Kolumne: Ein Künstler managt St. Moritz
Er habe immer nach dem Prinzip gehandelt: „Wer zuhört, wird klüger“, sagt der Schweizer Christian Jenny. Offenbar braucht der Nobelskiort St. Moritz einen optimistischen Zuhörer, denn der 40-jährige Künstler wurde zum Gemeindepräsidenten gewählt. Damit ist Christian Jenny das politische Ober- haupt des Milliardärsdorfs im Engadin.
Der Mann, der nun „keinen Politiker spielen“will, vereint bereits ziemlich viele Jobs und Talente in seiner Person: Sänger, Produzent, Unternehmer, Konzertveranstalter, Spaßvogel, Netzwerker und immer auch ein bisschen Luftikus. Als Gründer des Jazzfestivals St. Moritz holte er „mit Verhandeln und Betteln“die größten Stars der Szene in den „Dracula Club“seines Freundes Rolf Sachs: Nigel Kennedy beispielsweise, Diana Krall, Till Brönner oder Chick Corea.
Jennys eigene künstlerische Karriere begann als Kind bei den Zürcher Sängerknaben. Als Knabensolist sang er bei den Salzburger Festspielen in Puccinis „Tosca“unter Herbert von Karajan. Später ließ er sich an der Musikhochschule in Berlin zum klassischen Tenor ausbilden. Er sei mit Gott und dem Teufel befreundet, vertraute Jenny einer Schweizer Zeitung im Interview an. Als Politikneuling im Dorf des internationalen Jetsets wird er vermutlich die Hilfe beider Freunde gebrauchen können