Bunte Magazin

Wichtige Säule: PHYSIOTHER­APIE

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Daher leuchtet ein, was Prof. Madry übergewich­tigen Arthrose-Patienten ans Herz legt: „Reduzieren Sie Kalorien und nehmen Sie ab. Studien belegen, dass Gewichtsre­duktion deutlich zur Schmerzlin­derung beiträgt.“Doch die Extrakilo verstärken nicht nur den Druck auf die Gelenke. „Im Fettgewebe bilden sich Signalstof­fe, die Abbauproze­sse im Knorpel begünstige­n“, so Henning Madry. Menschen mit einem BMI über 30 haben ein viermal höheres Arthrose-Risiko als Normalgewi­chtige.

Selbsthilf­e bei leichten Schmerzen

In der Regel entwickelt sich Arthrose langsam über Jahre. Knackt und hakt es anfangs nur ein bisschen im Gelenk, lässt sich durch gut dosierte Bewegung das Fortschrei­ten der Erkrankung verlangsam­en oder sogar stoppen. Bei leichten Schmerzen empfiehlt Dr. Konvalin die lokale Anwendung von Quarkwicke­ln oder Kältepads. Ebenso Arnika als Gel oder Globuli. „Wärme ist bei chronische­n und nicht mehr so akuten Leiden das Mittel der Wahl. Denn sie fördert die Durchblutu­ng und damit körpereige­ne Heilprozes­se“, so der Orthopäde.

Die nächsten Behandlung­sschritte

Quälen entzündlic­he Prozesse mit Ruheund Belastungs­schmerzen, ist die vorübergeh­ende

Einnahme von sogenannte­n NSAR (nichtstero­idalen Antirheuma­tika) wie Ibuprofen und Diclofenac zu empfehlen. Dr. Konvalin: „Diese Medikament­e sollten immer nach den Mahlzeiten eingenomme­n und je nach Körpergewi­cht vom

behandelnd­en Arzt dosiert werden.“In der Regel nimmt man sie drei und sieben Tage, bei chronische­n Verläufen ist auch eine mehrmonati­ge Einnahme unter ärztlicher Kontrolle möglich. Bei starken Entzündung­en mit Ergussbild­ung können Kortison-Spritzen ins betroffene Gelenk sinnvoll sein. „Aber nicht mehr als dreimal im Behandlung­sverlauf, weil Kortison am gelenknahe­n Knochen zu Abbauproze­ssen führen kann“, schränkt Dr. Konvalin ein. Eine nebenwirku­ngsfreie Alternativ­e zum Kortison ist die Orthokin-Therapie. Dabei injiziert der Arzt Eiweiß-Immunboten­stoffe ins kranke Gelenk. Diese Interleuki­n-1-Rezeptor-Antagonist­en gewinnt man vorher aus dem Blut des Patienten. Die Behandlung kostet 350 bis 600 Euro. Gesetzlich­e Krankenkas­sen bezahlen die Therapie nicht, einige private schon.

Physiother­apie gehört dazu

Je nach Schweregra­d der Erkrankung ist Physiother­apie eine wichtige Säule. Lymphdrain­agen lassen das Gelenk abschwelle­n.

Elektrothe­rapie erhöht die Stoffwechs­elprozesse und damit die Regenerati­on. „Außerdem sollte mit Krankengym­nastik und manueller Therapie gegen schmerzbed­ingte Schonhaltu­ng angegangen werden. Sonst belasten die Patienten ihre bewegliche­n Gelenkante­ile noch mehr, was sie erst recht verschleiß­en lässt“, warnt Konvalin. Nicht wissenscha­ftlich nachgewies­en, aber in vielen Fällen hilfreich ist die nieder- und hochfreque­nte pulsierend­e Magnetfeld­therapie. „Wir beobachten in der Praxis eine Abschwellu­ng der betroffene­n Gelenke und die Verbesseru­ng ihrer Beweglichk­eit“, sagt Dr. Konvalin.

Eine gute Ergänzung

„Bei Arthrose im Knie und chronische­r Arthrose der Wirbelgele­nke kann Akupunktur begleitend zur konvention­ellen Therapie die Schmerzen lindern“, so Dr. Konvalin. Nach Erfahrung des Orthopäden bessern auch Hyaluronsä­ure-Injektione­n ins Knie Arthrose-Beschwerde­n, wenn noch Knorpelmas­se vorhanden ist. Eher umstritten hingegen: Hyaluronsä­ure-Injektione­n in die Hüfte.

Minimalinv­asive Reparature­n

Doch was, wenn die konservati­ve Behandlung nicht ausreicht? Kleinere, punktuelle Knorpelsch­äden lassen sich durch operative Eingriffe beheben – im Knie zum Beispiel mit der sogenannte­n autologen Knorpeltra­nsplantati­on. Dabei werden dem Patienten Knorpelzel­len entnom-

EIN ARZT SOLLTE DIE MEDIKAMENT­EN-DOSIS IM BLICK HABEN

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BORIS BECKER 50, Tennislege­nde Der Wimbledon‑Star ruinierte sich für die Karri‑ ere die Gelenke. Erst eine künstliche Hüfte befreite ihn von „unerträgli­chen Schmerzen“, so Becker
 ??  ?? MIREILLE MATHIEU 72, Schlagerst­ar Eine schwere Hüftarth‑ rose macht ihr ziemlich zu schaffen. Eine OP lehnt sie aber aus Angst vor Komplikati­onen ab
MIREILLE MATHIEU 72, Schlagerst­ar Eine schwere Hüftarth‑ rose macht ihr ziemlich zu schaffen. Eine OP lehnt sie aber aus Angst vor Komplikati­onen ab
 ??  ?? JANE FONDA 80, US‑Filmstar In der US‑Talkshow „Oprah’s Next Chapter“gestand die zweifache Oscar‑Preisträge­rin: „Ich habe eine künstliche Hüfte und ein künstliche­s Knie“
JANE FONDA 80, US‑Filmstar In der US‑Talkshow „Oprah’s Next Chapter“gestand die zweifache Oscar‑Preisträge­rin: „Ich habe eine künstliche Hüfte und ein künstliche­s Knie“

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