Der SPAGAT zwischen Selbstzweifeln und Wertschätzung
Bin ich schön? Und wie schön ist schön genug? Ungeschminkt vor die Haustür, um den Müll rauszubringen, geht ja noch. Aber sich so auf Instagram oder Facebook zeigen? Dazu braucht es jenseits der 30 eine Menge Mut und den Hashtag #nomakeup. Auch deswegen, weil dieses Foto bis in die Unendlichkeit im Internet-Universum steht und bewertet und kommentiert wird. Was sagt es über uns aus, wenn Selfies die Währung der Neuzeit sind und der Druck, immer perfekt zu sein, bereits auf Teenagern lastet? Sollten wir nicht mehr die Unterschiedlichkeit und Einzigartigkeit feiern als die Gesichter, die alle gleich auszusehen scheinen?
Fragen wie diese gab es genug bei den BUNTE Beauty Days in München. Natürlich ging es um das, was man beim Blick in den Spiegel sieht. Das, was optimierbar ist – durch die richtige Creme, gebleachte
Zähne oder die gezielt eingesetzte Botox-Spritze. Aber eigentlich ging es um das Selbstbild von Frauen. Jenes fragile Gebilde aus Selbstzweifeln und eigener Wertschätzung, das alltäglich dem millionenfachen, öffentlichen Vergleich mit cooleren, schlankeren, jüngeren Instagram-Schwestern ausgesetzt ist. Und hierzu hatten auf der Bühne rund 70 Prominente, hochrangige Mediziner und Kosmetik-Experten, Influencer, Stylisten, Coaches und Trainer eben auch die richtigen Antworten. Auch auf die Frage: Wie sehr verändern sich unsere Ideale von
Schönheit, wenn Posts, Likes und Follower die neue Währung sozialer Aufmerksamkeit sind? Und was macht das alles mit uns und unserem inneren Spiegelbild?
Bin ich glücklicher, wenn ich schlank und beweglich bin wie Influencerin Ivana Santacruz? Liegt das Geheimnis in einer ausgewogenen Ernährung wie bei Janina Uhse? Oder in Hyaluron-Drinks wie bei Sylvie Meis? Und wie viel Mut braucht es, sich in die Hände eines Friseurs zu geben, der einen jenseits der 60 noch einmal komplett neu erfindet? „Ich hatte Panik“, gestand Dagmar Wöhrl, 65, auf der Bühne.
„Aber ich habe mich getraut und freue mich über die Komplimente, die ich jetzt bekomme, wo ich nicht mehr so einen spießigen Look habe.“
Denn Schönheit sollte im besten Fall mit Wohlfühl-Endorphinen verknüpft sein und da gibt es keine Alters- oder Geschlechter-Grenze. Rund 80 000 Behandlungen führen ästhetische Chirurgen pro Jahr in Deutschland durch, Tendenz steigend – vor allem, was die Männer-Rate sowie kleinere Eingriffe wie Unterspritzungen mit Hyaluron und Botox betrifft.
„Dieses Glücksgefühl, wenn die Stirnfalten fünf Tage nach der Botox-Spritze verschwunden sind, ist unbeschreiblich“, so Dr. Cornelius Weber, der verrät, dass die Herren nur von „Bro-Tox“sprechen. Der Renner bei den Bros (Brothers) sind Lid- und Oberschenkelstraffungen, sagt die Statistik. Wibke Käferlein, Leitende Ärztin bei den ambulanten Beauty-Zentren M1 (Umsatz: rund 70 Millionen Euro), weiß noch mehr: „Bei den jungen Männern gibt es den Superhelden-Trend. Die wollen alle markante Gesichtszüge und ein kantiges Kinn wie Superman. Alles, was als Attribut für Erfolg und Können gilt.“
Über 10000 Besucher pilgerten am letzten Oktober-Wochenende zu den BUNTE Beauty Days. 2020 findet die Trend-Messe an drei Standorten – München, Düsseldorf, Mainz – statt. Beauty rocks!
„ JENNIFER KNÄBLE Moderatorin Ich finde den Trend #nomakeup gerade bei Models mit Makeln einfach großartig“
„Junge WIBKE KÄFERLEIN Leitende Ärztin M1 Männer wünschen sich ein SuperheldenAussehen“