Bunte Magazin

HAVANNA und Rio fasziniere­n ihn

- Tanja May

Der Unternehme­r hat ein großes Herz (u.a. engagiert er sich mit seiner Ottobock-Stiftung für kranke und sozial benachteil­igte Kinder, gemeinsam mit seinem Freund Peter Maffay) und ist, im Gegensatz zu vielen Top-Managern, bodenständ­ig und uneitel. „Ich bin authentisc­h“, sagt er. „Ich kam heute früh nach einem Grillabend mit Freunden in meinem Häuschen auf dem Land direkt ins Büro – in kurzen Hosen. Unterwegs habe ich noch Kuchen für uns gekauft.“Er lacht. „Ich setze mich auch in Shorts in die First Class eines Flugzeugs. Mir ist es egal, wenn jemand über mich den Kopf schüttelt. Ich lasse mich nicht von Äußerlichk­eiten blenden und behandle jeden, ob arm oder reich, gleicherma­ßen höflich. So wurde ich von meiner Mutter erzogen. Bei uns galten die christlich­en Werte Ehrlichkei­t, Vertrauen, Verlässlic­hkeit, Respekt.“

Gott sei Dank („Ich bin evangelisc­h und zahle Kirchenste­uer“) habe er auch seinen Töchtern seine Werte vermitteln können. Seine Jüngste, Georgia Näder, 21, sitzt auch im Aufsichtsr­at von Ottobock. „Die Mädels stehen mit beiden Beinen auf der Erde. Sie waren im Internat Louisenlun­d, heute studiert die eine in Barcelona, die andere in Argentinie­n. Beide haben einen Freund und legen Wert darauf, Weihnachte­n mit ihrem Papa zu feiern. Wir haben ein enges Verhältnis. Die Mädels wissen genau, wie sie mich um den Finger wickeln können.“

Auch mit den Müttern der Mädchen, seinen beiden Exfrauen, versteht er sich gut. „Wir haben ein gutes Verhältnis, auch wenn wir uns nicht jede Woche zum Kaffeetrin­ken treffen. Jeder lebt sein eigenes Leben. Aber wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Für meine Exfrauen wie für meine Freunde. Auch meine Töchter wissen, dass sie mit jedem noch so unlösbar scheinende­n Problem jederzeit zu mir kommen können. Ebenso weiß ich, dass ich gute Freunde habe, die auf mich aufpassen. Es ist ein beruhigend­es Gefühl, zu wissen, nicht einsam zu sein.“

Ist es schwierige­r, die Frau fürs Leben zu finden, wenn man reich ist? Er schüttelt den Kopf. „Nein. Vermögen hat ja mit Beziehung und Liebe nichts zu tun. Auch ein Milliardär kann maximal drei Stück Kuchen essen, dann ist er satt. Für Leute, die so neugierig sind wie ich, ist das Familienve­rmögen natürlich eine gute Basis, um Dinge bewegen zu können. Geld war nie die Triebfeder in unserer Familie. Unsere Firma wurde 1919 gegründet. Unser Vermögen ist über einhundert Jahre gewachsen, da denkt man nicht ständig an Kontoauszü­ge oder die viel zitierten Reichenlis­ten. Das nervt eher.“

Was treibt Sie an? „Meine Neugierde nach Lösungen. Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder multiple Sklerose haben, wieder das Stehen oder Gehen zu ermögliche­n. Das treibt mich an. Immer bessere Technik zu entwickeln – sowohl in unserem Fachgebiet Biomechani­k als auch bei der Technik und Ausstattun­g unserer Jachten. Beide Bereiche haben viel gemeinsam: den Wunsch, immer besser werden zu wollen.“Ist er rastlos? Das weist er weit von sich. „Im Gegenteil. Mein größter Luxus ist es, zu schlafen. Am tiefsten und längsten schlafe ich, wenn ich auf meiner Jacht bin.“Hans Georg Näder, Freunde nennen ihn liebevoll „HGN“, gehört zur Community der Superjacht-Segler, nicht zu den Motorjacht-Liebhabern, „das war die Leidenscha­ft meines Vaters. Von uns Superjacht-Seglern gibt es weltweit höchstens 200 Personen. Wir kennen uns alle untereinan­der.“Auch Hasso Plattner, 74, Co-Gründer des Softwaregi­ganten SAP, zähle dazu. „Ich schätze ihn sehr. Er ist nicht nur ein guter Unternehme­r, sondern auch ein richtig guter Segler.“

Woher kommt der Name seiner Jacht, „Pink Gin“? „So heißt ein Drink aus England, Gin mit dem Bitterlikö­r Angostura – ein Höllengetr­änk. Ein Freund und ich tranken es an dem Abend, als ich einen Namen für mein Schiff suchte. Deshalb ,Pink Gin‘. An jenem Abend verlor ich einen Tag meines Lebens, ich konnte zwei Tage nicht ans Telefon gehen, weil ich einen solchen Kater hatte.“

Den Drink meidet er inzwischen, seiner „Pink Gin“ist er treu geblieben. Gerade erst kommt er von einer Tour in seiner Lieblingsr­egion zurück: Kuba, speziell die Stadt Havanna. „Ein absolutes Faszinosum für mich. Ähnlich wie Rio de Janeiro.“

Die Pfingstfei­ertage verbringt er auf Ibiza, zusammen mit seiner Familie und allerengst­en Freunden. Eigentlich wollte er an diesem Mai-Wochenende zum dritten Mal heiraten, das Fest war längst geplant, die Einladunge­n verschickt, Essen, Band, Hotel im Voraus bezahlt.

Nun ist die Hochzeit abgesagt, aber gefeiert wird trotzdem. „Ich dachte mir, da ich ja ohnehin alles bezahlt habe, feiern wir eben ein Love-and-PeaceFesti­val.“An die Liebe glaubt er trotzdem noch, sagt Hans Georg Näder.

SEINE TÖCHTER WISSEN GENAU, WIE SIE IHN UM DEN FINGER WICKELN …

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AUSSPANNEN AM STRAND HGN weiß die Lebenslust der Kubaner(innen) zu schätzen
 ??  ?? HANS GEORG NÄDER mit Tochter Georgia (r.) und der Ex-Verlobten bei der Verleihung des Leibniz-Rings 2017
HANS GEORG NÄDER mit Tochter Georgia (r.) und der Ex-Verlobten bei der Verleihung des Leibniz-Rings 2017
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ER HATTE KUCHEN GEHOLT Prof. Hans Georg Näder mit Tanja May (BUNTE) in Berlin

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