Bunte Magazin

Mario Adorf: Keine Angst vor dem Tod

MARIO ADORF hadert mit der Zeit, die immer schneller vergeht, und ist aktiv wie eh und je

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Diese Rolle wollte er unbedingt spielen und kämpfte viele Jahre dafür. Mario Adorf, 87, einer von Deutschlan­ds großen Mimen, wollte sich in Karl Marx (1818 – 1883) verwandeln, den deutschen Philosophe­n, der mit seinen Schriften („Das Kapital“) zum Vater des Marxismus wurde.

Adorf, auch als Autor brillant, schrieb selbst ein Drehbuch über eine eher unbekannte Reise, die Marx in seinem letzten Lebensjahr nach Algier, der Hauptstadt Algeriens, unternahm. Doch die Fernsehsen­der winkten ab. Das Publikum, wurde ihm erklärt, wisse so gut wie nichts über Marx. Den müsse man erst einmal erklären. „Dann machen Sie doch eine Dokumentat­ion“, schlug Adorf vor.

Und genau so geschah es. Am 2. Mai, drei Tage vor Marx’ 200. Geburtstag, sehen wir Adorf im ZDF in dem Dokudrama „Karl Marx – Der deutsche Prophet“, in dem sich Dokumentar- und Spielszene­n abwechseln. Die Reise nach Algier, die Adorf so stark beschäftig­te, kommt auch darin vor. Drei Tage zuvor, am 29.4. um 23.30 Uhr, widmet das ZDF dem Schauspiel­er das Porträt „Mario Adorf – eine deutsche Filmlegend­e“.

Sind Sie ein glückliche­r Mensch?

Mit Glück bin ich vorsichtig, Glück ist kein Dauerzusta­nd. Glücksmome­nte kommen immer wieder, die genießt man, die gehen schnell vorbei. Ich könnte sagen, dass ich im Grunde zufrieden bin.

Karl Marx blickt im Film melancholi­sch auf sein Leben zurück. Neigen Sie auch zur Melancholi­e? Eigentlich nicht. Man hat mir schon mal angedichte­t, dass ich eine melancholi­sche Ecke irgendwo in den Augen habe. Ich habe das nie ein Leiden werden lassen. Aus heutiger Sicht: Hatte Marx recht oder unrecht? Er war der große Missversta­ndene. Der Marxismus östlicher Prägung ist gescheiter­t. Er ging auch von Zuständen seiner Zeit aus, die heute nicht mehr gelten. Als Denker und Philosoph kann man nicht sagen, dass er unrecht hatte.

Marx sah das Ende das Kapitalism­us kommen, genau wie Sie noch vor etwa zehn Jahren.

ER KÄMPFTE JAHRELANG DAFÜR, KARL MARX SPIELEN ZU DÜRFEN

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MARIO ADORF S. 93
 ??  ?? FILM/TV EINER DER GROSSEN IN FILM, TV UND THEATER Mario Adorf im Ballsaal des „Hotel Atlantic“in Hamburg
FILM/TV EINER DER GROSSEN IN FILM, TV UND THEATER Mario Adorf im Ballsaal des „Hotel Atlantic“in Hamburg

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