Sebastian Copeland: Ein BAMBI für den Umweltschützer
SEBASTIAN COPELAND fotografiert den Klimawandel im ewigen Eis. Er bekommt den BAMBI „Unsere Erde“und sagt:
Hollywood war seine zweite Heimat. Sebastian Copeland, 54, geboren in Paris, aufgewachsen in London und New York, war Star-Fotograf für Hochglanz-Magazine und Filmstudios. Er hatte Sandra Bullock und Phil Collins vor seiner Kamera, Salma Hayek und Orlando Bloom, der auch sein Cousin ist. Vor knapp 20 Jahren verwirklichte er einen Traum, den er schon als Junge hatte, als er die Bücher von Jack London („Der Seewolf“) und die Abenteuer von „Tim und Struppi“verschlang: Er machte eine Expedition zum Nordpol.
„Danach war mir klar, dass ich etwas ändern musste“, erinnert sich Copeland. „Es gab für mich keinen Weg zurück zu Gla‑ mour und Werbung.“Copeland fand etwas Spannenderes: die Natur. Mit seiner Kamera wurde er zum Biografen des ewigen Eises in Arktis und Antarktis – und er zeigt uns, wie es schmilzt. Seine vielfach preisgekrönten Bilder, aktuell zu sehen in der Galerie Camera Work in Berlin und in seinem Buch „Arctica – The Vanishing North“(teNeues), sind faszinierend und beunruhigend zugleich. Das Eis wird nicht nur weniger, sondern auch dünner, weiß Copeland. „Die Arktische See bestand in den 80er‑Jahren aus 57 bis 80 Prozent dauerhaftem Eis, das die Jahreszeiten über‑ steht. Heute sind es nur noch 3 bis 7 Prozent, der Rest ist neues Eis, das kommt und geht. Aber das Eis ist nur ein früher Indikator dafür, wie wir unsere Erde insgesamt zerstören.“
Copeland schickt uns einen Alarmruf und der betrifft nicht nur die Umwelt: „Der Mensch ist der Erde völlig egal. Wir sind ein Zufalls‑ produkt und nicht da‑ für gemacht, ewig zu bleiben. Wir steuern sehenden Auges in eine Katastrophe und halten dabei ein Schläf‑ chen am Steuerrad. Wir leben wie ein Vi‑ rus, der seinen Lebensraum bis aufs Letzte ausnutzt und schließlich tötet. Die Erde ist 4,5 Milliarden Jahre alt, der Mensch gera‑ de mal 175 000 Jahre. Stephen Hawking gab der Menschheit noch 1000 Jahre. Ich glaube, wir haben weniger als 200 Jahre, wenn wir uns nicht von Grund auf ändern.“
Copeland hat prominente Unterstützer wie Leonardo DiCaprio und Penélope Cruz. Firmen wie Timberland und Napapijri und die Familienfonds Benenson und Goergen finanzieren seine Expeditionen.
Und dann gibt es da noch etwas, das zeigt, dass Copeland die Hoffnung nicht aufgegeben hat: Mit seiner deutschen Ehefrau Carolin, einer Ärztin, hat er zwei Töchter, zwei und vier Jahre alt. Copeland: „Medizinisch gesehen ist es nicht unwahr‑ scheinlich, dass unsere Kinder 80 oder 90 Jahre alt werden“, sagt Copeland. „Ich will dabei mit‑ helfen, dass sie auch im Jahr 2100 noch auf der Erde leben können.“