Wie hält man das Glück fest?
Vor dem Traualtar sind alle Paare gleich. Die Liebe – oder zumindest das Verliebtsein – hat zwei Menschen zueinandergeführt. Sie glauben fest an ihre Zukunft. Dass es bei uns jemals schiefgehen könnte? Ausgeschlossen! Und trotzdem, die Scheidungsrate in Deutschland liegt bei 37,7 Prozent. Wie kommt es, dass man plötzlich nicht mehr zusammen sein will? Dass man die Eigenarten des Partners, die man einst so niedlich fand, nicht mehr erträgt? Dass man glaubt, allein – oder mit einem anderen Partner – glücklicher zu sein? Oder anders gefragt: Warum lassen sich die anderen über 60 Prozent eben nicht scheiden? Welche Glücksformel haben sie entdeckt?
Vielleicht gibt das Leben von Tennislegende Steffi Graf darauf eine Antwort. Sie ist seit 17 Jahren mit Andre Agassi verheiratet. Die Körpersprache der beiden in der Öffentlichkeit macht deutlich: Wir sind zwei Menschen, die sich gegenseitig lieben – und achten. Keine genervten Blicke. Keine körperliche Distanz. Kein geringschätziges Wort. Wie konnten diese beiden Tennisstars ihr Glück auch nach ihren großen Karrieren festhalten? Sie haben gelernt, dass sich die Welt nicht um sie dreht. Dass man mit den Füßen auf dem Boden stehen muss. Und dass eigenes Glück nur gedeiht, wenn man es teilt. Steffi Graf ist eine hingebungsvolle Mutter zweier Teenager. Sie engagiert sich in zahlreichen CharityProjekten. „In dieser Arbeit habe ich viel Leid gesehen“, sagte sie zum „Hamburger Abendblatt“. „Das macht mich im Alltag gelassener. Ich sehe jetzt vieles in einer anderen Relation. Und ich kann besser meinen Frieden mit einem Tag machen, an dem nicht alles so geklappt hat.“
Nun findet man sein Glück sicherlich nicht nur, wenn man sich für wohltätige Zwecke engagiert. Doch es hilft schon viel, wenn man sich zur Bescheidenheit erzieht. Wenn man auf das „Höher, schneller, weiter“verzichtet. Wenn man aufhört zu glauben, die Kirschen in Nachbars Garten schmeckten besser. Das vergiftet zuerst die Seele und dann das harmonische Miteinander.