Uschi Glas:
hat ihre wichtigste Rolle abseits der Kinoleinwand – in ihrem Verein „brotZeit“
So hilft sie benachteiligten Kindern
Sie könnte in der Sonne liegen und die Mandelblüte auf Mallorca genießen. Stattdessen arbeitet Schauspielerin Uschi Glas, 74 („Fack ju Göhte“), unermüdlich mit Ehemann Dieter Hermann für ihren Verein „brotZeit“. Auslöser war 2008 ein Bericht im Radio; darin hieß es, dass mitten in Deutschland Kinder hungrig zum Unterricht kommen. „Das kann nicht wahr sein“, dachte sich Uschi Glas. Sie recherchierte, überlegte und gründete ihre Initiative. Mehr als sechs Mio. kostenlose Frühstücke servierte sie seitdem in Schulen. Ihr ehrgeiziges Ziel: Kein Kind soll hungrig in in den Unterricht gehen müssen. Wie sie das erreichen möchte, verrät sie im BUNTE-Gespräch.
Frau Glas, denken Sie sich manchmal: Was habe ich mir da nur angetan? Es freut mich vielmehr, dass „brotZeit“so groß geworden ist. Hätte ich das damals geahnt, hätte ich mir die Aufgabe wahrscheinlich nicht zugetraut. Aber wenn ich heute sehe, wie viele Kinder ein Frühstück bekommen, sich geborgen fühlen und plötzlich aufblühen, macht mich das sehr glücklich.
Ihr Verein funktioniert nur deshalb so gut, weil viele Senioren ehrenamtlich helfen. Wie kam es dazu? Die Idee wurde aus der Not geboren. Ich fragte mich: Wer hat jeden Tag Zeit, Kindern ein Frühstück zuzubereiten? Heutzutage gibt es doch so viele junge Alte. Es handelt sich um Senioren, die fit und klar sind und zudem Zeit haben. Unsere Kinder bekommen von ihnen nicht nur ein Frühstück, sie lernen Umgangsformen, zum Beispiel wie man mit Messer und Gabel isst, wie man sich bedankt. Die Kinder verbessern ihr Sozialverhalten, sie werden sprachlich versierter und sogar in der Schule besser. Und die älteren Menschen freuen sich, dass sie wieder gebraucht und anerkannt werden in unserer Gesellschaft.
Ist die Not wirklich so groß in Deutschland? Die UN mahnt, dass bei uns jedes vierte Kind oft ohne Frühstück in die Schule geht. Das dürfen wir nicht akzeptieren.
Wie finanzieren Sie „brotZeit“eigentlich? Wir sind auf Spenden angewiesen. Zudem sponsert Lidl alle unsere Lebensmittel. Und als erstes Land ist der Freistaat Bayern mit einem Förderungsbetrag von 40 Prozent eingestiegen. Andere Länder sind dem Beispiel gefolgt.
Wie kam es zum bayerischen Erst-Engagement? Die ehemalige First Lady Karin Seehofer hat ihren Mann überredet, nachdem sie mich in eine Schule begleitet hatte. Sie war fassungslos, wie viele Kinder unsere Hilfe dringend benötigen.
Glauben Sie, dass der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder ihren Verein auch unterstützen wird? Er hat sich bereits als Finanzminister über uns informiert. Damals bat er mich um einen Termin, weil er wissen wollte, wofür „brotZeit“das Geld vom Freistaat verwendet. Er erschien bei einem unserer Dankeschön-Essen für die vielen Helfer in Nürnberg. Er hat damals sofort begriffen, wie wichtig unser Verein ist – für die Kinder und für die Senioren. Am nächsten Tag ging er mit mir in eine Schule, hat sich eine Schürze umgebunden und den Kindern ein Frühstück zubereitet und serviert.
Ein Mann der Tat? Er hat mich überzeugt. Markus Söder hört genau hin, ist engagiert, gedankenschnell. Für mich ist er zum Staatsmann gereift und er wird ein guter Ministerpräsident sein.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Mein größter Traum ist, dass wir in allen 2000 Brennpunktschulen in Deutschland ein Frühstück ausgeben können. Eine sehr große Aufgabe … Die ich ohne Helfer und vor allem ohne meinen Ehemann nicht stemmen könnte. Ich bin ihm unendlich dankbar für seine Hilfe und Liebe. Ich würde ihn immer wieder heiraten.