Editorial
Gibt es einen Zusammenhang zwischen unserer Wegwerfgesellschaft und der hohen Scheidungsrate? Sind wir heute schneller bereit, eine Beziehung aufzugeben und uns von unserem Partner zu trennen? So, wie wir heute einen Plastikbecher verwenden, um ihn bequem entsorgen zu können? Anstatt eines Porzellanbechers, den wir sorgsam pflegen müssen? So, wie wir ein Handy gar nicht mehr reparieren lassen, weil es verlockender ist, gleich ein neues zu bestellen? Es sieht danach aus.
Waren es vor 25 Jahren noch mehrheitlich die jungen Ehen, die geschieden wurden, zieht sich heute die Scheidungsrate durch alle Altersgruppen. Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Bei einem zweiten Eheversuch erhöht sich diese Quote um zehn Prozent. Und bei einer dritten Ehe liegt sie bei fast 40 Prozent.
TV-Moderatorin Mareile Höppner und ihr Mann Arne Schönfeld waren 19 Jahre ein Paar, haben einen gemeinsamen Sohn. Jetzt verkündete Mareile die bevorstehende Scheidung. Bereits seit zwei Jahren gehen beide getrennte Wege. „Niemals ist man stolz oder froh, wenn so etwas passiert. Es macht traurig“, sagt sie. Eine lange Zeit wollten beide es nicht wahrhaben, dass ihre Liebe zerbrochen ist. Nicht nur dem Kind zuliebe kämpften sie um ihre Beziehung. Mit dem traurigen Ergebnis, auseinanderzugehen. In der Hoffnung, Freunde zu bleiben.
Niemand kann sagen, ob sie genug um ihre Liebe gerungen haben. Nicht einmal die beiden selbst. Wohl aber kann man sagen, dass es sich immer lohnt, eigene Wünsche und Befindlichkeiten hintanzustellen, um der Liebe die Vorfahrt zu lassen. Und beim nächsten Partner wird nicht automatisch alles besser. In der japanischen Kultur kennt man die Kunst des „Kintsugi“. Die Scherben von zerbrochenen Gefäßen werden mit Fugen aus Gold kunstvoll wieder zusammengesetzt. Diese Gefäße gewinnen dadurch an Wert, Schönheit und Haltbarkeit. Oft lohnt es sich, Zerbrochenes zu kitten, damit daraus etwas Schöneres erwächst. Das gilt auch für die Liebe – wenn man sich nur um sie bemüht.
It takes two to tango.