Bunte Magazin

Steffi Jones: Lebenskris­e – ihre Frau stand zu der Ex-Nationaltr­ainerin

Die Fußball-„Kaiserin“verlor im März ihren Job als DFB-Bundestrai­nerin. Ihre Enttäuschu­ng hat sie inzwischen verarbeite­t – und nun ist sie bereit für Neues, erzählt sie BUNTE

- Interview: Tanja May

Ein Bauernhof für die gesamte Familie wäre klasse. Genügend Platz für Steffis Mutter, Nicoles Eltern und die drei Hunde Vinn, Yando und Cora. Steffi Jones, 45, lacht, als sie BUNTE von dem „Herzenswun­sch“erzählt, den sie und ihre Frau Nicole Jones, 49, haben. „Wir halten schon seit Längerem Ausschau nach einem geeigneten Haus mit großer Wiese. Die Hunde bereichern unser Leben. Wir haben ja keine Kinder. Die Hunde sind zwar kein Kinderersa­tz für uns, aber sie tun der ganzen Familie gut.“Sie lächelt. „Für mich waren sie eine Art Therapie. Mit Hunden muss man jeden Morgen rausgehen, auch wenn es einem schlecht geht und man sich am liebsten im Haus verkrieche­n würde. Wir waren viel im Wald, bei Wind und Wetter. Die Hunde haben mich abgelenkt. Das hat mir in den ersten Wochen extrem geholfen.“Und natürlich „meine großartige Frau“. Steffi und Nicole Jones sind seit Juni 2014 verheirate­t, das Paar lebt in Gelsenkirc­henBuer, dort führt Nicole ihr eigenes IT-Unternehme­n (5Minds IT-Solutions GmbH & Co. KG) mit mehr als 50 Mitarbeite­rn. „Nicole und ich sind in der Krise noch enger zusammenge­rückt. Sie war immer für mich da, wenn ich mal wieder nach Hause kam und meine Sorgen bei ihr abgeladen habe. Sie hat zugehört, damit ich emotional wieder herunterfa­hren konnte. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar.“Steffi wirkt entspannt und offen. Auf ihrem Schoß sitzt Beagle-Mix Cora, die Ehefrauen Jones haben den niedlichen Hund über eine Tierschutz­organisati­on vor dem Tod im Suppentopf in Korea gerettet, im September wurde das jüngste Familienmi­tglied aus seiner Heimat nach Deutschlan­d geflogen. Ginge es nach Nicole, würden sie noch viel mehr Hunde retten und aufnehmen. Steffi Jones lacht. „Ich bin fein damit. Mal sehen.“

Am 13. März trennte sich der DFB von Ihnen als Bundestrai­nerin der Frauennati­onalmannsc­haft. Wie erlebten Sie diesen Tag? Es war natürlich ein herber Rückschlag für mich. Bundestrai­nerin war mein Traumjob und bislang war es in meiner Karriere immer nur bergauf gegangen. An dem Tag selbst bin ich nach Hause gefahren und spürte – trotz aller Enttäuschu­ng – eine tiefe innere Erleichter­ung. Ich hatte ja in den Monaten davor ständig das Gefühl, dass jedes neue Spiel unserer Mannschaft ein Schicksals­spiel für mich und meine Zukunft als Trainerin ist. Von daher hatte ich genügend Zeit, mich auf das Ende vorzuberei­ten. Am meisten hat mich überrascht, wie froh Nicole und unsere Familien waren, dass der Spuk dann endlich ein Ende hatte. Sie alle haben ja über Monate hinweg mitgelitte­n, wenn negativ über mich berichtet wurde. Ohne meine Frau, Familie und engen Freunde hätte ich es nicht geschafft. In einer solchen Krise merkt man, auf wen man sich verlassen kann und auf wen nicht. Die Spreu trennt sich vom Weizen.

Vermissten Sie den nötigen Rückhalt im Job? Der Trainer ist immer allein, bei einer Frau gilt das besonders. Bei Frauen gibt es viel Neid und Missgunst und die Männer achten schon darauf, dass sie die Nummer eins bleiben.

Hadern Sie mit Ihrem Schicksal? Nein. Ich bin weder verletzt noch nachtragen­d. Die ersten Wochen waren sicher hart für mich. Aber ich war selbst überrascht, wie schnell ich das Thema verarbeite­t hatte. Inzwischen bin ich absolut mit mir im Reinen und habe die Vergangenh­eit abgeschlos­sen. Die berufliche Pause war wichtig für mich, jetzt bin ich topfit und will wieder angreifen. Sie sind freigestel­lt, Ihr Vertrag läuft noch bis zum 30. April 2019. Werden Sie beim DFB bleiben? Ich hätte bereits im Sommer eine neue Aufgabe beim DFB übernehmen können, doch das wollte ich nicht. Ich werde überhaupt nicht mehr zurückkehr­en. Der DFB und ich haben uns fair geeinigt. Ab dem 1. Mai 2019 möchte ich mich voller Lust und Elan einer neuen Aufgabe stellen. Erste Gespräche laufen schon.

Bleiben Sie dem Fußball treu? Fußball ist mein Leben und hat mich geprägt. Ich muss nicht unbedingt als Trainerin arbeiten, wobei ich darauf große Lust hätte. Ob für einen Verein oder für eine andere Nationalma­nnschaft. Ich würde auch ins Ausland gehen. Nicole will mich auch bei diesem Schritt wieder hundertpro­zentig unterstütz­en. Wir sind uns einig, dass unsere tiefe Liebe auch eine räumliche Distanz gut aushalten wird. Wir wissen noch nicht, wo uns das alles hinführen wird. Aber alles im Leben hat seinen Sinn, aus menschlich­er wie berufliche­r Hinsicht. Wir sind neugierig auf unsere Zukunft und wer weiß, vielleicht bekommen wir ja doch irgendwann unseren eigenen Hof und noch einen vierten Hund…

UNTER FRAUEN GIBT ES VIEL NEID UND MISSGUNST

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