Brustkrebs mit 39
FRANCINE JORDI erfuhr vor knapp einem Jahr, dass sie Brustkrebs hat. Die Schweizer Sängerin kämpfte im Stillen gegen die Krankheit. Erst jetzt ging sie an die Öffentlichkeit …
Sie hat gekämpft, gelitten und geschwiegen: Vor fast einem Jahr wird bei der bekannten Sängerin und TVModeratorin Francine Jordi Brustkrebs diagnostiziert. Plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, gerät ihre Welt aus den Fugen. Die Angst vor dem Tod, vor Schmerzen und Leiden, die Angst vor dem Kampf, dessen Ausgang ungewiss ist, lähmen die 39jährige Schweizerin.
Bei ihr kommt die Furcht vor dem Bekanntwerden ihrer Erkrankung hinzu. Denn das Leben der Schlagersängerin ist bis ins Detail durchgetaktet: Auftritte, Konzerte, Fernsehshows, sogar ein Wandertag mit Fans am 1. Juli – eine Woche nach ihrem 40. Geburtstag – sind schon lange geplant. Nun muss sie entscheiden: Wird sie alles absagen, sich nur noch auf die Genesung fokussieren und schonen? Ihren schweren Weg mit dem Publikum teilen, mit ihren Fans, die sie lieben und um sie bangen würden? Dem Beispiel anderer Prominenter wie Sylvie Meis, 40, oder Shannen Doherty, 47, folgen und ihre Behandlungen mit Bildern öffentlich machen?
Francine Jordi tut nichts dergleichen. Sie schweigt in der Öffentlichkeit – und lässt ihr Leben weiterlaufen. Sie postet fast täglich auf Facebook Fotos von sich, ihrem Hund Theo, von Proben und Auftritten und hält das Bild der strahlenden Francine mit dem ansteckenden Lachen, die vor Energie und Lebensfreude sprüht, aufrecht. Nur ihre Eltern Margrit und Franz Lehmann, die Schwestern Tanja und Nicole und ihr Management sind eingeweiht.
Ohne dass Außenstehende es mitbekommen, wird sie operiert, der Tumor entfernt. Und sofort steht sie wieder auf der Bühne. Pflichtbewusst, diszipliniert, überpünktlich, so wie sie immer war. Durchatmen kann sie in der Berghütte ihrer Familie im Berner Oberland, inmitten von Schafen und mit Blick auf die Bergkulisse.
Doch das Schwerste steht ihr noch bevor. Im Spätsommer durchläuft sie eine mehrmonatige Chemotherapie. Ihr Arzt hatte ihr gesagt, „dass die Therapie kein Spaziergang sei“, erzählt die Sängerin in einem Interview dem Schweizer „Blick“. „Und er hatte recht.“Sie verliert ihre Haare, tritt von da an nur noch mit blonder Perücke auf. Im Anschluss folgt eine Strahlentherapie, auch die absolviert sie tapfer. Äußerlich unverändert tanzt und singt sie, bei der „Schlagerparty“im Ersten, bei einem Fest der Raiffeisenbank, bei „Immer wieder sonntags“mit Stefan Mross und Junggesellenabschieden. Fast fünf Stunden lang steht sie mit Jörg Pilawa, 52, für die „Silvestershow“vor der Kamera, eine fast übermenschliche Leistung.
Nun geht es aufwärts, langsam zwar, aber stetig. „Ich bin sehr dankbar und glücklich, wie gut mein Körper die Therapie angenommen hat“, sagt sie heute. Erst jetzt, fast ein Jahr nach der Diagnose,
„‚DAS WIRD KEIN SPAZIERGANG‘, SAGTE MEIN ARZT. ER HATTE RECHT“
spricht sie erstmals öffentlich über ihre Krankheit. Sie wolle sich endlich wieder ohne Perücke frei bewegen können und Spekulationen vermeiden.
Selbstbewusst zeigt sie sich mit kurzen, dunklen Haaren. Die ehemals süße Kindfrau mit dem blonden Bob und den dunklen Knopfaugen hat gelernt, dass sie kämpfen kann und über zuvor unvorstellbare Kraft verfügt. Dass sie auch allein stark ist und keinen Mann an ihrer Seite braucht. Ihr damaliger Freund, Mundartsänger Florian Ast, 42, für den sie sich 2011 von ihrem Ehemann, dem Radrennfahrer Tony Rominger, 56, trennte, hatte sie nach nur einem Jahr betrogen. Eine schmerzhafte Erfahrung für die diskrete Francine, die sich seitdem nie mehr öffentlich zu einem Mann bekannt hat.
Ihre Energie steckte sie in ihre Karriere und engagierte sich schon vor sieben Jahren für die Schweizer Krebsliga „Pink Ribbon“, zusammen mit ihrer Mutter Margrit, 72. Das Thema läge ihr am Herzen, hat sie schon damals bei zahlreichen Presseterminen gesagt. Vielleicht hat gerade dieses Engagement dazu beigetragen, ihr Leben zu retten. Früh erwarb sie so das Wissen um die Möglichkeiten, der Krankheit die Stirn zu bieten. Nun blickt sie mit unerschütterlichem Optimismus in die Zukunft – die Künstlerin hat noch viel vor: „Ich liebe das Leben und will so richtig alt werden und mit 110 Jahren glücklich und zufrieden sterben“, sagte sie der „Schweizer Illustrierten“.