Als reife Frau traf sie die wahre LIEBE
das Buch „Zwischen zwei Leben“) unterstützte Tina Turner bei ihrer Autobiografie, gemeinsam mit der US-Autorin Deborah Davis, Biografin der US-Talkmasterin Oprah Winfrey.
Monatelang führte Wichmann intensive Gespräche mit Tina, er begleitete sie sogar zur Dialyse ins Krankenhaus in Zollikon. „Die Voraussetzung, ein solches Buch zu schreiben, ist totales Vertrauen. Egal, in welcher Lebenssituation. Tina ist sehr intuitiv und emotional. Sie schaut dich an und vertraut dir oder auch nicht. Sie ist ein extrem spiritueller Mensch.“Er lacht. „Ein, zwei Mal hat sie auch gesungen, als ich bei ihr war. Sie erzählte mir von ihrem berühmten Tanz, dem Pony. Als sie merkte, dass ich keine Ahnung habe, stand sie auf und tanzte vor mir. Sie meinte damals: ‚Ich hoffe, dass du besser schreibst, als du tanzt.‘“
Während Tina Turner ab Juli 2016 stundenlang an der Dialyse hängt, denkt sie über ihr Leben nach: über ihren Ehemann Erwin Bach, den sie im Juli 2013 heiratete und den sie „die Liebe meines Lebens“nennt, „der Mann, in den ich mich 1986 auf den ersten Blick verliebt hatte, bei dem mir schwindelig wurde, kaum, dass ich ihn erblickt hatte“. Er machte ihr mehrere Heiratsanträge, 2012, im Urlaub auf einer Jacht im Mittelmeer, sagte sie Ja. „‚Ja!‘, rief ich. Ich sagte Ja zu Erwin und Ja zur Liebe. Dieses Bekenntnis fiel mir nicht leicht. Schließlich war ich inzwischen 73 und würde zum ersten Mal in meinem Leben Braut sein. Ja wirklich, zum ersten Mal. Ich heiße Tina Turner und war die Ehefrau von Ike Turner. Aber ich war niemals eine Braut.“
1962 hatte sie Ike Turner, dem Vater ihrer beiden Söhne, in Tijuana/Mexiko vorm Friedensrichter das Jawort gegeben. Sie schreibt: „Am Tag unserer Trauung fühlte ich mich nicht wie auf einer Hochzeit. Kein: ‚Sie dürfen die Braut jetzt küssen.‘ Kein Glas Sekt zum Anstoßen. Keine Glückwünsche. Kein Wort über den ‚Bund fürs Leben‘. Aber es kam noch schlimmer: Ike wollte Spaß haben in Tijuana, und zwar Spaß nach seinem Geschmack. Was machten wir also? Gingen geradewegs in ein Bordell. In unserer Hochzeitsnacht! Ich habe noch nie davon erzählt, weil ich es beschämend fand.“Dieses Erlebnis sei so „entsetzlich“gewesen, dass sie es verdrängte und lange Zeit aus dem Gedächtnis strich. Der Tag, an dem sie Erwin Bach heiratete, sei dagegen „ein Traum“gewesen. „Ein Fest wie im Märchen, mit einem Prinzen, einer Prinzessin und einem Schloss. Unserem Schloss, dem Château Algonquin in der Schweiz, wo wir seit 15 Jahren lebten. Das Allerwichtigste, das Brautkleid, hing bereits in meinem Ankleidezimmer.“Sie trug eine Robe von Armani, mit grünem Taft, schwarzem Seidentüll, Swarovski-Kristallen. Nur drei Monate nach der Hochzeit, „an einem gewöhnlichen Morgen im Oktober, als ich mich voller Freude auf einen Urlaub mit Freunden in Marrakesch vorbereiten wollte“, platzte die Seifenblase der Unbeschwertheit, in der Tina sich eingenistet hatte. „Mir wurde auf schreckliche Weise meine Sterblichkeit vor Augen geführt. Als ich aufwachte, versuchte ich zu sprechen, brachte jedoch kein Wort heraus.“Sie hatte einen Schlaganfall erlitten. „Die ganze Zeit dachte ich: ,Es darf nicht wahr sein, dass Tina Turner gelähmt ist.‘“Doch es kam noch schlimmer: „Im Januar 2016 bekam ich zu meinem Entsetzen die Diagnose Darmkrebs. (…) ‚Bereust du es nicht, eine alte Frau geheiratet zu haben?‘, fragte ich tränenüberströmt. Glücklicherweise trug Erwin das alles mit Fassung. Einen Monat nach der Diagnose wurde ich operiert und man konnte den kranken Teil meines Darms entfernen.“Und dann kapitulierten Tinas Nieren. „Das war der Moment, in dem Erwin verstand, wie realistisch die Möglichkeit meines Todes war. Tief bewegt erklärte er mir, dass er mich nicht verlieren wolle, dass ich nicht gehen dürfe. Erwin schlug mir vor, mir eine seiner Nieren zu spenden.“Sieben Tage nach der Operation durften Tina und ihr Mann die Klinik verlassen. „Am Anfang dachte ich, ‚Mensch, der Erwin, der hat ja eine Riesenpartie gemacht mit Tina‘“, sagt Dominik Wichmann. „Mit den Erfahrungen unserer Zusammenarbeit sage ich: ‚Die beiden haben ein irres Glück, einander gefunden zu haben.‘“