Edmund Stoiber ohne Brille
36
Es gibt Menschen, deren Äußeres bleibt immer gleich. Vielleicht schwingen im Laufe der Jahrzehnte die Nasolabialfalten rasanter um die Mundwinkel oder die Haare dünnen aus – aber sonst? Immer gleich. Zu diesen Unverwechselbaren gehört Edmund Stoiber. Seit der CSU-Politiker 1974 als Landtagsabgeordneter die Politbühne betrat, sieht Stoiber zuverlässig aus wie Stoiber: perfekt sitzende Anzüge, schlanke Gestalt, markante Nase, Seitenscheitel rechts – und Brille. Bis Mitte der 90er-Jahre trug der Politiker ein etwas überdimensioniertes Modell, doch irgendwann muss ihm sein Optiker zu mehr Leichtigkeit geraten haben. Seitdem gilt Stoiber als Pionier der Randlosigkeit. Viele Politiker, die dem bayerischen Ministerpräsidenten nacheifern wollten, warfen ihre Horn- und Designergestelle in den Müll und legten sich die randlose Stoiber-Brille zu – Symbol für Stetigkeit, Erfolg, Ehrgeiz, Machtinstinkt.
Nun plötzlich, mit 76 Jahren, trennt sich der CSU-Ehrenvorsitzende von seinem Markenzeichen. Um seine Fehlsichtigkeit zu korrigieren, ließ er sich Linsen unter die Hornhaut operieren. Stoiber ohne Brille! Er fühle sich „viel besser“, erzählt er BUNTE. „Den meisten Menschen fällt das gar nicht auf. Manche fragen mich, ob ich schlanker geworden bin.“Und wenn er sie aufklärt? „Ach“, sagten die dann, „das steht dir aber gut!“