Hendrik te Neues (†):
HENDRIK TE NEUES Der Unternehmer hielt den Schmerz nicht länger aus, der seit Jahren auf seiner Seele lastete. Ein Albtraum für seine Lieblingsmenschen
Der Schmerz in der Seele war zu groß – Freunde und Familie trauern um den bekannten Verleger
Der Himmel über München ist grau, es regnet in Strömen an diesem 9. Oktober 2019, als Hendrik te Neues, 67, endgültig seinen Frohsinn und seinen Lebenswillen verliert. Gegen 19 Uhr geht ein Notruf bei der Münchner Feuerwehr ein. In einer Wohnung im Hochparterre einer noblen Terrassenwohnanlage im feinen Herzogpark im Stadtteil Bogenhausen wird eine leblose Person gefunden. Der Rettungswagen rast sofort los, auch Polizei und Kripo sind schnell zur Stelle, doch der Notarzt kann nur noch den Tod des beliebten Verlegers feststellen.
Als das Bestattungsunternehmen Hendrik te Neues mitnimmt, bricht für seine Lebensgefährtin Jennifer Klaschka, 37, eine Welt zusammen. Die herzliche Blondine fand ihren Liebsten, als sie nach Feierabend in seine Wohnung kam. Man kann nur erahnen, wie es der jungen Frau, die seit zwei Jahren die große Liebe von Hendrik te Neues war, gehen mag. „Ich liebe diesen Mann und werde ihn immer lieben“, sagt die Marketingexpertin zu BUNTE, als wir einen Tag später telefonieren. Sie weint bitterlich. „Ich stehe unter Schock und warte darauf, aus diesem bösen Traum aufzuwachen und festzustellen, dass Hendrik wieder bei mir ist. Ich vermisse ihn unendlich.“
Noch am Tag bevor der charismatische Unternehmer freiwillig aus dem Leben schied, hätte das Paar Pläne fürs Wochenende und für Weihnachten geschmiedet, erzählt Jennifer, die liebevoll „Jenny“genannt wird. „Wir wollten dieses Jahr in Kitzbühel feiern“, erzählt sie. „Hendrik war ein unfassbar toller Mensch. Er war stets für alle da und hatte deshalb viele enge Freunde. Jeder, der ihn liebte, ist innerlich zerstört vor Trauer. Wir stehen uns jetzt alle bei, geben uns Kraft.“Pause. „Die Krankheit, an der Hendrik litt, ist leider nicht greifbar. Man sieht den Betroffenen nicht an, wie sie leiden. Nur Hendriks allerengste Menschen wussten über seinen Zustand Bescheid.“
Sein jüngster Bruder Sebastian te Neues, 50, der ebenfalls in der familieneigenen teNeues-Verlagsgruppe (Hauptsitz ist Kempen am Niederrhein, Hendrik wirkte von München aus. Es gibt Tochtergesellschaften in New York, London und Paris) tätig ist, sagt zu BUNTE: „Hendrik litt seit vielen Jahren an schweren Depressionen. Die Krankheit überfiel ihn schubweise. Zum Herbst hin war es besonders schlimm. Jetzt wusste er scheinbar keinen Ausweg mehr.“Auch er kämpft mit den Tränen. „Hendrik dachte, Medikamente und Gesprächstherapien würden ausreichen, ihm zu helfen. Wir, als Familie, hätten es lieber gesehen, wenn er sich stationär in eine Klinik begeben hätte. Aber das wollte er nicht. Er war überzeugt davon, die Krankheit im Griff zu haben.“
Sebastian te Neues ist auf dem Weg von Köln nach München, als BUNTE ihn auf dem Handy erreicht. In der Stadt am Rhein wohnt Hendrik te Neues’ einziger Sohn Julian, 28, aus der geschiedenen Ehe mit Désirée la Valette, die in New York lebt. Vater und Junior waren eng verbunden, auch mit seiner Exfrau verstand sich Hendrik te Neues blendend. Als Désirée über den Schicksalsschlag informiert wurde, flog sie sofort nach Deutschland, um ihrem Sohn, ihrem Ex-Schwiegervater Manfred te Neues, 94, und der ganzen Familie beizustehen.
Sie alle müssen nun damit klarkommen, dass Hendrik te Neues offenbar zu viel Schmerz auf seiner Seele verspürte, mit dem er nicht mehr fertigwurde. Im Januar 2018 kam sein enger Freund Edgar Bohlen, 65, bei einem Autounfall ums Leben, im Juli 2018 starb seine Mutter Alexa te Neues. Besonders tragisch war dann der Tod von Karl „Charly“Bagusat, der im März 2019 mit nur 26 Jahren durch einen schweren Verkehrsunfall in Berlin ums Leben kam. Hendrik te Neues war quasi der Ziehvater des sympathischen Charly, von 2006 bis 2014 war der Verleger mit Charlys Mutter Stephanie Gräfin von Pfuel, 58, liiert.
Als der blonde junge Mann in der bayerischen Gemeinde Tüßling (die Gräfin ist dort Bürgermeisterin) beigesetzt wurde, waren auch Hendrik te Neues und Jennifer unter den Trauergästen. Trotz ihres LiebesAus standen sich Stephanie von Pfuel und Hendrik te Neues sehr nah. Sein Tod ist für sie, so kurz nach dem Verlust ihres geliebten Kindes, ein doppelter Schicksalsschlag. Als BUNTE zwei Tage nach Hendriks Tod mit Stephanie von Pfuel telefoniert, klingt sie gefasst, aber auch unendlich traurig.
IM MÄRZ TRUG ER SEINEN ZIEHSOHN ZU GRABE
Sie sagt: „Hendrik ist und war mein engster Freund und Lebensgefährte, auch nach Ende unserer Beziehung. Für meine Kinder war und blieb er ein liebenswerter und wichtiger Wegbegleiter. Er war wie ein Familienmitglied und sein Sohn Julian wie mein Sohn oder der Bruder meiner Kinder. Wir sind zutiefst traurig über seinen Tod.“
BUNTE weiß, dass Stephanie von Pfuel in dieser schwierigen Zeit eine enorm wichtige Stütze für Hendrik te Neues’ Lebensgefährtin Jennifer ist. Die Frauen telefonieren viel. Zu BUNTE sagt Jenny: „Stephanie war ein ganz wichtiger Mensch für Hendrik – und auch für mich. Sie ist eine starke Frau und nahm mich vom ersten Moment an sehr liebevoll auf. Wir sind wie eine Familie, haben Feste gemeinsam gefeiert. Charlys Tod war und ist für Hendrik und mich ganz schrecklich.“
Ihre Stimme stockt. „Hendrik und ich waren uns so sicher, dass wir seine Krankheit mit unserer Liebe besiegen können. Wir dachten: Gemeinsam schaffen wir es. Aber diese fiese Krankheit nimmt einem leider die liebsten Menschen. Man ist machtlos. Ich habe alles für Hendrik getan. Ich habe ihn aus tiefstem Herzen geliebt. Und trotzdem konnte ich ihm nicht helfen. Dieses Wissen ist für mich ganz schlimm.“
Traf man Hendrik te Neues am Flughafen (er war ständig beruflich unterwegs, um weltweit mit den besten Fotografen, Designern, Architekten etc. neue Bildbände zu konzipieren) oder bei Veranstaltungen, wirkte er gut gelaunt, smart, offen und temperamentvoll. Stets braun gebrannt, perfekt gekleidet, seine braune Ledertasche unter dem Arm und ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Er wirkte glücklich und erlaubte sich in der Öffentlichkeit niemals auch nur die geringste Schwäche.
„Mein Bruder ließ sich ambulant behandeln. Leider hat das nicht gereicht“, sagt Sebastian te Neues zu BUNTE. „Er war ja auch nicht das ganze Jahr über krank. Es gab Phasen, da ging es ihm richtig gut. Er war glücklich mit Jenny und seinem Sohn, auch beruflich lief es gut. Für November plante Hendrik eine neue Buchpräsentation. Er hatte viele laufende Projekte und Pläne. Leider müssen wir nun akzeptieren, dass seine Depressionen stärker waren als jede Rationalität.“
Die Firma, darauf legt Sebastian te Neues Wert, „war in einem guten Move. Es gab Pläne, vielleicht auch zu kooperieren mit einer anderen Firma. Es geht auf jeden Fall weiter. Die Geschäftsführung in Kempen ist
IN DER ÖFFENTLICHKEIT ZEIGTE ER NIE SCHWÄCHE Er hatte so viele PLÄNE und Projekte
gesichert. Es gibt neben Hendrik noch einen Co-Geschäftsführer.“Die Firmengruppe hatte zwischenzeitlich finanziell zu kämpfen, doch sie ist nach wie vor internationaler Marktführer im Segment Fotografie-, Lifestyle- und Designbücher (sog. CoffeeTable-Books) und hat in 70 Ländern 245 lieferbare Titel im Angebot.
BUNTE weiß, dass Hendrik te Neues einen Abschiedsbrief an seine geliebte Jenny hinterlassen hat. Die Zeilen, so erzählen Freunde, seien „tröstlich geschrieben“, auch wenn die junge Frau „gerade einfach nur versucht, irgendwie zu überleben. Jenny leidet schrecklich.“Hendrik te Neues soll im engsten Kreis im Familiengrab auf dem Neuen Friedhof in seiner nordrheinwestfälischen Heimat beigesetzt werden. Auf Wunsch des Verstorbenen soll es eine Urnenbeisetzung werden.