Ein schwarzer Schwan als GROSSE KUNST
OLAF NICOLAI Der renommierte Künstler realisierte mit BUNTE das Projekt „Black Swan“(s. vorherige Doppelseite). Hier alle Hintergründe
Sie haben sich vielleicht schon ein wenig gewundert: Warum widmet das People-Magazin BUNTE einem schwarzen Schwan, der sich im Luxushotel „Bayerischer Hof“aufhält und dort seine Angebetete trifft, eine große Fotoreportage? Der Hintergrund: Diese Reportage ist zentraler Bestandteil eines Gesamtkunstwerks …
Vor knapp drei Monaten besuchte der renommierte Medienkünstler Olaf Nicolai, 55, die BUNTE-Redaktion und erzählte von seiner Performance „Black Swan“für das Festival Public Art Munich (siehe Kasten). Der vielfach ausgezeichnete Nicolai, dessen Kunst es sogar in die Sammlung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York geschafft hat, ist berühmt für seine Konzeptkunst mit unterschiedlichsten Medien. Für seine Arbeit „Black Swan“sollte BUNTE als Medium und als „ein Ort, an dem Dinge passieren und gestaltet werden“, so Nicolai, ein Teil seiner „Black Swan“Performance in München werden.
Der Begriff „Schwarzer Schwan“steht in der Wirtschaft übrigens für ein unwahrscheinliches, aber mögliches Ereignis und leitet sich aus der Geschichte ab. Früher glaubte niemand in Europa an schwarze Schwäne, aber dann entdeckten 1697 Seefahrer Westaustralien und berichteten von schwarzen Schwänen, die dort leben.
Wieso wählte Nicolai das Hotel „Bayerischer Hof“? „Weil es ein wichtiger und tradi‑ tionsreicher Ort in München ist und es auch um eine bestimmte Form des Geldadels geht, die hier mit der Serie ,Kir Royal‘ und Mario Adorf thematisiert wurde.“Und weiter ergänzt der Künstler: „Seit 2008 gibt es die Diskussion um den Begriff des ‚Schwarzen Schwans‘ – nämlich die Krise des Kapitals, die Krise des Geldes. Ich fragte mich: Was wäre denn, wenn jetzt wirklich ein Tier und nicht nur eine Metapher auftauchen würde und damit ein anderer Moment der Verun‑ sicherung, der Öffnung und des Neuden‑ kens entsteht?“
Am 26. Mai wird Olaf Nicolai der mit 12000 Euro dotierte Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt verliehen, der wichtigste Kunstpreis der Stadt. In der offiziellen Begründung heißt es: „Mit seinen Ansätzen stellt er die gewohnten Betrach‑ tungsweisen unserer Alltagswelt immer wieder infrage und hebt damit bewusst die Grenze zwischen Kunst und Leben auf.“
Zum Schluss beruhigende Informationen für alle Tierfreunde: Natürlich wurden die schwarzen Schwäne zu nichts gezwungen. Eine Tiertrainerin hat beide intensiv über Monate auf ihre Einsätze vorbereitet. Beide Tiere sind übrigens erprobte Darsteller für TVund Werbeproduktionen. Das Wohl der Tiere stand zu jeder Zeit im Vordergrund.