Bamf-Skandal:
ULRIKE B. aus Bremen ist das Gesicht der Asylaffäre, die Deutschland bewegt. Es ging ihr wohl nicht um Geld, sondern um Gefühle für einen Anwalt
Das Gesicht ist das Spiegelbild der Seele, heißt es im Volksmund. Steht man Ulrike B., 57, gegen‑ über, ahnt man, wie es in der Ex‑ chefin der Bremer Außenstelle des Bundes‑ amts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) aussieht: Ihre Mimik wirkt verhärmt, der Blick hart. Die alleinerziehende Mutter einer Teenager‑Tochter gilt bundesweit als das Ge‑ sicht der immer schlimmer werdenden Asyl‑ krise, die von der Kollnburger Bürgermeiste‑ rin Josefa Schmid (FDP) aufgedeckt wurde. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) versucht derzeit aufzuklären, doch die Poli‑ tik scheint mit dem Bamf‑Chaos hoffnungs‑ los überfordert.
Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die inzwischen suspendierte Regie‑ rungsdirektorin B. Es wird vermutet, dass sie zwischen 2013 und 2016 Tausende Asyl‑ verfahren aus ganz Deutschland an sich zog, für die ihre Bremer Dienststelle gar nicht zuständig war. Zusammen mit Flüchtlings‑ anwälten und Dolmetschern gewährte sie womöglich auch Menschen Flüchtlings‑ schutz, die auf keinen Fall hätten bleiben dürfen, darunter Betrüger, Schleuser, Ge‑ walttäter, mutmaßliche Extremisten.
Was könnte sie dazu gebracht haben? Die Staatsanwaltschaft ermittelt in mindestens 1176 Fällen wegen Korruption und will klä‑ ren, ob sie und die Anwälte „bandenmäßig“zusammengearbeitet und „absichtlich Vorschriften missachtet“haben. Erich Joester, der Anwalt von Frau B., lässt BUNTE wissen, seine Mandantin habe „keine Straftaten“ver‑ übt, die Vorwürfe seien „Unsinn“. Vielmehr erhebt er in der „Zeit“harte Vorwürfe gegen einen Exkollegen der Beamtin, den er „sexueller Übergriffe im Amt“beschuldigt.
Auch zum Joggen seien Frau B. und der attraktive türkische Anwalt (er gehört zur Volksgruppe der Jesiden) gewesen. Mindes‑ tens eine Hotelübernachtung soll Anwalt C. der Beamtin B. bezahlt haben. Ehemalige Kollegen von B. erzählen, er habe es wohl nicht ernst mit ihr gemeint. Herr C. ist ver‑ heiratet, hat vier Kinder, seine Familie lebt in Hildesheim. Versuche, ihn zu erreichen, scheitern, sein Anwalt reagierte nicht auf die BUNTE‑Anfrage.
Die Exkollegin sagt: „Obwohl Herr C. seine Kanzlei in Hildesheim hat, anderthalb Autostunden von Bremen entfernt, wollte Frau B. ihm ein eigenes Büro in unserer Behörde einrichten. Sie lag ihm quasi zu Füßen und ist sofort gesprungen, wenn er ein Anliegen hatte. Wenn einer von uns Mitarbeitern Fragen stellte, drohte sie uns mit schlechten Beurteilungen. Sie war eine böse Chefin.“
Anwalt C. ist abgetaucht, er gehört zu den Anwälten, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie auch der Bremer Anwalt Holger S., der bis Ende 2016 der Lebensgefährte von Ulrike B. war. Das Expaar hat eine ge‑ meinsame Tochter. Es bleibt spannend, wie viel Staub in dieser ganzen Affäre noch auf‑ gewirbelt wird.