Hier spricht der Boss
Diese Berlinale hat ein Thema: #metoo. Sexuelle Übergriffe in der Branche werden heiß diskutiert. Was sagt Festival-Direktor Dieter Kosslick?
Hat #metoo etwas verändert? Diese Diskussion ist notwendig, sie steht erst am Anfang. Es hat sich auch schon was verändert. Was? Die Leute sind sensibler geworden. Auch ich. Zum Beispiel mit Witzen, obwohl ich nie verdächtig war, frauenfeindliche Witze zu reißen. Was ist mit den Umarmungen auf dem roten Teppich? Die sehe ich als einvernehmlich an. Kann die Berlinale noch Filme von Woody Allen oder einem anderen zeigen, dem sexuelle Übergriffe
vorgeworfen werden? Das ist die große Diskussion über die Trennung von Werk und Autor, die weit über die Berlinale hinausgeht. Das geht von Caravaggio bis Hitchcock. Wie sehen Sie das? Ich denke, dass es schwierig ist, den Künstler zu vergessen und nur abstrakt das Produkt zu sehen. Auf der anderen Seite können wir aber nicht eine KunstStasi aufbauen, die jedem nachschnüffelt, bis er endlich zugegeben hat, dass er etwas gemacht hat. Deshalb plädiere ich dafür, das differenziert zu betrachten und dass man das Thema ernst nimmt. Da gibt es ganz klare Verbrechen und klare Dinge, die benannt werden müssen. Ich finde aber auch die Message wichtig, die Anke Engelke bei der Eröffnung verbreitet hat: Die Berlinale traut sich noch, dass Mann und Frau in einem Raum sind. Dies ist Ihre vorletzte Berlinale, im Vorfeld gab’s Gegenwind. Haben Sie je daran gedacht, vorher hinzuschmeißen? Nein, wieso das denn? Die Petition der Filmschaffenden über die Zukunft der Berlinale ist ja richtig, aber wie das in der Berichterstattung gegen mich gedreht wurde, war schon ein krummes Ding. Würden Sie gerne weitermachen? Ich habe ja bereits erklärt, dass ich für den Job des künstlerischen Direktors nach 2019 nicht mehr zur Verfügung stehe. Alles andere warte ich erst mal ab.