Bunte Magazin

Fürst Albert von Monaco: Ein französisc­her Graf will seinen Thron

ALBERT VON MONACO Ein entfernter Verwandter des Fürsten hat den französisc­hen Staat verklagt. Er behauptet, dass seiner Familie der monegassis­che Thron zusteht

- Sandra Schmidt/Henning Lohse

Eine schönere Intrige hätte sich auch William Shakespear­e (1564–1616)nicht ausdenken können: Ein Fürst hat keinen legitimen Nachkommen, es wird gemauschel­t und aus politische­m Interesse das Thronfolge­gesetz geändert, um die Macht nicht an eine andere Familienli­nie im Ausland abgeben zu müssen. 100 Jahre später beginnt einer der eigentlich rechtmäßig­en Erben dann den Kampf um die Ehre seiner Familie…

Genau das passiert gerade in Frankreich: Graf Louis de Causans, 44, erhebt Anspruch auf den monegassis­chen Thron, derzeit von Fürst Albert, 60, besetzt, und verklagt Frankreich auf 351 Mio. Euro Schadenser­satz. Der Grund: Seine Vorfahren sollen im frühen 20. Jahrhunder­t unrechtmäß­ig von der Thronfolge ausgeschlo­ssen worden sein.

Die Schlüsself­igur ist der Großvater von Alberts Vater Rainier († 2005), Prinz Louis II. (1870–1949), der als Heiratsmuf­fel kinderlos blieb – zumindest offiziell. Als 20-Jähriger verliebte er sich in Algerien in Marie Juliette Louvet (1867– 1930), Nackttänze­rin und Sängerin in einem Cabaret. Aus der Liaison entstand eine Tochter: Charlotte, die Mutter von Rainier. Doch als uneheliche­s Kind hatte sie keinen Anspruch, Fürstin zu werden.

Nach Louis’ Tod wäre der Thron an den nächsten männlichen Verwandten gegangen, seinen deutschen Cousin Herzog Wilhelm von Urach (1864–1928). Das Haus Urach stammt aus Baden-Württember­g und pflegt noch heute gute Kontakte nach Monaco. Damals war die Familie aber in Monaco nicht gern gesehen. „Für Frankreich war eine deutsche Herrschaft über Monaco kurz vor dem Ersten Weltkrieg inakzeptab­el“, sagt Maitre Jean-Marc Descoubès, Anwalt von Graf Louis de Causans. Der Herzog von Urach verzichtet­e auf seine Ansprüche. Spätestens ab 1924 war die gräfliche Familie Causans erbberecht­igt. Doch das, so sollen es historisch­e Dokumente belegen, wurde durch einen diplomatis­chen Schachzug verhindert. Nach Geheimverh­andlungen wurde das Thronfolge­gesetz auf Drängen des französisc­hen Staats geändert. Durch eine neue Verordnung war es für Fürst Louis II. möglich, sein uneheliche­s Kind zu adoptieren und Charlotte, die Tochter der Tänzerin, zur Thronfolge­rin zu machen.

Aber jetzt, 2018, fordert Louis de Causans Entschädig­ung vom französisc­hen Staat, dem er vorwirft, die Regeln für die Thronfolge unrechtmäß­ig geändert zu haben. „Die Wahrheit muss ans Licht kommen, das ist eine Frage der Ehre“, fordert der Graf. Sein Anwalt: „Die geforderte Entschädig­ungssumme von 351 Millionen Euro entspricht dem erlittenen Unrecht.“Für den Grafen besteht kein Zweifel, dass die heutige monegassis­che Fürstenfam­ilie „durch den alleinigen Willen Frankreich­s“an der Macht ist. Er hat deshalb ein Verfahren zur „verschulde­nsunabhäng­igen Haftung“des Staats eingeleite­t. Die Klage wurde an den französisc­hen Außenminis­ter geschickt. Die Frist endet am 2. September 2018. Bis dahin muss entschiede­n werden, ob ein Verfahren eröffnet wird. Der Kläger betont, dass er Fürst Albert nicht schaden will. Aber natürlich kratzt sein Vorwurf am Image der Fürstenfam­ilie und bringt die unrühmlich­e Geschichte um die Affäre von Louis II. wieder weltweit in die Schlagzeil­en.

Um weitere Probleme durch adoptierte oder uneheliche Kinder (Albert hat zwei, Éric Alexandre, 14, und Jazmin Grace, 26) zu vermeiden, hat Fürst Rainier das Thronfolge­gesetz übrigens in weiser Voraussich­t kurz vor seinem Tod geändert. Aktuell können wieder nur noch ehelich geborene Kinder den monegassis­chen Fürstenthr­on besteigen.

FÜR DEN KLÄGER IST DAS VERFAHREN „EINE FRAGE DER EHRE“

 ??  ?? ADEL DER KLÄGER Graf Louis de Causans aus Paris fordert 351 Mio. Euro Schadenser­satz FÜRST RAINIER starb 2005 RAINIERS VATER Pierre (M.), sein Großvater Louis II., seine Schwester Antoinette und Mutter Charlotte (r.) Fürst Rainiers Mutter Charlotte kam unehelich als Sohn einer Tänze‑ rin zur Welt. Ihr Vater Louis II. adop‑ tierte Charlotte, damit Monaco in der Blutlinie bleibt. FÜRST RAINIER, DAS KIND EINER UNEHELICHE­N
ADEL DER KLÄGER Graf Louis de Causans aus Paris fordert 351 Mio. Euro Schadenser­satz FÜRST RAINIER starb 2005 RAINIERS VATER Pierre (M.), sein Großvater Louis II., seine Schwester Antoinette und Mutter Charlotte (r.) Fürst Rainiers Mutter Charlotte kam unehelich als Sohn einer Tänze‑ rin zur Welt. Ihr Vater Louis II. adop‑ tierte Charlotte, damit Monaco in der Blutlinie bleibt. FÜRST RAINIER, DAS KIND EINER UNEHELICHE­N
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FÜRST ALBERT (hier mit Ehefrau Charlène) ist seit dem Tod seines Vaters Rainier 2005 Fürst von Monaco

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