Bunte Magazin

Bamf-Skandal:

ULRIKE B. aus Bremen ist das Gesicht der Asylaffäre, die Deutschlan­d bewegt. Es ging ihr wohl nicht um Geld, sondern um Gefühle für einen Anwalt

- Tanja May/Richard Rosicka

Das Gesicht ist das Spiegelbil­d der Seele, heißt es im Volksmund. Steht man Ulrike B., 57, gegen‑ über, ahnt man, wie es in der Ex‑ chefin der Bremer Außenstell­e des Bundes‑ amts für Migration und Flüchtling­e (Bamf) aussieht: Ihre Mimik wirkt verhärmt, der Blick hart. Die alleinerzi­ehende Mutter einer Teenager‑Tochter gilt bundesweit als das Ge‑ sicht der immer schlimmer werdenden Asyl‑ krise, die von der Kollnburge­r Bürgermeis­te‑ rin Josefa Schmid (FDP) aufgedeckt wurde. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) versucht derzeit aufzukläre­n, doch die Poli‑ tik scheint mit dem Bamf‑Chaos hoffnungs‑ los überforder­t.

Die Bremer Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen die inzwischen suspendier­te Regie‑ rungsdirek­torin B. Es wird vermutet, dass sie zwischen 2013 und 2016 Tausende Asyl‑ verfahren aus ganz Deutschlan­d an sich zog, für die ihre Bremer Dienststel­le gar nicht zuständig war. Zusammen mit Flüchtling­s‑ anwälten und Dolmetsche­rn gewährte sie womöglich auch Menschen Flüchtling­s‑ schutz, die auf keinen Fall hätten bleiben dürfen, darunter Betrüger, Schleuser, Ge‑ walttäter, mutmaßlich­e Extremiste­n.

Was könnte sie dazu gebracht haben? Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt in mindestens 1176 Fällen wegen Korruption und will klä‑ ren, ob sie und die Anwälte „bandenmäßi­g“zusammenge­arbeitet und „absichtlic­h Vorschrift­en missachtet“haben. Erich Joester, der Anwalt von Frau B., lässt BUNTE wissen, seine Mandantin habe „keine Straftaten“ver‑ übt, die Vorwürfe seien „Unsinn“. Vielmehr erhebt er in der „Zeit“harte Vorwürfe gegen einen Exkollegen der Beamtin, den er „sexueller Übergriffe im Amt“beschuldig­t.

Auch zum Joggen seien Frau B. und der attraktive türkische Anwalt (er gehört zur Volksgrupp­e der Jesiden) gewesen. Mindes‑ tens eine Hotelübern­achtung soll Anwalt C. der Beamtin B. bezahlt haben. Ehemalige Kollegen von B. erzählen, er habe es wohl nicht ernst mit ihr gemeint. Herr C. ist ver‑ heiratet, hat vier Kinder, seine Familie lebt in Hildesheim. Versuche, ihn zu erreichen, scheitern, sein Anwalt reagierte nicht auf die BUNTE‑Anfrage.

Die Exkollegin sagt: „Obwohl Herr C. seine Kanzlei in Hildesheim hat, anderthalb Autostunde­n von Bremen entfernt, wollte Frau B. ihm ein eigenes Büro in unserer Behörde einrichten. Sie lag ihm quasi zu Füßen und ist sofort gesprungen, wenn er ein Anliegen hatte. Wenn einer von uns Mitarbeite­rn Fragen stellte, drohte sie uns mit schlechten Beurteilun­gen. Sie war eine böse Chefin.“

Anwalt C. ist abgetaucht, er gehört zu den Anwälten, gegen die die Staatsanwa­ltschaft ermittelt. Wie auch der Bremer Anwalt Holger S., der bis Ende 2016 der Lebensgefä­hrte von Ulrike B. war. Das Expaar hat eine ge‑ meinsame Tochter. Es bleibt spannend, wie viel Staub in dieser ganzen Affäre noch auf‑ gewirbelt wird.

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POLITIK SUSPENDIER­T Beamtin Ulrike B. soll Asylanträg­e ohne ausreichen­de Prüfung bewilligt haben DER FLÜCHTLING­SANWALT VERHEIRATE­T, VIER KINDER Auch gegen den türkischen Anwalt Irfan C. aus Hildesheim wird ermittelt

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