Berühmtester Mann des Festivals? Der PAPST!
Diamanten sind willkommen, doch wer heute zeigen will, dass er Frauen nicht nur verehrt, sondern auch versteht, sollte etwas drauflegen: Respekt! Das ist die Botschaft, die aus Cannes in die Welt geht. Sie ist ein Wake-up-Call.
Cate Blanchett, Präsidentin der Jury, rechnet vor: In 71 Festivals liefen im Wettbewerb 82 Filme, die von Frauen inszeniert wurden. Die anderen 1688 Filme machten Männer. Blanchett versammelte 82 Frauen auf der berühmten Treppe, die zum Palais du Cinéma führt, eine für jede Regisseurin, die diese Stufen je erklomm. Salma Hayek ist auf dem Symbolbild, Kristen Stewart, Marion Cotillard. Sie sehen elegant aus, attraktiv, begehrenswert, und sie sagen: „Wir wollen gleichwertig behandelt werden als Menschen und als Künstlerinnen, unsere Weiblichkeit werden wir aber nicht verstecken.“
Damit sind wir mitten in dem Kriegsgebiet, als das man dieses Festival beschreiben kann. Cannes ist wie eine zwölftägige Aufführung zum Thema „Und immer lockt das Weib“(der berühmte Film mit Brigitte Bardot, dessen Originaltitel übersetzt „Und Gott erschuf die Frau“bedeutet). Manche Männer missverstehen das als Einladung, übergriffig zu werden, allen voran der amerikanische Produzent Harvey Weinstein, der hier in Cannes junge Schauspielerinnen sogar vergewaltigt haben soll. Der Skandal um ihn löste die #metoo-Bewegung aus.
Nun schreiben wir das Jahr Eins nach Weinstein, Männer sind sensibilisiert und das Festival richtete eine SexualHarassment-Hotline für Betroffene ein. Hat Cannes, dessen Herz immer die Frauen waren, ein Frauenproblem? Man kann es auch so sehen: Die Göttinnen, zu denen Frauen hier seit jeher gemacht werden, übernehmen die Regie. Die Welt wird weiblicher.