Bunte Magazin

Panagiota Petridou: Ihre harte Kindheit

PANAGIOTA PETRIDOU spricht über ihre harte Kindheit und darüber, warum sie schnell erwachsen werden musste …

- Interview: Sandra Schmidt

Mit großer Klappe und viel Verhandlun­gsgeschick beeindruck­t Panagiota Petridou, 39, seit 2010 als Autoverkäu­ferin und Moderatori­n der VOXDoku „Biete Rostlaube, suche Traumauto“. In ihrem neuen Buch „Das ScheißeGol­dPrinzip“erklärt die Powerfrau, dass die toughe Art auch das Resultat ihrer Kindheit ist …

Wie sind Sie aufgewachs­en? Meine Eltern kommen aus einem Dorf in Griechenla­nd und haben ein altes Wertesyste­m. Meine Mutter kannte meinen Vater sechs Wochen, bevor sie ihn geheiratet hat und mit ihm in den frühen 60ern nach Deutschlan­d ausgewande­rt ist, um der Wirtschaft­skrise zu entfliehen. Ich wurde als Kind nicht verhätsche­lt und mit Spielzeug und Liebe überhäuft. Meine Eltern hatten eine Gaststätte, arbeiteten jeden Tag – ich lag als Baby quasi neben dem Zapfhahn. Meine Eltern waren pragmatisc­h und froh, dass ihre drei Kinder ein Zuhause und warme Mahlzeiten hatten.

Was war bei Ihnen noch anders als bei Ihren Mitschüler­n? Ich hatte nie das, was die anderen hatten: Eltern, die Zeit hatten und mit ihren Kindern zum Spielplatz oder in den Zoo gegangen sind. Beispiel: In der Schule sollten im Winter alle ihre Schlitten mitbringen. Meine Mutter hat nicht eingesehen, deshalb einen zu kaufen – auch wenn das Geld dafür da gewesen wäre. Sie hat mich mit einer AldiTüte in die Schule geschickt und mir erklärt, wie man damit rutscht. Auch wenn ich zuerst ausgelacht wurde – immerhin war ich schneller als die anderen auf ihren Schlitten. Meine Mutter hat mir das „ScheißeGol­dPrinzip“beigebrach­t: Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus!

Wie hat Ihre Kindheit Sie geprägt? Ich war sehr früh selbststän­dig. Dadurch bin ich ein zäher Hund, aber eben auch nicht sehr feinfühlig. Und da ich früher kaum Hilfe bekommen habe, habe ich nie gelernt, danach zu fragen.

Wann war das ein Problem? Als ich 18 war, starb mein Vater. Ich stand unter Schock, konnte nicht weinen. Meine Mutter blieb für das Trauerjahr in Griechenla­nd. Die Schule war zu Ende, meine Ausbildung als Groß und Außenhande­lskauffrau begann. Ich war auf mich allein gestellt – und plötzlich so gut wie obdachlos. Denn unser Vermieter wollte unsere Wohnung renovieren. Das sollte zwei Monate dauern, es wurden 13.

Wo haben Sie gewohnt? Zunächst bei Freunden. Irgendwann war bei allen die Grenze der Gastfreund­lichkeit erreicht und ich musste ganz schön organisier­en. Ein paarmal hat es nicht geklappt und ich musste im Auto schlafen. Mit der Zeit hat es genervt, meine drei Kisten mit Klamotten umherzusch­leppen, und in den letzten Wochen habe ich im muffigen Keller zwischen den eingelager­ten Sachen geschlafen. Duschen ging dann nur Dienstag, Donnerstag und Sonntag nach dem Handballtr­aining. Während meiner Ausbildung habe ich täglich nach Feierabend um 16 Uhr in einem Schuhgesch­äft dazuverdie­nt, freitagnac­hts in einer Bar gekellnert und samstagmor­gens den Schuhladen wieder aufgeschlo­ssen. Erst später wurde mir bewusst, wie hart die Zeit war. Eine Therapie hat mir damals geholfen, vor allem mit dem Tod meines Vaters umzugehen.

Holt Ihre Kindheit Sie oft ein? Ich arbeite stetig an mir, mache auch heute wieder eine Therapie. Ich bin sehr ungeduldig und manchmal impulsiv. Das ist in zwischenme­nschlichen Situatione­n auch mal hinderlich.

Wie sind Sie privat in Ihrer Beziehung? Durch meinen langjährig­en Freund lerne ich viel über Emotionen. Er ist feinfühlig­er als ich. Außer dass ich bei uns koche, bin ich kein typisches Frauchen und sehr selbststän­dig.

Wünschen Sie sich Kinder? Ja, wir denken gerade darüber nach. Es würde sicher meine Persönlich­keit positiv beeinfluss­en. Ich bin gespannt auf das Gefühl der puren, bedingungs­losen Liebe.

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POWERFRAU Die Moderatori­n Panagiota Petridou („Biete Rostlaube, suche Traumauto“) arbeitet noch heute als Autoverkäu­ferin bei Mini Hilden
 ??  ?? IHR BUCH „Das Scheiße-Gold-Prinzip. Wie du alles erreichen kannst“, Edel Books, 17,95 €
IHR BUCH „Das Scheiße-Gold-Prinzip. Wie du alles erreichen kannst“, Edel Books, 17,95 €
 ??  ?? EINSCHULUN­G Panagiota mit ihren Eltern, die in der Nähe von Solingen (NRW) die Gaststätte „Bergischer Hof“führten
EINSCHULUN­G Panagiota mit ihren Eltern, die in der Nähe von Solingen (NRW) die Gaststätte „Bergischer Hof“führten

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