Nehmen Sie dem Ohrensausen den Schrecken!
OHRGERÄUSCHE können das Leben zur Qual machen. Etwa drei Millionen Bundesbürger kämpfen dauerhaft mit der akustischen Belästigung. Was bei akutem Tinnitus hilft, welche Ursachen infrage kommen und wie ein Training den Dauerton in den Hintergrund drängt
Es fiept, es rauscht, es pfeift, es brummt. Und kein Mensch hört etwas – außer einem selbst. Wie ein unheimlicher Stalker schleicht sich der Dauerton ins Leben, stört beim Einschlafen, nervt im Konzert, belästigt beim Lesen auf dem Sofa. So sehr werden manche von dem akustischen Phantom bedrängt, dass sie den Laut übertönen, indem sie nachts den Wasserhahn laufen lassen oder vorm Zubettgehen das Radio gezielt gegen das Dauerrauschen stellen.
„In Hotels verlange ich Zimmer, die zur Straße hinausgehen“, schildert Ulrich Tukur, 60, seine Anti-Tinnitus-Strategie für unterwegs. Der „Tatort“-Schauspieler kämpft seit Jahren damit, dass sein Kopf brummt, „als wäre er ein Radioröhrenapparat“. Ein Problem, das Ulrich Tukur bereits mit rund drei Millionen Erwachsenen in Deutschland teilt. Tendenz: steigend. „Ein Tinnitus tritt sehr oft zusammen mit dem nachlassenden Gehör auf. Ein Drittel aller Schwerhörigen entwickelt Ohrgeräusche. Und weil die Bevölkerung älter wird, nehmen Hörschwächen zu“, erläutert Prof. Birgit Mazurek, Direktorin des Tinnitus-Zentrums der Charité in Berlin. Der Grund: Leitet das Ohr bei Schwerhörigkeit höhere Töne nicht mehr an das Hörzentrum weiter, versucht das Gehirn, die vermissten Frequenzen zu ersetzen. Auf der Suche nach den fehlenden Reizen fährt es sozusagen seine Regler hoch – und verstärkt damit die Störgeräusche der Nervenzellen, die normalerweise herausgefiltert werden und der Aufmerksamkeit entgehen. „Tinnitus ist also ein Symptom, eine Fehlfunktion, keine eigenständige Krankheit“, so HNOÄrztin Mazurek.
ES HANDELT SICH UM EIN SYMPTOM UND KEINE KRANKHEIT