Kunst hat mehr SEX-APPEAL als eine Aktie – und verspricht mehr Gewinn
Geld stinkt nicht. Auch dann nicht, wenn man es in Fisch investiert. Genauer gesagt: in Plastik-Fische, die an einem Strick von einem Holzbalken herabbaumeln. 70 000 Euro verlangt der US-Künstler Mark Dion, 56, für seine Installation „The Fisheries“, die er jetzt auf der Kölner Kunstmesse Art Cologne anbot. Ein gutes Geschäft?
Kunst boomt. Und die Frage, wie man mit ästhetischem Sachverstand Geld verdient, treibt immer mehr Menschen um. Experten wie der Soziologe Jens Beckert vom Max-Planck-Institut in Köln sprechen von Kunst als „kulturellem Kapital“des 21. Jahrhunderts. Im Rheinland geht diese Erkenntnis natürlich mit zahllosen Feiern, aber auch modischen Leistungsschauen einher. Die älteste Kunstmesse der Welt, die Art Cologne, und die Eröffnung der Einzelschau „The Cleaner“ von Performance-Provokateurin Marina Abramovic in der Bundeskunsthalle sowie der Wolfgang-Hahn-Preis lockten die ArtProminenz an. Die Hallen-Läufer wurden zum roten Teppich – die Frequenz, in der die Damen die Roben wechselten, war fast schon hollywoodreif. So wird eine Kunstmesse zum Laufsteg der High Society…
Seit mehr als 50 Jahren wird in der Domstadt im Frühjahr Kunst feilgeboten. Nie war das Interesse größer, die Investoren zahlreicher, die Sammler bedeutender als heute. Von Julia Stoschek über Familie Rubell bis zu internationalen Top-Galeristen wie Larry Gagosian (u. a. Carsten Höller, Urs Fischer), „Judy“Lybke (u. a. Neo Rauch) oder Thaddaeus Ropac (u. a. Robert Rauschenberg) – hier traf sich das Who’s who. Der Berliner Galerist Michael Schultz sagte: „Das läuft richtig, richtig gut.“Wofür vor allem der international aufgestellte Direktor der Art Cologne, Daniel Hug, verantwortlich ist. Wenn’s um Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts geht, ist Köln (noch) konkurrenzlos.
Aber der Boom könnte das ändern: Gab es 2000 noch 55 internationale Kunstmessen, zählte der „Global Art Market Report“in diesem Jahr schon 260 wichtige „International Art Fairs“. Der weltweite Kunstmarkt wuchs zuletzt um zwölf Prozent auf rund 64 Milliarden Dollar. Wer in angesagte Künstler investierte, konnte in den letzten zehn Jahren mehr verdienen als mit deutschen Aktien. Der richtige Richter oder der wahre Warhol machte einen Sammler so nicht nur reich, sondern auch sexy. Denn mit Kunst Geld zu verdienen, bleibt eine Kunst. Bemisst sich doch der Wert eines Werks vor allem daran, für wie kostbar andere eine fachkundig ausgesuchte hölzerne Installation oder ein bedrucktes Stück Papier halten. In letztem Punkt sind sich Kunst und Geld ganz besonders ähnlich…
DER MARKT BOOMT, ABER GELD ZU VERDIENEN, BLEIBT EINE KUNST …