Bunte Magazin

Das Humboldt-Forum: Berlins neues Kultur-Highlight

HELMUT DORGERLOH war der Herr der Schlösser von Berlin und Brandenbur­g. Nun baut er in der Hauptstadt ein neues auf …

- Interview: Claus Dreckmann

WIR ERWARTEN PRO JAHR ÜBER 3 MILLIONEN BESUCHER DAS FORUM WIRD DAS NEUE STADTQUART­IER VON BERLIN

Seine letzte Dienstansc­hrift war „Allee nach Sanssouci Nr. 5“am Fuße des berühmten Schlosses Sanssouci von Friedrich dem Großen (1712–1786) in Potsdam. Jetzt ist Helmut Dorgerloh Generalint­endant des Humboldt Forums. Unter seiner Obhut entsteht auf dem ehemaligen Gelände des Palasts der Republik ein weltweit einzigarti­ges Projekt. Ende 2019 soll das Forum eröffnen.

Herr Dorgerloh, warum bauen Sie das einst von den Sozialiste­n gesprengte Berliner Stadtschlo­ss wieder auf? Zunächst einmal handelte es sich um das Berliner Schloss, nicht um das Stadtschlo­ss. Das steht in Potsdam. Deshalb, und um einige andere Irrtümer aus dem Weg zu räumen, werden wir im Eingangsbe­reich ganz knackig acht Jahrhunder­te Geschichte in acht Minuten einschließ­lich Palast der Republik erläutern. Das sollte die Kritiker beruhigen. Hier ist das Humboldt Forum.

Wie darf ich mir das fertige Objekt vorstellen? Es gibt in Berlin kein vergleichb­ares Gebäude. Das Humboldt Forum umschließt zwei Innenhöfe, Teile des Dachs werden begehbar sein und bieten eine spektakulä­re Aussicht auf die Stadt. Das Forum wird das neue Stadtquart­ier von Berlin sein. Wir rechnen mit drei Millionen Besuchern pro Jahr.

Was gibt es im Humboldt Forum zu sehen? Es werden einzigarti­ge Exponate gezeigt – bis hin zu Stücken aus dem Palast der Republik. Wir werden afrikanisc­he, asiatische, mittel- und südamerika­nische Kunst präsentier­en. Wir werden aber nicht nur Stücke zeigen, sondern sie mit heutigen Fragestell­ungen in Verbindung bringen.

Wird das neue Haus also ein Museum? Es wird ein Erlebnisor­t sein – und ein Museum. Keiner wird glücklich, wenn er einfach alte Schallplat­ten aus dem Archiv der Humboldt-Universitä­t zu sehen bekommt. Wir müssen Fragen stellen wie: Haben wir überhaupt das Recht, Aufnahmen alter, ritueller Lieder zu hören?

Könnten Sie das bitte näher erklären? Die zentrale Frage im Humboldt Forum lautet: Wie gehen wir mit unserer Geschichte und Kultur um? Wir zeigen historisch­e Sammlungen aus vielen Teilen der Welt, aber nicht nur, um in die Vergangenh­eit zu schauen, sondern um zu sehen: Was interessie­rt uns heute an diesen alten Dingen? In Potsdam wollen manche unbedingt bei Friedrich dem Großen eine Kartoffel aufs Grab legen, obwohl der nie eine Kartoffel gegessen hat. Diese Menschen informiere­n wir. Andere möchten spazieren gehen, etwas essen. Wir wollen ein Angebot für alle sein. Es wird Werkstatta­ngebote geben, Tanz, Musik…

Das klingt nach einem Angebot für alles und jeden… Weil es so etwas wie das Humboldt Forum noch nie gegeben hat. Die Humboldt-Universitä­t und die Staatliche­n Museen Berlin als Partner begeben sich gemeinsam in eine neue Konstrukti­on, die sie so noch nicht kennen, und müssen neue Präsentati­onsformen finden. Es ist ein Abenteuer, aber eines, bei dem die Chancen auf Erfolg größer sind als die Risiken.

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SCHLÖSSERE­XPERTE Helmut Dorgerloh ist neuer Generalint­endant des Humboldt Forums
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IM HERZEN von Berlin: die Baustelle am Schlosspla­tz

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