Ein gutes ESSEN kann FRIEDEN schaffen
SARAH WIENER Die Starköchin schreibt über die (politische) Macht des Essens und verrät BUNTE, warum Kanzlerin Merkel so geerdet ist wie eine Kartoffel …
Die Macht auf dem Teller hat Sarah Wiener, 56, früh erkannt. In ihrem neuesten Buch beschreibt die pro‑ minente Köchin, wie Essen die große Politik schon immer beeinflusst hat: „Die erste Mahlzeit am Feuer war die erste kreative Kulturleistung überhaupt. Selbst Friedens‑ gespräche gingen mit einem Essen einher. Wir vergiften uns ja nicht gegenseitig, sondern essen alle aus demselben Trog. Essen schafft etwas Verbindendes und kann der Beginn sein für emo‑ tionale Abrüstung“, verriet sie BUNTE.
Was würden Sie bei einem Bankett für Angela Merkel kochen? Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass sich die Beteiligten nä‑ herkommen wollen und nicht feindlich gegenüberstehen. Ich würde deshalb auf Knoblauch und Blähendes verzichten. Bei Angela Merkel würde ich Weißwein servieren, nur auf frische biologische Zutaten zurückgreifen, am besten aus der Ucker‑ mark. Eher einfache, leichte Hausmannskost, da die Politiker generell zu viel sitzen und sich zu wenig bewegen. Vielleicht Fisch und mediterranes Gemüse. Ein österreichisches Dessert müsste es dann schon sein.
Wie verhält es sich mit Alkohol? Nur ein heimlicher Alkoholiker oder ein Dummkopf würde sich bei wichtigen politischen Gesprä‑ chen die Kante geben. Die Maßlo‑ sigkeit beim Alkohol macht Politi‑ ker verletzbar, manipulierbar und sehr emotional. So sollte man sich höchstens im geschützten Freundeskreis verhalten. Andererseits: Ein Gläschen Champagner oder ein Gin Tonic kann durchaus die Stimmung in so einer Runde auflockern. Es kommt eben immer auf die Menge an.
Welche Botschaft kann ein Essen vermitteln? Ein Rezept ist immer politisch. Ein Essen kann jeman‑ den ehren oder kränken. Es zeigt auch: was mir jemand wert ist und ob ich mir Gedanken gemacht habe oder ich z. B. kopflos einem Moslem einen Schinken serviere.
Was sagt die geliebte Kartoffelsuppe der Kanzlerin über sie aus? Die Kanzlerin ist so geerdet wie die Kartoffel. Ihr Lieb‑ lingsgericht zeigt, wie bodenständig und normal sie geblieben ist. Ohne Allüren. Sie muss nicht Peter‑ silie zu Origami falten, um sich darzustellen. Ich denke mal, Angela Merkel hat ein tiefes Urvertrauen in sich selbst und in ihre Fähigkeiten.
Was würden Sie für Donald Trump kochen? Auch wenn Sie mir das leicht unterstellen könnten: Ich würde ihm nicht die Suppe versalzen. Das halte ich für ein Sakrileg. Ich bekoche immer den Menschen und nicht das Schlechte in ihm oder seine Position. Ich halte Donald Trump aber nicht für einen großen Ge‑ nießer oder gar Gourmet. Er wird es nicht besonders scharf oder innovativ mögen, ein mildes Gulasch gin‑ ge. Er scheint mir der Rinderfilet‑Typ mit Sättigungsbeilage zu sein. Beim Servieren würde ich übrigens strikt darauf achten, dass ich eine Hose trage und kein Kleid (lacht).
Interview: C. Beck-Mannagetta/D. Funke