Kolumne:
Christian Sewing – der Bankmanager und sein Traum
Unerfüllte Träume können sich manchmal als glücklicher Zufall erweisen oder als Fügung – je nachdem, wie fatalistisch man das Leben betrachtet. Christian Sewing, seit April Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, wollte eigentlich Sportreporter werden. „Weil meine Abiturnote aber nicht ausreichte, habe ich eine Banklehre gemacht“, erzählte der Topmanager bei der KATAG-Cheftagung in Bielefeld (S. 106). Sein Vater habe ihm damals dazu geraten. Also begann Sewing eine Ausbildung bei der Deutschen Bank in Bielefeld, danach studierte er Betriebswirtschaft.
Sein Reportertalent unterscheidet den 48-Jährigen von vielen Kollegen. Während andere Bankmanager beim Redenhalten die Euphorie einer überdosierten Schlaftablette ausstrahlen, kommentiert Sewing Bilanzen wie ein Fußball-WM-Endspiel. Mit sonorer Stimme und dramatischem Betonen von vokalreichen Wörtern baut er ein Szenario auf, in dem Zahlen über Geschäftsfelder dribbeln wie Stürmer über den Rasen. Dazu tigert der BankReporter über die Bühne, das Kinn nach vorn gereckt, die Hände formen kämpferische Gesten.
„Auf den zweiten Blick gibt es nichts Schöneres als Ostwestfalen“, schwärmt Sewing über seine Heimat. Als Redner gibt es dagegen nichts Unterhaltsameres als einen Bankmanager, der eigentlich Sportreporter werden wollte.