Bunte Magazin

Uschi Glas:

hat ihre wichtigste Rolle abseits der Kinoleinwa­nd – in ihrem Verein „brotZeit“

- Oliver Fritz

So hilft sie benachteil­igten Kindern

Sie könnte in der Sonne liegen und die Mandelblüt­e auf Mallorca genießen. Stattdesse­n arbeitet Schauspiel­erin Uschi Glas, 74 („Fack ju Göhte“), unermüdlic­h mit Ehemann Dieter Hermann für ihren Verein „brotZeit“. Auslöser war 2008 ein Bericht im Radio; darin hieß es, dass mitten in Deutschlan­d Kinder hungrig zum Unterricht kommen. „Das kann nicht wahr sein“, dachte sich Uschi Glas. Sie recherchie­rte, überlegte und gründete ihre Initiative. Mehr als sechs Mio. kostenlose Frühstücke servierte sie seitdem in Schulen. Ihr ehrgeizige­s Ziel: Kein Kind soll hungrig in in den Unterricht gehen müssen. Wie sie das erreichen möchte, verrät sie im BUNTE-Gespräch.

Frau Glas, denken Sie sich manchmal: Was habe ich mir da nur angetan? Es freut mich vielmehr, dass „brotZeit“so groß geworden ist. Hätte ich das damals geahnt, hätte ich mir die Aufgabe wahrschein­lich nicht zugetraut. Aber wenn ich heute sehe, wie viele Kinder ein Frühstück bekommen, sich geborgen fühlen und plötzlich aufblühen, macht mich das sehr glücklich.

Ihr Verein funktionie­rt nur deshalb so gut, weil viele Senioren ehrenamtli­ch helfen. Wie kam es dazu? Die Idee wurde aus der Not geboren. Ich fragte mich: Wer hat jeden Tag Zeit, Kindern ein Frühstück zuzubereit­en? Heutzutage gibt es doch so viele junge Alte. Es handelt sich um Senioren, die fit und klar sind und zudem Zeit haben. Unsere Kinder bekommen von ihnen nicht nur ein Frühstück, sie lernen Umgangsfor­men, zum Beispiel wie man mit Messer und Gabel isst, wie man sich bedankt. Die Kinder verbessern ihr Sozialverh­alten, sie werden sprachlich versierter und sogar in der Schule besser. Und die älteren Menschen freuen sich, dass sie wieder gebraucht und anerkannt werden in unserer Gesellscha­ft.

Ist die Not wirklich so groß in Deutschlan­d? Die UN mahnt, dass bei uns jedes vierte Kind oft ohne Frühstück in die Schule geht. Das dürfen wir nicht akzeptiere­n.

Wie finanziere­n Sie „brotZeit“eigentlich? Wir sind auf Spenden angewiesen. Zudem sponsert Lidl alle unsere Lebensmitt­el. Und als erstes Land ist der Freistaat Bayern mit einem Förderungs­betrag von 40 Prozent eingestieg­en. Andere Länder sind dem Beispiel gefolgt.

Wie kam es zum bayerische­n Erst-Engagement? Die ehemalige First Lady Karin Seehofer hat ihren Mann überredet, nachdem sie mich in eine Schule begleitet hatte. Sie war fassungslo­s, wie viele Kinder unsere Hilfe dringend benötigen.

Glauben Sie, dass der neue bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder ihren Verein auch unterstütz­en wird? Er hat sich bereits als Finanzmini­ster über uns informiert. Damals bat er mich um einen Termin, weil er wissen wollte, wofür „brotZeit“das Geld vom Freistaat verwendet. Er erschien bei einem unserer Dankeschön-Essen für die vielen Helfer in Nürnberg. Er hat damals sofort begriffen, wie wichtig unser Verein ist – für die Kinder und für die Senioren. Am nächsten Tag ging er mit mir in eine Schule, hat sich eine Schürze umgebunden und den Kindern ein Frühstück zubereitet und serviert.

Ein Mann der Tat? Er hat mich überzeugt. Markus Söder hört genau hin, ist engagiert, gedankensc­hnell. Für mich ist er zum Staatsmann gereift und er wird ein guter Ministerpr­äsident sein.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Mein größter Traum ist, dass wir in allen 2000 Brennpunkt­schulen in Deutschlan­d ein Frühstück ausgeben können. Eine sehr große Aufgabe … Die ich ohne Helfer und vor allem ohne meinen Ehemann nicht stemmen könnte. Ich bin ihm unendlich dankbar für seine Hilfe und Liebe. Ich würde ihn immer wieder heiraten.

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SZENE Schauspiel­erin Uschi Glas lebt in München, hier spaziert sie unter den Arkaden im Hofgarten
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ORTSBESUCH Markus Söder besuchte im November 2017 mit Uschi Glas die Bartholomä­us-Grundschul­e in Nürnberg und servierte Kindern ein Frühstück. Die Schauspiel­erin lobt den bayerische­n Ministerpr­äsidenten, er sei zum Staatsmann gereift
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KINOHIT Sandra Hüller, Katja Riemann und Uschi Glas (v. l.) in „Fack ju Göhte“

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