Brigitte Macron: Frankreichs First Lady in der Kritik
EMMANUEL & BRIGITTE MACRON müssen mit dem Neid der Franzosen leben: Ihr Hang zum Luxus bei kleinen Annehmlichkeiten der Macht wird kritisch beäugt
Der Jupiter ist der größte Planet des Sonnensystems. Jupiter ist auch ein römischer Gott. Vergleicht sich ein Politiker mit Jupiter, weckt er Erwartungen eines Sonnenkönigs – er fliegt hoch und kann tief fallen. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sprach 2017 davon, dass ihm eine „Präsidentschaft à la Jupiter“vorschwebe, „die Fähigkeit, zu erleuchten, zu wissen und Sinn zu stiften“. Sinn und Begeisterung hat Macron mit seiner Frau Brigitte bisher reichlich gestiftet – aber auch Neid. Die Kritik an ihrem luxuriösen Lebensstil nimmt immer mehr zu, wobei die Anlässe eher banal erscheinen.
Beispielsweise hat Brigitte Macron, wie es jede gute Hausfrau tut, das Geschirr ihres Haushalts, also des Élysée-Palasts, begutachtet und unschöne Abnutzungserscheinungen festgestellt. Das vergoldete Tafelgeschirr, ein Symbol für Frankreichs feine Tischkultur, entsprach offenbar nicht mehr ihren Wünschen und der Ehre des Palasts. Deshalb beschloss die First Lady, das alte Porzellan durch 1200 teils handgemalte Teller und Schalen aus der edlen Sèvres-Porzellanmanufaktur zu ersetzen. Über die Kosten der Bestellung gehen die Pressemeldungen auseinander: Von 50 000 bis gar 500 000 Euro reichen die Schätzungen für das „Bleu Élysée“, wie es staatstragend heißt. Bekannt ist, dass ein Teller bei
Sèvres 400 bis 500 Euro kostet. Für einen Präsidentenpalast sei dies nicht zu teuer, finden viele Franzosen, warfen ihrer „Première dame“dennoch unangemessenen Protz vor.
Die zweite Empörungswelle löste Fort de Brégançon aus. In der imposant auf einem Mittelmeerfelsen gelegenen Festung verbringen fast alle französischen Präsidenten ihre Sommerferien – und das volksnahe Baden im Meer gehört zum Ritual, dem sich bisher jeder Staatschef ausgesetzt hat. Die Macrons allerdings ließen sich einen eigenen Pool auf dem Gelände ihrer Sommerresidenz bauen: 34 000 Euro kostet das Planschbecken (zehn mal vier Meter, 1,20 Meter Tiefe). Die Baugenehmigung kam schnell, weil der Holzpool nicht in den Boden eingelassen werden musste. Ein Schwimmbecken sei billiger als der Aufwand für elf Gendarmen und zwei Rettungsschwimmer, die das Schwimmen im Meer begleiten müssten, argumentierten Macrons Presseleute. Dennoch mäkeln die Franzosen, ihr Präsidentenpaar entferne sich immer weiter vom Volk.
Zu viel Luxus gönnt die Nation ihrem glanzvollen Präsidentenpaar dann doch nicht. Nach Protesten musste Macron seinen Plan aufgeben, im neuen Präsidenten-Airbus eine Badewanne und eine Sauna einzubauen. Zudem wurde er gescholten, weil er dem Steuerzahler für seine Visagistin in drei Monaten 26000 Euro aufgebürdet hatte.
Selbst das präsidiale Gehalt erscheint im internationalen Vergleich bescheiden. Mit rund 15000 Euro im Monat verdient der ehemalige Banker Macron weniger als Angela Merkel (18 000 Euro) oder manch Sparkassendirektor. Dabei erwartet jeder, dass der Präsident und seine Frau elegant und chic aussehen: Macron kauft meist preiswerte Mittelklasse-Anzüge von Jonas & Cie (450 Euro), seine Brigitte trägt Kleider von einheimischen Edelschneidern wie Dior und Louis Vuitton – allerdings als Leihgaben. Eine einflussreichere Botschafterin als die First Lady können französische Modemarken sich gar nicht wünschen.