Buch erscheint am 3. April auf Deutsch

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