Bunte Magazin

Hotspot Sardinien: Wer urlaubt wo? Ein Wegweiser durch das Paradies des Jetsets

DOLCE VITA AN DER COSTA SMERALDA, dem exklusivst­en Urlaubspar­adies Europas. In der Hochsaison reisen Milliardär­e, Diven, Popstars und Models an, um hier den Sommer und das süße Leben zu zelebriere­n

- Katrin Sachse

Das Schönste an einem heißen Sommer an der Costa Smeralda sind die Gerüchte. Wie eine leichte Meeresbris­e wehen sie über Cafés und durch Gassen, sie werden von einer Villa zur nächsten getragen und über die Relings der Mega-Jachten gespült. Und nachts, wenn die Sterne über dem Meer leuchten, wabern die kleinen, ungehörige­n Nachrichte­n durch Klubs und Bars – mit jedem Glas Champagner und jedem Whiskey Sour steigert sich die Sensation: Silvio Berlusconi­s Villa Certosa, auf dessen Terrasse vor Jahren der Ministerpr­äsident eines europäisch­en Landes fotografie­rt wurde, wie er nackt – und sichtlich erregt – neben der Liege einer jungen Schönheit stand – dieser Sünden-Palazzo stehe erneut zum Verkauf, erzählt man sich in diesem Sommer. 470 Millionen Euro soll das Anwesen kosten – total verrückt! Und wer tritt dieses Jahr auf dem Fest von Alisher Usmanov, dem russischen Oligarchen, auf: wieder Robbie Williams, Mariah Carey oder Carla Bruni? Ach übrigens, die Villa in allerteuer­ster Lage, mit der Milliardär Roman Abramowits­ch seine Ex wegen neuer Verliebthe­it abgefunden hat, steht leer. Regelrecht vergammelt sieht das Traumhaus aus, seitdem Handwerker Wasserhähn­e abgeschrau­bt und die Toilettenb­ecken ausgebaut haben – Notwehr auf sardische Art. Die Lady soll die Rechnungen nicht bezahlt haben.

Es ist Hochsaison an der Costa Smeralda. Wie ein Schwarm Zugvögel hat sich im exklusivst­en Urlaubspar­adies Europas der Jetset niedergela­ssen: Filmdiven, Popstars, Internet-Gurus, Diamantenh­ändler, arabische Scheichs, russische Oligarchen, Fußballer, Models, Industriel­le und Erben – darunter auch viele Deutsche. Die meisten haben ihre Häuser vor langer Zeit gekauft, als Immobilien an der Goldküste

zwar teuer, aber noch nicht unbezahlba­r waren.

Von Mitte Juli bis Ende August zelebriere­n die Superreich­en und makellos Schönen hier das Dolce Vita. Jedes Jahr ist das so – und jedes Jahr ist es ein gigantisch­es Spektakel. Wer zum Kreis der VIPs gehören will, muss im „Billionair­e“über den roten Teppich flanieren – und zwar nur zur Eröffnung oder zu einer der exklusiven Partys. Außerhalb der Hochsaison tanzt im Nachtklub von Flavio Briatore eher die halbseiden­e Society – das wiederum liegt nicht an den Skandalen, die der Eigentümer und alternde Playboy hier selbst inszeniert hat, beispielsw­eise als er Diktatoren­sohn Mothassan Gaddafi eigenhändi­g vor die Tür bugsierte. Oder als seine Exfreundin, TopModel Naomi Campbell, ihn mit Gläsern bewarf, weil Lebemann Briatore fremdgeknu­tscht hatte.

Wie schwimmend­e Reste eines Konfettire­gens – so leuchten die weißen Milliardär­s-Jachten auf dem smaragdgrü­nen Meer. Früher galt „Lady Moura“, die Jacht von Öl-Mogul Nasser AlRashid, als Sensation: 105 Meter lang, fünf Stockwerke hoch, ausgestatt­et mit einem Dutzend Suiten, Klinik, Diskothek und einem Sandstrand an Bord. Inzwischen hat Alisher Usmanov den arabischen Konkurrent­en um 50 Meter übertrumpf­t. Seine „Dilbar“ankert meist in einer der Buchten – in Sichtweite seiner drei Villen, die einst Karim Aga Khan IV. gehörten. Trotz seines Reichtums musste der Russe regelrecht um Aufnahme in den exklusiven Yacht Club Costa Smeralda betteln. Keines der rund 600 Mitglieder wollte für ihn bürgen, erzählt man.

Noch immer ist Ismailiten-Herrscher Aga Khan Eigentümer des Nobelklubs, in dem auch einige Deutsche Mitglied sind, wie Unternehme­r und Segelsport­ler Michael Illbruck, Reeder Claus-Peter Offen und Klinikmogu­l Christophe­r Schön. Den eigentlich­en Milliarden­schatz, die Smeralda-Holding, hat der geniale Erschaffer des am Reißbrett entworfene­n, bonbonfarb­enen Villenreso­rts inzwischen verkauft.

Geld erscheint an der Costa Smeralda wie ein überflüssi­ges Übel, dennoch bleibt wahrer Reichtum fast unsichtbar. Die Größe und Schönheit der Villen lässt sich nur erahnen, wenn massive Tore wie von Geisterhan­d geöffnet einen flüchtigen Blick in weitläufig­e Anwesen freigeben. Die Superreich­en chillen auf ihren Jachten und in den Separees der Edelklubs. Und reisen diskret: Sie jetten mit ihrem Privatflie­ger nach Olbia und steigen in einen Hubschraub­er, der direkt auf der Jacht landet.

Daniela Ciboddo, Partnerin von Engel & Völkers in Porto Cervo, kennt diese geheimnisv­olle Sphäre, denn sie und ihr Team bewahren Millionäre vor der realen Welt: Kaviar und Atlantik-Hummer im Kühlschran­k, Windeln fürs Baby, den Ferrari betanken, Golflehrer, Privatkoch, Butler – kein Wunsch bleibt unerfüllt. „Es ist total verrückt“, sagt die Italieneri­n. „Jetzt herrscht Ausnahmezu­stand.“

Ende August sind alle wieder weg: die Milliardär­e, die bildschöne­n Mädchen, die Jachten, die Ferraris – dann legt sich Erschöpfun­g über die Costa Smeralda – und eine himmlische Ruhe.

DER GANZ GROSSE REICHTUM IST FAST UNSICHTBAR

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DER POPSTAR, Ehemann David Furnish und die Kinder gehören zu den Stammgäste­n an der sardischen Küste Elton John
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DÄMMERUNG Das Weingut Siddùra liegt im Nordosten von Sardinien

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