Ruth Moschner: In BUNTE schreibt die Moderatorin über ihren Besuch bei Aidskranken in Südafrika
RUTH MOSCHNER war für die „HOPE-Kapstadt-Stiftung“in Südafrika. In BUNTE schreibt sie, wie aidskranke Menschen dort leben
Es bricht mir fast das Herz, als ich den kleinen Jungen, den winzigen Körper voller Schläuche, in seinem Gitterbettchen liegen sehe. Er weint bitterlich. Er hat niemanden, der ihn tröstet. Beide Elternteile sind verschwunden und man hofft, dass ein Familienangehöriger ausfindig gemacht werden kann. Als ich sein Ärmchen streichle, hört er auf zu schluchzen. „Warum weinst du, ich sehe doch deine Tränen in den Augen?“, fragt mich eine der Frauen, und ich versuche schnell, meinen Kloß im Hals herunterzuschlucken. „Die Kinder hier sind doch bald wieder gesund“, meint sie. Aber es sind zu viele Kinder und zu wenige Erwachsene zum Kümmern.
Mangelnde Kommunikation und Verdrängung sind zwei der großen Probleme der vergessenen Menschen in den Townships von Kapstadt. Selbst auf der Kinderstation im Tygerberg Krankenhaus, der zweitgrößten Klinik Südafrikas, werden die bösen Worte HIV und Aids immer noch nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen.
In der Klinik sah ich auch eine junge Frau, die schluchzend an mir vorbeiging: „Sie schämt sich und macht sich schwere Vorwürfe“, erklärt mir Violett, eine der Sozialarbeiterinnen der „HOPE-Kapstadt-Stiftung“später. „Sie hat ihre Aids-Medikamente abgesetzt und ihr gesundes Baby während des Stillens nun doch mit HIV angesteckt. Sein Zustand ist jetzt richtig schlecht.“
Neben HIV sind vor allem Tuberkulose und Traumata behandlungsbedürftig. Am Zahltag kommen in der Notaufnahme noch Verletzte durch Schusswunden oder Alkoholmissbrauch hinzu.
Es ist viel passiert, seit ich 2006 zum ersten Mal in Kapstadt in einer der Townships war. Inzwischen sind die Hope-Mitarbeiter auch in den kleineren Krankenhäusern der Townships wie in Blikkiesdorp vor Ort. Das spart den Betroffenen das Geld für die weite Anreise und die Hemmschwelle ist geringer.
Ich bin beeindruckt, wie es den HopeMitarbeiterinnen gelingt, das Leben der HIV-infizierten Kinder und betroffenen Familien positiver zu gestalten. Aber es gibt noch so viel zu tun in dieser anderen Normalität Südafrikas.
„WARUM WEINST DU? ICH SEHE TRÄNEN IN DEINEN AUGEN“